Die Menschen müssen handeln:"Radikale Veränderungen" nötig

Lesezeit: 1 min

Hochschul-Präsident Eric Veulliet warnt seit Jahren vor den Folgen des Klimawandels

SZ: Seit mehr als zehn Jahren warnen Sie in Vorträgen eindrücklich vor den Folgen des Klimawandels. Haben Sie den Eindruck, dass sich endlich etwas bewegt?

Eric Veulliet: In der Gesellschaft ja, zunehmend nun auch in Politik und Wirtschaft. Die Wetterextreme der vergangenen Jahre haben vielen Menschen die Augen geöffnet. Die persönliche Betroffenheit hat dazu geführt, dass sie erkennen: Der Klimawandel ist nichts, was weit weg passiert. Derzeit ist unheimlich viel in Bewegung. Auch Ministerpräsident Markus Söder hat das Thema in seiner Neujahrsansprache zentral platziert. Jetzt müssen Taten folgen.

War es ein Wendepunkt, dass sich die jungen Leute nun so stark einbringen?

Auch wenn vor allem unsere Generation, 40 plus, einen wesentlichen Anteil an der heutigen Situation hat, so müssen wir alle Verantwortung übernehmen. Wenn der Generationenvertrag Bestand haben soll, sind die kritischen Nachfragen der jungen Menschen berechtigt und zielführend. Ich war zeitweise, angesichts der jahrelangen Stagnation im Klimaschutz, ziemlich resigniert. Nun sehe ich Licht am Horizont. Was ist jetzt zu tun, um die Folgen des Klimawandels noch zu begrenzen? Wir müssen jetzt anfangen, grundlegende Maßnahmen in beständiger Form umzusetzen, gegebenenfalls über Jahrzehnte hinweg. Stellenweise wird dies auch zu radikalen Veränderungen führen müssen.

Was kann jeder einzelne machen?

Wir müssen raus aus den fossilen Energien. Bei Heizung und Gebäudesanierung muss jeder für sich entscheiden, was er tun kann. Es geht nicht nur um die finanziellen Aspekte, sondern um die Übernahme von Verantwortung. Was die Mobilität angeht, sollten wir mehr öffentlichen Nahverkehr und mehr elektrifizierte Fahrzeuge nutzen. Ein weiterer Punkt ist ein angepasstes Konsumverhalten. Auch die kleinste Maßnahme trägt etwas bei, wir müssen raus aus unseren Komfortzonen und dürfen keine Scheu haben, auch einmal quer zu denken.

Und was kann die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf dazu beitragen?

Sie hat eine Vorbildfunktion. Unsere Hochschule deckt bereits zu über 70 Prozent ihren Gesamtenergiebedarf aus erneuerbaren Energien, zum Beispiel mit unserer Hackschnitzelanlage. In Bachelor- und Masterstudiengängen bereiten sich unsere Studierenden auf die Herausforderungen des Klimawandels vor. Mehrere Studiengänge legen den Fokus auf erneuerbare Energien. Zukünftig werden wir unser Profil weiter schärfen und den Klimawandel noch intensiver behandeln. Auch in der Forschung stellt der Klimawandel eine wesentliche Fragestellung dar. Insgesamt spielen die Hochschulen für angewandte Wissenschaften eine zentrale Rolle bei der Entwicklung praxisnaher Lösungen.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: