Die großen Feuerwehren wollen nachrüsten:Nachholbedarf beim Brandschutz

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Ausgerechnet die Feuerwachen im Landkreis verfügen meist über keine Meldesysteme, falls es im eigenen Haus brennen sollte

Von Marlene Krusemark, Freising

Der Brandschutz bei der Freiwilligen Feuerwehr ist mangelhaft - das klingt im ersten Moment abwegig, bezeichnet aber im Fall vieler Feuerwachen die Realität. "Von den 80 Standorten der Feuerwehr, die wir im Landkreis haben, werden vielleicht fünf mit der modernsten Schutztechnik ausgestattet sein", schätzt Kreisbrandrat Manfred Danner. Als im Juli ein Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in München-Freimann ausbrannte und einen Schaden von mehr als einer Million Euro verursachte, wurde bekannt, dass alle 21 Standorte der Feuerwehr in München mit veralteter Brandschutztechnik ausgestattet sind. Die Situation im Landkreis ist nur geringfügig besser, viele Feuerwachen haben gar keine Rauchmelder.

Im Freisinger Stadtgebiet ist dies in sechs von acht Wachen der Fall, so Robert Zellner, Leiter der Abteilung für soziale Angelegenheiten der Stadt. Selbst wenn Warngeräte vorhanden sind, kann dies im Ernstfall nicht immer vor Brandschäden schützen. Herkömmliche Rauchmelder mit Signalton sind ineffektiv, wenn niemand da ist - und bei der Freiwilligen Feuerwehr kommt es oft vor, dass die Station nicht besetzt ist, wie Martin Binder, Kommandant der Feuerwehr in Paunzhausen, schildert.

Nur im Ernstfall verlassen die Einsatzkräfte ihren eigentlichen Arbeitsplatz, um mit den Fahrzeugen auszurücken. Baurechtlich vorgeschrieben ist eine Brandmeldeanlage, wie es sie in Flughäfen, Tankstellen und Krankenhäusern gibt, nicht - dies bestätigt unter anderem Eugen Altmann, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Zolling. Ein solches System schlägt nicht nur Alarm, wenn die Sensoren Wärme, Licht und Rauch erkennen, sondern meldet dies auch per Funksignal an eine Zentrale.

Die Feuerwache 1 in Freising an der Dr.-von-Daller-Straße sei im Vergleich zu anderen Stationen gut ausgestattet, sagt Kommandant Anton Frankl. "Wir haben dort automatische Rauchmelder, die ein Brandsignal an einen Wachdienst weiterleiten, der uns dann informiert." Das liegt auch daran, dass die Feuerwache ein modernes Gebäude aus dem Jahr 2002 ist. Die meisten Feuerwachen im Landkreis sind mehrere Jahrzehnte alt: "Einige wurden in den Sechzigerjahren gebaut, viele in den Achtzigern", sagt Kreisbrandrat Danner.

"Ob Akkulampen oder Funkgeräte - in den Einsatzfahrzeugen sind heutzutage verschiedenste Geräte ständig an Strom angeschlossen", so Frankl. Der Grund, warum auf Feuerwachen seit einiger Zeit ein erhöhtes Brandrisiko herrscht, sei die mittlerweile hoch entwickelte Fahrzeugtechnik. "Das Gute daran ist, dass man so immer einsatzbereit ist. Es kann einem aber auch Sorgen machen."

Die Feuerwache 1 und die in Pulling seien mit modernen Meldesystemen ausgestattet, erklärt Rathaus-Mitarbeiter Robert Zellner. In den restlichen sechs Stationen im Stadtgebiet gebe es bis dato aber gar keine Feuermelder. Diese sollen nach seinen Worten bis Ende des Jahres nachgerüstet werden. Seit 2017 gilt die Rauchmelderpflicht für Wohnungen, in Bayern müssen bis zum 31. Dezember auch alle bereits bestehenden Wohnungen mit Rauchmeldern ausgestattet werden. In diesem Zusammenhang "haben wir uns mit dem Thema auch in Bezug auf die Freiwillige Feuerwehr auseinandergesetzt", schildert Zellner. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die normalen Rauchmelder aus dem Baumarkt der Feuerwehr natürlich nichts nützen." Dementsprechend sollen alle Stationen im Stadtgebiet auf den modernsten Stand gebracht werden. Die Stadt habe die Installation beim Hochbauamt in Auftrag gegeben.

Die meisten Feuerwachen im Landkreis sind nicht mit einem an die hoch entwickelte Fahrzeugtechnik angepassten Brandmeldesystem ausgestattet, viele haben noch nicht einmal herkömmliche Rauchmelder. So verhält es sich beispielsweise bei der Feuerwehr Paunzhausen. Kommandant Martin Binder will nun mit der Gemeinde sprechen, wie man bezüglich des Brandschutzes auf der Feuerwache verfahre. "Sicherlich ist es wichtig, dass die Feuerwehrhäuser in den Städten nachrüsten. Die Frage ist, ob das auf den Wachen in den kleinen Dörfern auch Sinn macht." Schließlich helfe es nichts, wenn nachts ein Feuerwehrauto in Flammen aufgeht und ein herkömmlicher Brandmelder anfängt, mit einem Piepton zu warnen. Die Kosten für ein Brandsystem, das mit einem Wachdienst verbunden ist, wiederum seien sehr hoch. "Ich denke nicht, dass die kleinen Feuerwehrwachen auf den Dörfern Brandmeldesysteme einrichten werden", glaubt Binder. Er schätzt den Preis auf 50 000 Euro aufwärts.

Während Zellner von der Freisinger Stadtverwaltung mit etwas geringeren Kosten rechnet, hält auch Kreisbrandrat Manfred Danner einen Betrag in der Höhe für realistisch: "Zu den Installationskosten kämen ja noch laufende Kosten für den Wachdienst", merkt er an. Es bleibt also offen, ob in naher Zukunft überhaupt Rauchmelder auf den Wachen im Landkreis angebracht werden. "Die Pflicht, bis Ende 2017 Rauchmelder zu installieren, gilt nur für Wohnungen", stellt der Zollinger Geschäftsleiter Eugen Altmann fest. Bisher habe es noch keine Aufforderung gegeben, die Feuerwehrgebäude nachzurüsten. Die Entscheidung für oder gegen ein modernes Warnsystem sei letztendlich eine Verhältnisfrage, sagt Danner. Grundsätzlichen Brandschutz auch auf den Wachen der Freiwilligen Feuerwehren halte er aber für wichtig. "Im Endeffekt kommt es darauf an, welche Werte eine Kommune vertreten will."

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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