Die Ansteckungsgefahr ist groß:In Alarmbereitschaft

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Für den Fall, dass im Kreis Freising die "Afrikanische Schweinepest" auftritt, erarbeitet das Landratsamt einen Krisenplan. Das Virus ist vor allem für Tiere gefährlich, darum treffen Mastbetriebe Vorsichtsmaßnahmen

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Noch ist im Landkreis Freising kein Fall der gefürchteten "Afrikanischen Schweinepest"aufgetreten. Dennoch ist man auch hier in Alarmbereitschaft, angesichts neuer Fälle in Polen und Tschechien, zuletzt in Zlin, ein Ort, der 300 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt ist. "Die Veterinärbehörde ist in Bereitschaft", sagte dazu Landratsamtsprecher Robert Stangl. Auch an einer Informationswebsite "für den Fall dass..." wird nach Auskunft von Stangl gerade gearbeitet. Es gebe auch schon einen Krisenplan für die Schlachtbetriebe, sagte er weiter.

Als Überträger gelten zwar Wildschweine, schuld ist aber der Mensch, der zum Beispiel an Autobahnraststätten mit dem Virus belastete Wurstwaren aus Osteuropa unbedacht wegwirft. Dort findet dann das Wildschwein die Produkte und frisst sie. Auch Hauschweine, die auf der Weide gehalten werden, können über Essensreste mit dem Virus infiziert werden. Das Virus ist ziemlich widerstandsfähig, bis zu sechs Monate kann es sich beispielsweise in konserviertem Schinken halten und noch länger in gefrorenem Schlachtfleisch.

Peter Kalteis aus Gammelsdorf ist selbst Schweinemäster und Jäger. In seinem Revier jagt er auch Wildschweine. Schon lange gelten in seinem Betrieb mit 600 Mastschweinen darum besondere Vorsichtsmaßnahmen. "Auf meinen Hof kommt schon lange kein Wildschwein mehr", sagte er. Erlege er in seinem Revier ein Wildschwein, werde es in dem Betrieb eines Kollegen geschlachtet. Eine durchaus sinnvolle Aktion, sagte dazu Walter Bott, Vorsitzender des Jagdschutz und Jägervereins im Landkreis Freising. Denn auch über die Kleidung, die ein Jäger bei dem Kontakt mit dem getöteten Tier getragen habe, oder über infizierte Gegenstände könne das gefährliche Virus in den eigenen Stall getragen werden. Wie hoch die Gefahr ist, dass im Landkreis Freising tatsächlich ein Fall auftreten könnte, dazu will sich im Moment niemand festlegen. Tatsache ist, die Infektion ist für den Menschen völlig ungefährlich, er wird nicht infiziert. Sie ist allerdings hoch gefährlich für Schweine. Die Tiere sterben im Regelfall innerhalb von wenigen Tagen nach der Infektion. Ein Heilmittel gibt es nicht. Tritt nachweislich ein Fall in einer Region auf, werden nach Informationen von Landratsamtsprecher Stangl Sperrzonen eingerichtet, in denen besondere Hygienebestimmungen gelten. Außerdem müssten die Hausschweine konsequent im Stall gehalten werden. Für die derzeit 41 Schweinemastbetriebe im Landkreis Freising mit insgesamt 35 532 Tieren hätte das gravierende wirtschaftliche Folgen.

Sollte nur ein Fall auftreten, würde dies ein Exportverbot für hierzulande gemästete Schweine bedeuten. "Das gilt auch dann, wenn in einem Betrieb gar kein Hausschwein erkrankt ist", sagte Otto Roski, Leiter des Landwirtschaftsamts Erding, das auch für den Landkreis Freising zuständig ist. "Der Markt würde zusammenbrechen, denn der Import der Schweine in andere EU-Länder ist dann nicht mehr möglich. Die wollen ihr Land ja auch vor dem Virus schützen", so Roski.

Die Landwirte fürchten die "Afrikanische Schweinepest" wegen der zu erwartenden Einbußen. Deshalb haben Bauernverbände schon den Massenabschuss des Schwarzwilds - auch mit bisher verpönten Nachtzielgeräten - gefordert. Walter Bott hält davon wenig, zumal man den Gebrauch dieser Waffen zuvor beantragen müsse. "Wer das illegal macht, dem wird der Jagdschein entzogen", sagte Bott. Überdies glaube er nicht, dass der Abschuss des Schwarzwilds mit Nachtzielgeräten langfristig etwas bringe. "Das Wildschwein ist ein hochsensibles und hochintelligentes Tier, es wird schnell merken, dass es sich auch in der Nacht nicht mehr sicher aus der Deckung bewegen kann und noch vorsichtiger sein", so Bott.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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