Die Künstlerin tritt in die Fußstapfen ihres Großvaters:Eine aussterbende Kunst

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Die seltene Kunst, Medaillen herzustellen, übt Sonja Seibold aus. Dafür erhält sie den Anerkennungspreis des Landkreises Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Sonja Seibold entwirft Medaillen. Dafür erhält sie im kommenden März die Anerkennungsauszeichnung des Kulturpreises des Landkreises. Ihr bekanntestes Werk ist eine Gedenkmünze zur Expo 2000 in Hannover

Von Dennis Wenzl, Freising

Die Holzbildhauerin, Malerin und Medailleurin Sonja Seibold erhält im März 2016 die Anerkennungsauszeichnung des Freisinger Kulturpreises 2015. In ihrem aktuellen Katalog sind die 85 Medaillen abgebildet, die sie gefertigt hat. Seitdem seien aber schon wieder fünf neue dazugekommen, sagt sie stolz. Regelmäßig erhalte sie Auslobungen, sprich Einladungen zu Wettbewerben. Dann habe sie zwei Monate Zeit, um eine Medaille zu einem vorgegebenen Thema zu machen, erläutert Seibold. Diese müsse termingerecht einer Gruppe aus sieben Juroren vorgelegt werden, wenn man einen Preis erhalten wolle. So habe sie schon viele Beiträge zu den Ausstellungen der Federation Internationale de la Medaille d'Art in London, Paris und Budapest geleistet.

Die nächste Ausstellung finde in Belgien statt, sagt Seibold. Zur Medaillenkunst sei sie durch eine Ausstellung über ihren Großvater Maximilian Dasio in der Münchener Pinakothek gekommen, der als einer der Wiederbegründer dieser Kunstform in Deutschland gilt. Durch ihren Meistergrad im Holzbildhauerhandwerk und ihr Studium der Malerei habe sie die richtigen Voraussetzung gehabt, als sie von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst und vom Künstlerkreis der Medailleure eingeladen wurde, sich an deren Ausstellungen zu beteiligen.

Der Künstlerkreis gibt sogenannte Editionen heraus. Jedes Mitglied arbeitet zum selben Thema und die entstehenden Medaillen werden dann ausgestellt. Zuletzt waren es Themen wie "Mein München" oder "Fläche und Raum". Trotz ihrer Begeisterung für Medaillen sei sie auch der Malerei immer treu geblieben und habe ihre Gemälde beispielsweise auch im Domgymnasium ausgestellt, erzählt die Künstlerin.

Ihre bekannteste Arbeit ist die Zehn-Mark-Gedenkmünze, die sie für die Expo 2000 in Hannover angefertigt hatte. Ihre Darstellung befasste sich mit der Rolle des Menschen zwischen Natur und Technik. Ihre Vorstellung, das Verhältnis dieser drei Elemente darzustellen, sei eine Waage gewesen, die der Mensch dazu nutzt, um die Natur und die Technik im Gleichgewicht zu halten. "Umwelt und Natur sind mir sehr wichtig", bestätigt Seibold, "und meine Münze war sehr gefragt." Neben der Natur habe sie auch viele Motive aus afrikanischen und asiatischen Kulturen verwendet, welche sie auf ihren Reisen kennengelernt habe. Dabei blieb Freising stets ihre Heimat. Sie habe fünf Medaillen für die Stadt und zwei für Weihenstephan gemacht. Sie würden zur Überreichung an Stadträte oder bei anderen Anlässen genutzt. Nach der Renovierung des Bräustüberl-Salettl am Campus sei eine ihrer Medaillen überreicht worden, erklärt Sonja Seibold.

"Anstrengend aber vielseitig" sei es, Medaillen herzustellen, doch sie sehe eine "schwierige" Zukunft für die Medaillenkunst. Es sei einfach ein "Metier, das keiner machen mag". Man brauche viel Konzentration und gehe ein hohes Risiko ein. Bliebe beim mehrfachen sogenannten "Umgießen" der Materialien etwas in der Form hängen, sei die ganze Arbeit umsonst gewesen. Auch der Künstlerkreis für Medailleure "schrumpft", bedauert die 83-Jährige. In den vergangenen Jahren seien viele Mitglieder verstorben und gleichzeitig fänden sich kaum mehr Leute, die man für diese ausgefallene Kunst begeistern könne.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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