Freisinger Kopf:Schlaflos vor dem Volksfest

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Seit 1990 ist Erich Blöckl (rechts) für die Organisation des Freisinger Volksfestes zuständig. Zu tun gibt es eigentlich das ganz Jahr über. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Planung der Infrastruktur bereitet ihm ab und zu auch schlaflose Nächte. In Erich Bröckls Mobiltelefon sind 4000 Namen von Schaustellern gespeichert. Bald wird Schluss damit sein.

Von Eva Zimmerhof, Freising

Erich Bröckl (60) steht mit seinem Luftballon in der Hand da. Jahr für Jahr empfängt er so Freisings Stadträte und Bürgermeister, um sie über seinen Volksfestplatz zu führen. Der ist für ihn ein Stück Heimat, wo er die Schausteller seine Gäste nennt und mit dem Pfarrer bunte Fahrchips betrachtet. Das Fest ist sein Werk. 2018 jedoch Schluss damit sein.

SZ: Herr Bröckl, wie lange ist das Volksfest schon Ihr Werk?

Erich Bröckl: Seit 1990 bin ich Organisator, nachdem mein Vorgänger überraschend und jung gestorben ist. Es war gut, dass ich schon seit 1978 immer bei den Planungen im Ordnungsamt dabei war. Da wusste ich was kommt. Außerdem mache ich das ja nicht allein, ich habe Helfer.

Dann hatten Sie 2015 ihr 25-jähriges Jubiläum - herzlichen Glückwunsch! Was bleibt denn aus einem Vierteljahrhundert Kirmes besonders im Gedächtnis haften?

Wir hatten hier Krankheits- und auch Todesfälle. Da habe ich die Todesnachricht überbracht. Die Polizei hatte mich deswegen gefragt. Du kennst doch hier jeden, haben sie gesagt. Aber wir haben auch Geburten gehabt, da haben wir dann der Schaustellerin Blumen ins Krankenhaus gebracht.

Das klingt nach einer großen Familie . .  .

Es ist immer ein großes Hallo, wenn wir uns hier auf dem Festplatz wiedersehen. Mit Pfarrer Fuchs, dem Schaustellerpfarrer, habe ich auch ein sehr gutes Verhältnis. Mit ihm tausche ich immer Fahrchips.

Sie tauschen Chips?

Ich sammele Fahrchips. 400 bis 500 Stück habe ich bisher und zu fast jedem habe ich eine Erinnerung. Der Pfarrer hat schon mehr, der kommt allerdings auch noch mehr rum als ich. Mein ältester Chip ist übrigens aus den sechziger Jahren.

Sie sind aber auch auf vielen Festen unterwegs.

Auf neun Festplätzen war ich dieses Jahr, zwölf werden es bestimmt noch. Zur Wiesn gehe ich dann auch ein paar Mal. 96 Plätze kenne ich in Deutschland insgesamt, die hundert kriegt ich noch voll.

Man braucht die Kontakte und trifft dort die Kollegen aus anderen Städten. Mit denen aus Straubing und Landshut ist es mir dieses Jahr gelungen, den "Black Out" auf unsere Feste zu holen. Der Besitzer hat dafür einer Großstadt im Ruhrgebiet abgesagt.

Und nächstes Jahr soll wirklich Ihr letztes als Festorganisator sein?

Ja, ich will meinen Nachfolger, der übrigens noch nicht feststeht, in Ruhe einarbeiten. Ich habe jetzt mal einen Kalender für ihn zusammengeschrieben und festgestellt, dass wirklich das ganze Jahr über etwas zu tun ist. Ab Juni geht wirklich gar nichts mehr und im August hatte ich noch nie Urlaub.

Wen können Sie sich denn als Nachfolger vorstellen?

Einen Kollegen aus dem Ordnungsamt, Bernd Seeburger. Der läuft jetzt schon das zweite Jahr mit.

Was muss man für den Job können?

Man muss Leute kennen, vor allem Schausteller. Auf meinem Mobiltelefon habe ich 4000 Namen gespeichert - alle für das Volksfest. Manchmal ist es chaotisch. Dieses Jahr ( 2015, Anmerkung der SZ-Redaktion) hatte ich einige schlaflose Nächte wegen der großen Fahrgeschäfte. Die kamen erst kurz vor Beginn an. Dann meinte der Besitzer vom "Parkour" auch noch zunächst, er könne wegen Hydraulikproblemen gar nicht kommen. Für solche Fälle braucht man einen Plan B. Den hätte ich auch gehabt. Ansonsten hätte ich den ganzen Platz noch einmal umbauen müssen. Dann wäre das Riesenrad ganz nach hinten auf den Platz gerückt. Eigentlich wollte ich es auch immer schon mal an dieser Stelle haben. Das habe ich bisher noch nicht geschafft.

Was ist so schwierig daran alles um zu planen?

Die Schausteller, die wir übrigens als unsere Gäste bezeichnen, versorgen wir mit Strom und Wasser. Auch die Abwasser- und Abfallentsorgung regeln wir. Man müsste diese ganze Infrastruktur ändern. Und dann handelt es sich bei den großen Fahrgeschäften um Schwertransporte, die koordiniert werden müssen, nicht nur auf dem Platz. Der "Parkour" zum Beispiel wiegt über 90 Tonnen. Da muss ich ganz kurzfristig Genehmigungen einholen, um die Isarbrücke zu sperren zu können.

Die Sache mit dem Luftballon - ist der eigentlich so etwas wie Ihr Markenzeichen?

Ja, eigentlich habe ich den immer bei dem Volksfestrundgang dabei. Aber Frau Bönig nimmt ihn mir immer ab. Das macht sie, damit sie nicht Karussell fahren muss.

Kennen sie alle Fahrgeschäfte?

Ja, alle! Aber ich lasse mich dabei lieber nicht fotografieren. Das härteste was ich bisher gefahren bin ist der "Black Out".

Das Volksfest ist vorbei, Sie planen bereits das nächste. Haben Sie für Ihr letztes einen besonderen Wunsch?

Den Wunsch, den ich jedes Mal habe: Dass nichts passiert, dass alle zufrieden und glücklich sind und dass noch lange davon geredet wird.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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