Diagnose Brustkrebs:Modernste Standards im Klinikum Freising

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Von der Diagnose bis zur Nachbehandlung kommen in Freising die aktuellsten wissenschaftlichen Methoden zum Einsatz.

Gudrun Regelein

Durch das Qualitätssiegel Zertifiziertes Brustzentrum, das wir erst kürzlich erhalten haben, können an Brustkrebs erkrankte Frauen sicher sein, nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft behandelt zu werden", sagt Christoph Neuhofer, Leiter des Brustzentrums und niedergelassener Gynäkologe. Die Vernetzung verschiedener Spezialisten, eine engmaschige, nicht nur medizinisch hoch qualifizierte Versorgung, kurze Wege und keine unnötigen Wartezeiten zeichneten die Betreuung der betroffenen Frauen aus. Die Zertifizierung sei freiwillig nach einem umfassenden Kriterienkatalog der Deutschen Krebsgesellschaft erfolgt. Wir bieten unseren Patientinnen von der ersten Diagnose bis zur Nachbehandlung ambulant und stationär die bestmögliche Versorgung", sagt Neuhofer. Möglich wird dies unter anderem durch ein Netzwerk von insgesamt 18 Partnern: Vom Klinikum mit der Hauptabteilung Gynäkologie in Zusammenarbeit mit der Gynäkologischen Onkologie und anderer Abteilungen über niedergelassene Frauenärzte hin zu weiteren Kooperationspartnern wie Plastische Chirurgie, Psychoonkologie, aber auch Patientenberatung und Selbsthilfegruppen. "Unser Team kennt sich gut - auch privat - und dadurch sind die Wege bei uns auch sehr kurz", meint Neuhofer. Wie Sabine Katzenbogner betont, die im Klinikum für die Zentrumskoordination zuständig ist, sind die Anforderungen an ein Brustzentrum sehr hoch: So müssen beispielsweise die Operateure ein hohes Maß an Erfahrung haben und die enge Kooperation aller Behandlungspartner nachgewiesen werden. Zudem müssen alle Beteiligten Fort- und Weiterbildungen absolvieren, spezielle Brustoperateure ausgebildet und eine Brustsprechstunde eingerichtet werden. "Wir leisten das alles, um betroffene Frauen noch effektiver behandeln zu können. Und das in einer sehr familiären Atmosphäre", meint Katzenbogner. Für die Patientinnen bietet die intensive Zusammenarbeit im Netzwerk viele Vorteile: Neben einer medizinischen Versorgung nach aktuellsten nationalen und internationalen Leitlinien und Standards gehören auch ergänzende Therapien zum Behandlungsplan, der individuell für jede Patientin entwickelt wird - mit dem Ziel, dass "Patientinnen die Krankheit gut bewältigen und schnell genesen", sagt Neuhofer. An Brustkrebs erkrankte Frauen durchlaufen die Schritte von der Diagnose bis zur Nachbehandlung in einem perfekt organisierten Schema, das dafür sorgt, dass keine unnötigen Verzögerungen oder Wartezeiten entstehen. Falls möglich im Klinikum oder bei den niedergelassenen Spezialisten in Freising. "Eine Patientin mit Tastbefund schicken wir zur Mammografie, 24 Stunden später haben wir den Befund. Dann geht es zur Biopsie und am nächsten Tag liegt auch hier der Befund vor. Normalerweise dauert das wesentlich länger", schildert Neuhofer. In einer Tumorkonferenz werden dann die individuellen Therapieschritte unter Berücksichtigung aller verfügbaren diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten im Team besprochen. Zu diesen gehören neben den Operateuren unter anderem auch die gynäkologischen Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Psychoonkologen. "Das ist alles streng reglementiert. Wir müssen nach genauen Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft arbeiten", sagt Neuhofer. Jede Patientin erhält dann ein eigenes Brustkrebsjournal, in das jede Untersuchung, jeder Befund abgeheftet wird. Besonderes Augenmerk wird aber auch auf die Seelenlage der Frauen gelegt. "Man braucht schon viel Gefühl und Einfühlungsvermögen", sagt Petra Linke, die seit vielen Jahren als pflegerische Assistentin im Klinikum arbeitet und eine Zusatzausbildung als Pflegeexpertin für Brustkrebserkrankungen absolvieren möchte. Patientinnen werden nicht nur stationär, sondern bereits vor und auch nach dem Klinikaufenthalt betreut. So gibt es beispielsweise eine Patientenberaterin, die die Frauen unter anderem über Anschlussbehandlungen informiert. Die psychosoziale Betreuung spielt hier eine große Rolle: Für die Psychoonkologin beginnt die eigentliche Arbeit, die kontinuierliche Gesprächstherapie, häufig erst nach dem stationären Aufenthalt. Erst hat man nur die Therapie im Kopf und ist beschäftigt. Aber danach kommt oft ein Leerlauf. Man gerät in ein tiefes Loch", erzählt Rosmarie Brand von der Selbsthilfegruppe, die ihre Gruppe lieber "Gleichgesinnte" nennt. Einmal im Monat treffen sich rund zehn Frauen im Café zum Beisammensein und zum Erfahrungsaustausch. "Der Austausch stärkt und stützt uns", sagt Brand. "Wir alle haben unsere Therapien hinter uns und die Krankheit ist auch nicht das eigentliche Thema." Auch wenn man sie nie wieder wirklich los wird.

Petra Linke und Julia Börger (rechts) kümmern sich im Freisinger Klinikum intensiv um Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 30.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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