Die Schöpfung bewahren:"Wir sind das Zeichen"

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Zehn Jahre Lichterzeichen: Auch am Sonntagabend marschierten wieder etwa 400 Startbahngegner durch die Freisinger Innenstadt. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit zehn Jahren protestieren Startbahngegner mit Schweigemärschen gegen den Flughafenausbau und lassen sich nicht entmutigen

Seit zehn Jahren marschieren die Startbahngegner nun schon durch die Freisinger Innenstadt, schweigend ziehen sie von der Christi-Himmelfahrtskirche zum Marienplatz oder auf den Domberg, ab und an ertönt die Mahnglocke. Vorneweg wird ein Transparent getragen: Lichterzeichen, zwei Bahnen reichen. "Es ist ein Jubiläum, aber kein Grund zum Feiern", sagte der evangelische Dekan Jochen Hauer am Sonntagabend, als er wieder etwa 400 Menschen los schickte, als "unübersehbares Zeichen gegen den Bau der dritten Startbahn".

Nach dem Bürgerentscheid in München habe sich Erleichterung breit gemacht, sagte Hauer, nach dem Besuch von Ministerpräsident Horst Seehofer in Attaching sei aus der Erleichterung Hoffnung geworden, mit diesem "irrsinnigen und überflüssigen Projekt" könnte es vorbei sein - mit einem Projekt auf Kosten der Menschen, die ihre Heimat verlieren würden und das dem Klima schade. Doch nun habe Seehofer sich erstmals aufgrund zweifelhafter Zahlen klar für den Bau der Startbahn ausgesprochen. Für ihn, so Hauer, sei das aber kein Anlass, in Depression zu verfallen, "wir haben zehn Jahre lang durchgehalten, belächelt als Naturromantiker oder gar als Zerstörer der bayerischen Wirtschaft". Er gebe deshalb die Hoffnung noch lange nicht auf, "dass es doch noch ein Einsehen gibt". Hauer: "Wir halten durch, weil wir zur Bewahrung der Schöpfung beitragen wollen, wir lassen uns nicht entmutigen". Denn "wir sind das Zeichen".

Auf dem Marienplatz wurden die Marschierer mit Blasmusik der Stadtkapelle empfangen. Weihbischof Bernhard Haßlberger zitierte das 1. Buch Mose aus dem Alten Testament, in dem zwar stehe, "macht euch die Erde untertan". Das sei aber kein Freibrief, "alles was kreucht und fleucht auszubeuten". Das bedeute vielmehr, die Schöpfung zu sichern, sich um sie zu kümmern. "Deswegen sind wir unterwegs - für die Sicherung und Erhaltung der Schöpfung und gegen die dritte Startbahn", die einen gewaltigen Eingriff bedeuten würde. Damit die Menschen auch in Zukunft in Würde und gut leben könnten, "dafür gehen wir seit zehn Jahren". Und anschließend betete er: "Herr gib uns Kraft, Ausdauer und starke Bundesgenossen, um den Kampf gegen die dritte Startbahn erfolgreich zu bestehen". Auf dem Marienplatz brandete lauter Beifall auf.

© SZ vom 25.10.2016 / ki - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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