Die Schule fängt an:Start ins neue Leben

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1534 Kinder aus dem Landkreis gehen an diesem Dienstag zum ersten Mal in die Schule. Mit einem guten Frühstück, nicht zu schweren Ranzen und ein bisschen Verkehrstraining dürften die ersten Wochen gut zu bewältigen sein

Von  Petra Schnirch, Marina Wudy, Eva Zimmerhof und Gudrun Regelein, Freising

Für 1534 Kinder im Landkreis wird dieser Dienstag spannend: Sie haben ihren ersten Schultag, kommen mit Schultüte und großen Erwartungen in ihre Klassen - und die allermeisten freuen sich darauf. "Dass Kinder Angst vor dem ersten Schultag haben, beobachten wir eigentlich nicht", sagt Schulpsychologin Martina Schneider. Schon im Kindergarten würden sie in der Regel gut vorbereitet und besuchten vorher ihre künftige Schule. Die Freisinger SZ hat nachgefragt, was darüber hinaus nötig ist, damit der Start in die Schulzeit gut gelingen kann und was zur Sicherheit der Mädchen und Buben getan wird.

Ernährung

Um fit in den ersten Schultag zu starten, sind ein gesundes und ausgewogenes Frühstück sowie ein ebensolches Pausenbrot Pflicht. Tipps für die richtige Ernährung im Schulalltag gibt die Freisinger Apothekerin Ingrid Kaiser vom Bayerischen Apothekerverband. So sei das Frühstück unerlässlich, denn es habe "großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit". Kindern, die ohne Frühstück in die Schule gehen, fehle es häufig an Energie. Das bestätigt Ernährungsberaterin Katharina Gerstenberg, die zusammen mit dem Bauernverband und dem Landwirtschaftsamt für Schüler Kurse zum Thema gesunde Ernährung bietet.

Eltern haben mit ihren Kinder in den Sommerferien zwölf Figuren gebastelt, die jetzt vor allem an der Hauptstraße in Giggenhausen stehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Ernährungsexpertin betont allerdings, dass Frühstück nicht gleich Frühstück ist: "Ein gesundes Frühstück sollte ausgeglichen sein und bestimmte Komponenten enthalten, die den Kindern die nötige Kraft und Energie geben. Das sind in der Regel Brot mit einem Vollkornanteil von mindestens 50 Prozent, Obst und Gemüse und ein Milchprodukt." Wichtig sei auch, dass sowohl weder Frühstück noch Pausenbrot Zucker enthalten. Die Ernährungsexpertin rät daher auch von puren Säften ab, viel besser seien Schorlen, Tee oder Wasser. "Ein ideales Pausenbrot wäre beispielsweise ein Vollkornbrot mit Frischkäse und Kresse, dazu Gemüsesticks und ein kleiner Apfel, und als Getränk Wasser oder eine Schorle", sagt Gerstenberg.

Sicherheit

Die Polizei rät Eltern, den Schulweg mit den Kindern mehrmals abzugehen, sie auf gefährliche Situationen aufmerksam zu machen und richtiges Verhalten zu trainieren. So sollten sie nie hinter geparkten Fahrzeugen oder anderen Hindernissen stehen, wenn sie über die Straße wollen. Außerdem sollte die sicherste und nicht die kürzeste Strecke ausgewählt werden. Josef Demmel von der Freisinger Polizei empfiehlt zudem, die Kinder anfangs auf ihrem Schulweg zu beobachten. Nur so wisse man, ob sie sich auch richtig verhalten, wenn niemand dabei ist. Wichtig ist auffällige, farbige Kleidung, vor allem bei schlechtem Wetter und Dunkelheit. Schulanfänger sollten nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Diesen Anforderungen "ist ein sechsjähriges Kind nicht gewachsen". Autofahrer bittet Demmel um Wachsamkeit. Selbst wenn Kinder ein Auto sehen, "könnten sie dennoch plötzlich loslaufen, da sie Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen".

Helfen im Verkehr: die Schülerlotsen Omar (links) und Gianni. (Foto: Claus Schunk)

Direkt an den sechs Grundschulen in Freising und an stark befahrenen Straßen in der Nähe wachen 25 Schülerlotsen darüber, dass die Mädchen und Buben sicher zur Schule und nach Hause kommen. Derzeit sind alle Plätze besetzt, zwei neue Helfer kommen in diesem Herbst dazu. Im Einsatz sind sie morgens zwischen 7.15 und 8 Uhr sowie nach Schulschluss jeweils dreimal eine halbe Stunde. Wegen dieser Arbeitszeiten kommt das Ehrenamt eigentlich nur für Rentner und Hausfrauen in Frage. Die Kinder nehmen das Angebot laut Stadtverwaltung gut an und überqueren die Straßen in der Regel auch dort, wo die Schülerlotsen stehen. Orientieren sollten sich daran möglichst alle Kinder im Grundschulalter, empfiehlt die Stadt. Wer das Schulweghelfer-Team noch verstärken will, kann sich an Ulrike Nettinger im Ordnungsamt wenden ( ulrike.nettinger@freising.de).

Belastung

Natürlich wichtig für alle neuen Schüler: ein gesundes Frühstück. (Foto: Christian Endt)

Dass immer mehr Kinder unter Rückenschmerzen leiden, beobachtet Angelika Lieb. "Die Eltern berichten mir von Schulranzen, die 15 bis 20 Kilogramm wiegen. Dabei sind schon zehn Kilogramm zu viel", sagt die Neufahrner Kinderorthopädin. "Aber natürlich können kräftige Jungs mehr tragen als zarte Mädchen." Die Belastung sei im Verhältnis zum Körpergewicht zu sehen. "Eine super Sache ist der doppelte Büchersatz", schwärmt Lieb. "Dann bleibt ein Satz zu Hause, während der andere in der Schule steht." Diese Idee hätten bisher jedoch nur wenige Schulen aufgegriffen. Für eine gute Rückengesundheit empfiehlt Lieb dringend, den Sportunterricht nicht ausfallen zu lassen. In diesen sollten Lehrer zudem Rückengymnastik aufnehmen. Denn nicht nur schwere Ranzen und Bewegungsmangel führten zu Beschwerden, auch die falsche Sitzhaltung zeige Konsequenzen. "Egal ob es ein langer Lulatsch oder eine zarte Maus ist, die Kinder sitzen alle an den gleichen Schulmöbeln", sagt Lieb. "Dabei wird heute bei fast jeder Arbeitsstelle auf eine ergonomische Sitzhaltung geachtet. Nur bei den Kinder ist das alles Wurst." Wenigstens zu Hause würden viele Eltern mittlerweile höhenverstellbare Möbel für ihre Kinder kaufen.

Unterstützung

Grundsätzlich sei es die individuelle Entscheidung eines Kindes, wie groß die Unterstützung der Eltern bei den Hausaufgaben sein soll, sagt Gabriele Potthast, Schulleiterin der Grundschule Marzling. "Wenn ein Kind seine Hausaufgaben alleine machen möchte, sollte man das akzeptieren und sich raushalten", sagt Potthast. Andere Erstklässler dagegen seien gerade zu Beginn noch unsicher und wünschten sich, dass sich die Mutter oder der Vater darum kümmern. Aber auch dann sollte man sich als Elternteil nicht neben das Kind setzen, sondern nur bei Fragen oder Problemen helfen. Grundsätzlich sollten Eltern nicht die Funktion eines Lehrers übernehmen, betont die Schulleiterin. "Man sollte beispielsweise nicht sagen, dass eine Hausaufgabe zu unordentlich ist und den Hefteintrag wieder wegradieren." Das sei die Entscheidung des Lehrers - zu Hause gebe es deshalb nur Auseinandersetzungen oder frustriere unnötig den Erstklässler.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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