Diskussion um "Elterntaxis":Gestresste Mütter sind gefährlich

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Mit dem Mamataxi zur Schule. Nicht jeder findet das gut. (Foto: dpa)

Dass manche Kinder täglich zur Schule gefahren werden, stößt nicht nur bei der Polizei auf Unverständnis. Tenor einer Facebook-Diskussion: Man sollte den Schülern einfach mehr zutrauen

Von Kerstin Vogel, Freising

Mit dem Start des neuen Schuljahrs werden von diesem Dienstag an auch wieder viele Eltern allmorgendlich ihre Autos starten, um ihre Kinder in die Schule zu fahren. Doch diese Elterntaxis sind für die Kinder gefährlicher, als wenn sie einfach zu Fuß gehen würden. Das hat eine wissenschaftliche Studie im Auftrag des ADAC belegt - und auch die Polizei im Landkreis Freising warnt. Die an- und abfahrenden Autos im Eingangsbereich von Schulen würden teilweise die Sicherheit der Schüler gefährden: "Man kann durchaus sagen, dass die vielen morgens kreuz und quer fahrenden und parkenden Autos vor den Schulen einen großen Unsicherheitsfaktor für die Kinder darstellen", sagte der Neufahrner Polizeihauptkommissar Matthias Niklaus kürzlich im Gespräch mit einer SZ-Mitarbeiterin.

Warum Kinder unbedingt zur Schule gefahren werden müssen, kann in einer Diskussion auf der Facebook-Seite der Freisinger SZ ohnehin kaum jemand nachvollziehen, im Gegenteil. "Kinder müssen auch ein wenig zur Selbstständigkeit erzogen werden", schreibt beispielsweise ein User namens Greg Wild. Das komme ihnen vor allem beim Start ins Berufsleben zugute. Die Eltern sollten sich an ihre eigene Schulzeit erinnern, findet Greg Wild: "Meine Eltern hatten damals keine Zeit mich persönlich an der Schule abzuliefern und das war kein Problem für mich, da ich in diesem Alter die Zeit sowieso lieber mit Gleichaltrigen verbracht habe."

Jeden Morgen Chaos

Die Userin Andrea Bläsing hat sich auch gegen das Elterntaxi entschieden. Ihre Kinder seien sowohl in der Grundschule als auch in der Realschule immer vom zweiten Tag an alleine gegangen, schreibt sie: "Am ersten Tag waren wir überall dabei, danach klappte alles ohne Probleme ohne uns Eltern."

Über die bei der neuen Freisinger Realschule in Lerchenfeld geplante "Kiss-and-ride-Zone" hat sich Monika Riedl Gedanken gemacht. Auch sie hält es zwar für unnötig, die Kinder bis direkt vor die Schultür zu kutschieren: "Aber lieber eine Kiss-and-ride-Zone als das allmorgendliche Verkehrschaos in der Wippenhauser Straße". Ähnlich sieht es Kerstin Krahn. "Lieber eine solche Zone als so ein Chaos wie an der Karl-Meichelbeck. Da wird ohne Rücksicht auf Verluste auf die Straße gerannt oder die Autotür aufgerissen - und ich meine die Erwachsenen und nicht die Schüler." Auch Markus Weidl kritisiert das Verhalten mancher Eltern. Am gefährlichsten findet er "die gestressten Mütter, die auf den letzten Drücker losfahren und mit dem Nachwuchs auf dem Rücksitz mit Tempo 70 durch den Ort brettern. Das kann ich fast jeden Tag beobachten."

Wolfgang Söldner geht mit seinen Vorwürfen noch weiter. 70 Prozent des Verkehrs in der Freisinger Rush-Hour hätten Start und/oder Ziel innerhalb der Stadt. Ein sehr großer Teil davon sei der Schulverkehr: "Das ist kein kleines Problemchen, über das man lächeln sollte. Ohne diesen Verkehr könnten wir uns Absurditäten wie die Westtangente sparen."

In Schutz genommen werden die Eltern dagegen von Veronika Prankl. Wenn es die Radfahrerbrücke vom Seilerbrückl nach Lerchenfeld schon geben würde, müssten diese Kinder nicht mit dem Auto gebracht werden, argumentiert sie - und auch Jürgen Weichert kritisiert die Stadt Freising: "Was mir bei der Planung der Schule in Lerchenfeld fehlt, ist ein vernünftiges Radwegkonzept. Statt über eine Spedition nachzudenken, sollte man die Schulwege für Rad fahrende Schüler vernünftig planen."

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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