Auch wenn der Landtagsabgeordnete Florian Herrmann (CSU) ihnen in einem Facebook-Eintrag mangelndes Demokratieverständnis vorwirft und sie als verbohrte Sturköpfe bezeichnet, das Demonstrationsrecht gilt auch für Grüne und ÖDP. Und deshalb war es durchaus legitim, beim ersten Spatenstich für die Westtangente noch einmal gegen das umstrittene Straßenstück zu demonstrieren.
Zu viele Ungereimtheiten gibt es noch, zu viele Fragen sind noch offen, als dass man trotz eines positiven Bürgerentscheids, trotz eines positiven Planfeststellungsbescheids nicht weiter gegen den Bau sein dürfte.
Nützen wird diese Demonstration zum jetzigen Zeitpunkt freilich nichts mehr, auch wenn diese Westtangente einen ganzen Stadtteil verändert und das Freisinger Moos zerstört, und nichts anderes ist als ein astreiner Flughafenzubringer, wie kürzlich sogar Verkehrsgutachter Harald Kurzak zugegeben hat.
Und der muss es wissen. Er hat die Planung seit Jahrzehnten begleitet und die Notwendigkeit der Trasse stets mit der Verkehrsentlastung für die Innenstadt begründet. Sein plötzlicher Sinneswandel kommt zwar spät und überrascht, entspricht aber wohl den Tatsachen. Die Leidtragenden werden - neben den Vöttingern - vor allem die Allershausener sein, denn Kurzak hat nun auch prognostiziert, dass nach Fertigstellung der Westtangente der Verkehr durch Allershausen stark zunehmen wird und viele Lastwagen den Weg zum Flughafen über Freising abkürzen werden, weil diese Verbindung kürzer, schneller und kostenlos ist.
Deshalb hätten am Donnerstag eigentlich die Menschen aus Allershausen demonstrieren müssen. Aber die sind zu brav und haben wohl auch zu lange darauf vertraut, durch eine Südumfahrung entlastet zu werden. Die Straßenbauer wollen dieses Projekt allerdings nicht vor dem Jahr 2025 angehen, und dann können noch einmal viele Jahre bis zu einer Realisierung vergehen. Bis dahin aber wird die Freisinger Westtangente dazu beitragen, dass Allershausen im Verkehr erstickt.