"Dolce Vita" im Bierzelt:Die pure Lust am Leben

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Von wegen bayerische Gemütlichkeit: Die Showband "Dolce Vita" verwandelte das Bierzelt in eine tobende Diskothek - und versetzte das junge Publikum in Ekstase.

Eva-Maria Glück

Am Dienstagabend noch auf eine gemütliche Maß und ein Hendl aufs Volksfest? Von wegen. Wer ein Stück bayerische Gemütlichkeit im Festzelt suchte, war fehl am Platz. Das Bierzelt? Eine riesengroße Diskothek. Tische und Bänke? Die Tanzfläche. Die Speisekarten? Höchstens noch zum Luft zufächern. Das war der Tag der beliebten Showband Dolce Vita auf dem Freisinger Volksfest, und da geht's rund.

Nonnen aus dem Film "Sister Act" singen im Bierzelt den Gospelklassiker "I will follow him" und das Publikum jubelt. Die Freisinger Showband "Dolce Vita" versteht es seit Jahren wie keine andere, ihr Publikum zu begeistern und auf den Tischen und Bänken tanzen zu lassen. (Foto: FRS)

Das "Volk" ist am heutigen Abend vor allem "Jungvolk", doch auch eine Abordnung der älteren Generation wagt sich zum Auftritt der Dolce Vita ins Bierzelt. Allerdings musste man schon früh kommen, um 18 Uhr war kaum mehr ein Biertisch frei. Auf Anfrage wurde man aber gerne noch am ein oder anderen Tisch aufgenommen. "Rutsch eina", fünf Minuten später steht die erste Maß am Tisch. Auch am Nebentisch, wo eine Runde Mädels im Dirndl sitzt, wird fleißig bestellt. Doch als etwas später die Security das Alter der Gruppe kontrollieren will, verlassen einige kleinlaut das Zelt, bevor die Musik überhaupt angefangen hat. Ohne Ausweis, aber mit Bier: Schlechte Kombination.

Im Gespräch mit den Tischnachbarn stellt sich heraus, dass die Beiden Endvierziger extra aus Österreich zum Auftritt ihrer Lieblingsband angereist sind. Das nennt sich Einsatz. Von einigen Tischen weiter entfernt dringen französische Wortfetzen herüber, an einem anderen Tisch wird Englisch gesprochen, zwei Japaner suchen noch einen Platz. Freising zeigt sich an diesem Abend international, kann man sich doch bei Dolce Vita wunderbar für das Oktoberfest einsingen. Textsicherheit ist nicht erforderlich, Hauptsache laut. Beim ersten Prosit wird trotz Rauchverbot nebenan eine Zigarette angezündet. Dass bei mehreren Tausend Zeltbesuchern die Kontrolle schwierig ist, war abzusehen.

Um Dreiviertelacht - die Band spielt gerade einmal 15 Minuten - stehen schon dreiviertel der Bierzeltbesucher auf den Bänken. Sogar ein Bursche mit Krücken und einige ältere Herren sind oben mit dabei. Die Stimmung steigt von null auf hundert, "das ist die pure Lust am Leben". Die Krüge gehen hoch, von Bavaria geht's nach "Viva Colonia", von "Über den Wolken" nach "Sweet Home Alabama". Tja, "Everybody needs somebody", deshalb werden auch schon tischeübergreifend die Hände auf die Schultern des Nachbarn gelegt und im Takt geschunkelt. Die Band animiert beim Klassiker "In München steht ein Hofbräuhaus" zur Tanzchoreographie. Vorwärts, rückwärts, links, rechts und zum Schluss ein Sprung. Da ist's passiert, einer stürzt von der Bierbank, rappelt sich aber gleich wieder hoch. Die Schmerzen, die spürt er wohl erst morgen. Bedienung Resi versorgt ihn zum Glück sofort mit einer frischen Maß, wischt Bier auf und sammelt Krüge ein.

Bei der ersten Showeinlage singen die Nonnen aus dem Film "Sister Act" den Gospelklassiker "I will follow him". Bei der zweiten Showeinlage sind Lady Gaga, Michael Jackson und Freddy Mercury mit ihren Hits auf der Bühne, die Menge tobt. Nach "Spiel mir das Lied vom Tod" und dem "Highway to hell" erschallt wie zum Trotz "I will survive". "Hey Baby", jetzt regnets auch noch Männer ("It's raining man"), schalalalala. Tolle Stimmung im Bierzelt also, dafür verschiebt man die gemütliche Brotzeit gerne auf ein andermal.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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