Die Lage bleibt schwierig:Für alle eine Herausforderung

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Im Landkreis Freising leben derzeit 2099 Flüchtlinge. 776 Personen haben ein Bleiberecht, finden auf dem angespannten Wohnungsmarkt aber keine Unterkunft. Vor allem dies beobachtet man im Landratsamt mit Sorge

Von Peter Becker, Freising

Eine Asylbewerberunterkunft in Freising harrt noch ihrer Fertigstellung. Doch spätestens im Oktober, verkündete Landrat Josef Hauner (CSU) während eines Pressegesprächs, soll die Anlage an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld durch 150 Personen bezogen werden. Michael Mayer von der Abteilung Kommunales und Soziales im Landratsamt ergänzte, dass die Regierung von Oberbayern, in deren Auftrag der Landkreis die Unterkunft baut, wohl bestimme, wer dort einziehen dürfe. Dies könnten auch Asylbewerber aus anderen Landkreisen sein. Nach Informationen von Landrat Josef Hauner (CSU) leben derzeit 2099 Flüchtlinge im Landkreis. Davon sind 82 in privaten Unterkünften untergebracht. 2017 leben in Unterkünften. 776 Personen haben Bleiberecht. Sie dürften sich laut Hauner frei bewegen, finden aber auf dem Wohnungsmarkt keine Bleibe. Zusätzlich leben 122 unbegleitete minderjährige Asylbewerber im Landkreis.

Hauner blickte auf die vergangenen beiden Jahre, seit denen der Landkreis in besonderem Maß mit der Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen gefordert ist, zurück. Ein besonderer Schwerpunkt bei den Zuweisungen seitens der Regierung von Oberbayern lag in den Jahren 2015/16. Ein Höchststand an Flüchtlingen in den Unterkünften war in den Monaten September und Oktober des vergangenen Jahres erreicht. Damals hielten sich jeweils 2285 Asylbewerber im Landkreis auf. Seitdem sinkt deren Zahl von Monat zu Monat. Der Höchststand an Unterkünften war im April 2016 erreicht. Mittlerweile ist diese Zahl von 92 auf 78 geschrumpft. Zu den Hochzeiten waren acht Hausmeister damit beschäftigt, sich um die in Unterkünften wohnenden Menschen zu kümmern. "Die Tüchtigsten unter ihnen sind mittlerweile an Schulen oder anderen Einrichtungen des Landkreises beschäftigt", sagte der Landrat.

Die meisten Flüchtlinge sind zwischen 18 und 29 Jahre (961) alt. 772 darunter sind Männer, 239 Frauen. Zweitstärkste Altersgruppe ist diejenige der 30 bis 39 Jahre alten (425). Sie setzt sich aus 274 Männern und 151 Frauen zusammen. Die meisten Flüchtlinge im Landkreis stammen aus Nigeria (535), gefolgt von Afghanen (514) und Syrern (197). Hauner informierte, dass insgesamt 32 000 Personen aus anderen Ländern beim Ausländeramt gemeldet sind, bei einer Einwohnerzahl von etwa 175 000 Menschen.

Fünf kleinere Unterkünfte hat der Landkreis seit Jahresbeginn aufgelöst. Was die Verantwortlichen im Landratsamt mit Sorge betrachten, ist die steigende Zahl der Fehlbeleger, der Bleibeberechtigten. Ihre Zahl ist allein von Jahresbeginn an um 222 Personen gestiegen. Laut Prognose könnte ihre Zahl bald die 1000er-Marke erreichen. Was den Familiennachzug anbelangt, beträgt dieser derzeit 14 Personen. Die Unterkünfte verlassen haben 215 Menschen - teilweise mit unbekanntem Ziel.

1007 Flüchtlinge sind laut Hauner derzeit im laufenden Prüfungsverfahren. Davon haben 138 einen Antrag auf Arbeit oder Ausbildung gestellt. 36 sind genehmigt, einer abgelehnt. Bei 101 Antragstellern läuft das Verfahren noch. Wer selbst Geld verdient, muss für seinen Raum in einer Unterkunft 278 Euro, plus 33 Euro für verbrauchte Energie.

Der Antrag mancher Flüchtlinge auf Asyl wurde abgelehnt. Sie mussten aber nicht ausreisen, sondern sind geduldet. Sie dürfen arbeiten, solange sie bei der Klärung ihrer Identität mitwirken oder keine Straftaten begehen. Aus diesem Personenkreis stammen 14 Anträge auf Arbeit oder Ausbildung. Zwei davon sind genehmigt, über zwölf wurde noch nicht entschieden.

Laut Landrat Hauner hat es im vergangenen Jahr 13 Abschiebungen aus dem Landkreis gegeben. Einer der Betroffenen stammt aus Afghanistan, die übrigen zum Teil aus osteuropäischen Ländern. Oder sie mussten dorthin zurück, wo sie zum ersten Mal europäischen Boden betreten hatten. Im laufenden Jahr ist es zu sieben Abschiebungen gekommen. "Sechs davon waren Straftäter", sagte Hauner, der betonte, dass das Landratsamt keinesfalls rigoros, sondern so menschlich wie möglich vorgehe.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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