Schöner leben in Pulling und Achering:Kein zentraler Treffpunkt

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Entwicklungskonzepte zeigen auf, woran es in Pulling und Achering noch zu arbeiten gilt. So fehlen etwa Bäcker oder Dorfladen in der Ortsmitte. Problematisch sind auch der Durchgangsverkehr und die Lärmbelastung

Von Birgit Goormann- Prugger, Freising

Eines vorweg: Wer in Pulling und in Achering lebt, der lebt dort gerne und will auch bleiben, trotz der Belastungen durch den Fluglärm, der Nähe zur Bahn-Linie oder des Durchgangsverkehrs mit den vielen Autofahrern, die viel zu schnell fahren. Das tun sie vor allem in Achering, aber auch an der Straße, die zum Pullinger Weiher führt. Die Lebensbedingungen der Pullinger und Acheringer ließen sich jedoch verbessern. Das ist das Ergebnis der Entwicklungskonzepte für die beiden Freisinger Ortsteile, die nach einem umfangreichen Bürgerdialog mit mehreren Veranstaltungen in den beiden Orten jetzt vorliegen. Stadtentwicklungsplaner Stefan Leuninger hatte die beiden Abschlussberichte am Dienstag den Mitgliedern des Freisinger Planungsausschusses vorgestellt.

Die Bindung der Bevölkerung in Pulling an den Ort ist hoch und er hat in den vergangenen Jahren eine der höchsten Wachstumsraten in ganz Freising verzeichnet. Was den Menschen dort jedoch fehlt, seien Treffpunkte in der Ortsmitte. "Der Bäcker mit Café, der kleine Supermarkt oder der kleine Dorfladen, das ist alles keine Illusion", versicherte Stefan Leuninger. Das Potenzial sei vorhanden.

Die Stadtplaner haben für Pulling ein Kaufkraftpotenzial in Höhe von 3,4 Millionen Euro pro Jahr errechnet. Das reiche jetzt nicht für die Ansiedelung eines größeren Lebensmitteldiscounters, für kleinere Läden aber schon. Anton Frankl (Freisinger Mitte) fand die Idee, einen kleinen Dorfladen in Pulling anzusiedeln, durchaus sympathisch. "Aber dann müssen die Pullinger dort auch einkaufen", mahnte er. Die Läden seien ja deswegen überall in den kleinen Orten verschwunden, weil die Bürger die Inhaber buchstäblich hätten "verhungern lassen".

Fakt ist, in Pulling gibt es so gut wie keine Versorgungsmöglichkeiten. Einige Direktvermarkter landwirtschaftlicher Produkte und der Treffpunkt am Pullinger Weiher sind die wesentlichen Angebote. Wer einkaufen muss, fährt mit dem Auto in die Schlüterhallen.

Die Stadtplaner befürworten auch ein maßvolles Wachstum für Pulling. 1641 Bürger leben derzeit dort. Ein Anstieg der Einwohnerzahl auf 2000 Bürger in den kommenden fünf bis zehn Jahren lasse sich rechtfertigen, so die Stadtplaner. Wohnraum lasse sich durch Nachverdichtungen und das Schließen von Siedlungslücken schaffen. So manche naturschutzrechtliche Einschränkung bei der Ausweisung von Wohnbauland lasse sich durchaus hinterfragen, sagte Leuninger. Ein Satz, der Umweltreferent Manfred Drobny (Grüne) auf den Plan rief. Es gehe in dieser dynamischen Region mit dem wachsenden Bevölkerungs- und Gewerbedruck darum, Freiräume zu erhalten und nicht darum, sie zuzubauen, mahnte er. Aber auch Freisings Bürgermeister Tobias Eschenbacher erklärte, es gebe da die eine oder andere Fläche in Pulling, die als Schutzgebiet ausgewiesen sei, "da hat sich mir noch nie erschlossen, warum das so ist". Die Pullinger Ortsprecherin Heidi Kammler (SPD) sprach sich ebenso für ein maßvolles Wachstum aus. "Wir haben jetzt eine Feuerwehr, eine Schule und einen Kindergarten, das gibt es alles nicht mehr, wenn Pulling sich nicht entwickeln darf", sagte sie. Ebenso sehen das die Planer, die Zielmarke "Pulling 2000" sei wichtig, um gesellschaftliche Strukturen wie die Feuerwehr oder auch den Sportverein zu erhalten.

Achering sehen die Planer in dem Ortsentwicklungskonzept als Wohn-, aber auch als Gewerbestandort. Für die maßvolle Ortsentwicklung würden dort Flächen benötigt: für neues Gewerbe, aber auch für die junge Generation, die, so habe sich gezeigt, in Achering bleiben will. Als Problem sehen die Planer aber die Verkehrssituation. "Die Durchfahrtsgeschwindigkeit in Achering ist viel zu hoch, die Autofahrer nehmen es nicht als geschlossene Ortschaft wahr, dann gibt es da noch Fußgänger und Radfahrer, das ist alles sehr gefährlich", sagte Leuninger. Die Planer schlagen als Lösung vor, fehlende Fußwege zu ergänzen und zusätzliche Querungsmöglichkeiten zu schaffen sowie die Ortseingangsbereiche deutlich zu markieren, um die Durchfahrtsgeschwindigkeit zu reduzieren. Sie schlagen außerdem eine sichere Radwegeverbindung von Pulling nach Achering vor sowie einen Fußweg am See entlang. Für sinnvoll halten sie außerdem die Einbindung Acherings in das überörtliche Radwegenetz. Verbessert werden müsse auch die Anbindung des Ortes an den Öffentlichen Personennahverkehr. So befinde sich beispielsweise die Bushaltestelle für Schüler derzeit auf dem Privatgrund des Gasthofs Schredl, die zudem nicht überdacht sei. Das lasse sich attraktiver gestalten. Grundsätzlich sei die Verkehrsinfrastruktur in Achering einseitig auf den Autoverkehr ausgelegt worden.

In einem nächsten Schritt soll die Verwaltung jetzt die Vorschläge aus dem Ortsentwicklungskonzept in einen Rahmenplan für die Ortschaften Achering und Pulling umwandeln. Beauftragt wurde die Verwaltung außerdem, auch für Kleinbachern und Hohenbachern Ortsteilentwicklungskonzepte zu erstellen.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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