Der Verzicht fällt schwer:Anwohnerprotest zeigt Wirkung

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Auf dem Areal eines alten Hofes, der zuletzt als Asylbewerberunterkunft diente, soll in Allershausen eine Seniorenwohnanlage entstehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Weniger Wohnungen, weniger Parkplätze, kein Café: Obwohl das Interesse an dem Angebot für betreutes Wohnen groß ist, werden die Pläne für die Seniorenwohnanlage an der Abt-Joseph-Straße in Allershausen abgespeckt

Von Petra Schnirch, Allershausen

Die Pläne für die Seniorenwohnanlage an der Abt-Joseph-Straße in Allershausen werden abgespeckt. Grund ist der Widerstand von drei Anwohnern. Die Zahl der Wohnungen soll nun etwas reduziert werden, vor allem aber wird das vorgesehene Café wegfallen. Gegen die Stimmen von Anna Gründel (PFW), Christian Huber und Josef Lerchl (beide SPD) billigte der Gemeinderat am Dienstagabend die Änderung des Bebauungsplans "Ampertalstraße". Das Interesse am betreuten Wohnen ist groß: Die Kirchenverwaltung habe ihm mitgeteilt, dass es bereits 48 Anfragen gibt, sagte Bürgermeister Rupert Popp (PFW).

Die Unterlagen werden nun noch einmal, zum dritten Mal, ausgelegt, auch die Anwohner können sich erneut äußern. Einer der Anlieger hat im Gespräch mit der SZ bereits angekündigt, dass er weiter dagegen vorgehen werde, weil ihm das Gebäude zu massiv sei. Er fordert, auf das oberste Stockwerk des viergeschossigen Baus zu verzichten.

In der Sitzung selbst waren Popp und Lerchl kurz, aber heftig aneinander geraten. Popp fiel dem SPD-Gemeinderat ins Wort, als der einwandte, es sei "nicht richtig miteinander gesprochen worden". Der Bürgermeister erwiderte, er wolle "keine Schaufensterreden" mehr hören. Die Anwohner seien immer wieder einbezogen worden, es habe eine Versammlung gegeben, auch die neuen Unterlagen seien ihnen bereits zugeschickt worden. Lerchls Antrag, die Abstimmung um zwei Wochen zu verschieben und einen Mediator einzuschalten, lehnte der Gemeinderat bei vier Gegenstimmen ab.

Investor Lutz Schwarze von der Gröbenbach GmbH, die bereits mehrere Senioren-Wohnprojekte verwirklicht hat, sagte der SZ, dass die Nachbarn weit mehr eingebunden worden seien als vorgesehen. Mit den geänderten Plänen komme man ihnen einen Schritt entgegen, wenngleich ihm der Verzicht auf das öffentliche Café schwer gefallen sei. Es sei Philosophie des Unternehmens, einen solchen Mittelpunkt für Bewohner und auswärtige Gäste zu schaffen. Auch die Caritas bedauert die Planänderung. Sie wollte das Café gemeinsam mit der Gröbenbach GmbH betreiben und dort Arbeitsplätze beispielsweise für Langzeitarbeitslose schaffen. Für die Bewohner hätte ein solcher Treffpunkt "ein Stück Lebensqualität" bedeutet, heißt es in einem Schreiben von Caritas-Kreisgeschäftsführerin Carolin Dümer an Popp.

Durch den Wegfall des Cafés kann auch die Tiefgarage um etwa 500 Quadratmeter verkleinert werden, sie soll nun 29 anstelle von 42 Stellplätzen haben. Die Abfahrtsrampe wird deutlich schmäler und von der Grundstücksgrenze abgerückt. Die Grundfläche des Wohngebäudes verringert sich um zirka 260 Quadratmeter. Das Dachgeschoss wird auf allen Seiten um 1,50 Meter zurückgesetzt, dadurch soll es weniger wuchtig wirken. Die zunächst geplante durchgehende Balkonreihe dort wird durch Einzelbalkone ersetzt. Aus dem Pultdach wird ein Walmdach, die Firsthöhe verringert sich um etwa 50 Zentimeter. Leonhard Held (CSU) verwies darauf, dass die vorgesehene Zahl von 44 Parkplätzen nicht ausreichen werde. Pro Wohnung - es werden etwa 40 sein - sei ein Stellplatz vorgeschrieben, weitere 20 Prozent würden für Besucher gefordert. Dies muss der Investor berücksichtigen.

Eine Diskussion um den Brandschutz beendete Popp mit dem Hinweis, dass es diesmal um die Grundsatzentscheidung gehe, ob der Gemeinderat zu dem Projekt stehe. Mit einem Brandschutzkonzept sei ein darauf spezialisiertes Planungsbüro beauftragt worden, das Landratsamt werde dieses prüfen. Zudem liege noch kein Bauantrag vor.

Prognosen über den weiteren zeitlichen Ablauf wagen weder Bürgermeister Popp noch Schwarze. "Wir haben uns das anders und schneller vorgestellt", räumte der Investor ein. "Wir werden aber nicht das Handtuch werfen."

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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