Das Programm im Literarischen Herbst:Anstöße zum Nachdenken

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Die Autoren greifen beim 34. Literarischen Herbst brandaktuelle Themen auf wie die Suche nach Heimat, Fremdenfeindlichkeit und die Abkehr von demokratischen Grundsätzen in Teilen Osteuropas

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Schon seit einigen Jahren stellen Irmgard Koch und Helma Dietz vom Modern Studio den "Literarischen Herbst" nicht mehr bewusst unter ein speziell ausgewähltes Thema. Bei der Auswahl der Autoren, die oft noch jung, meist aber bereits preisgekrönt sind, kristallisiert sich dann aber immer automatisch eine bestimmte Themenrichtung heraus. Diesmal sei es die Nachdenklichkeit, berichtet Irmgard Koch bei der Vorstellung des Programms am Freitag.

"Es geht um junge Menschen in der Krise, aus der sie sich herausarbeiten oder sich entscheiden müssen, eine bestimmte Richtung einzuschlagen." So sei das auch bei Rasha Khayat, die am Dienstag, 8. November, um 20 Uhr im Café im Schafhof ihr Buch "Weil wir längst woanders sind " vorstellt. Rasha Khayat, geboren 1978 in Dortmund, wuchs in Jeddah in Saudi-Arabien auf. Als sie elf war, kehrte ihre Familie nach Deutschland zurück. Die Hauptfigur im Buch lebt auch zwischen zwei Kulturen, Deutschland und Saudi-Arabien, und entscheidet sich schließlich, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. "Ob das die richtige Entscheidung war, das wird in dem Buch nicht gesagt", erzählt Irmgard Koch. Um die Krise in Osteuropa, das sich immer mehr von der Demokratie verabschiedet, und die Fremdenfeindlichkeit geht es im Roman "Nationalstraße" von Jaroslav Rudiš, der am 23. November um 20 Uhr im Gefängnis liest. "Es war mir wichtig, eine Stimme zu finden, die sich gegen diese Abkehr von der Demokratie erhebt und Jaroslav Rudiš tut das", berichtet Irmgard Koch. Rudiš, geboren 1972, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker. Er studierte Deutsch und Geschichte in Prag, Zürich und Berlin. Seine Hauptfigur Vandam will 1989 auf der Nationalstraße der Prager Altstadt mit dem ersten Schlag die "Samtene Revolution" in Gang gesetzt haben. Mehr als 20 Jahre später ist er alles andere als ein Held. Er lebt immer noch in der Plattenbausiedlung seiner Kindheit, verdient sein Geld als Dachlackierer und verschafft sich Respekt, indem er in seiner Stammkneipe einen Störenfried krankenhausreif prügelt. Seinem Sohn erzählt er, er habe ja nichts gegen Zigos, Punks, Sozialschmarotzer und vor allem sei er kein Nazi, sondern ein Patriot . . . Das hört man sicher nicht nur in Prag. Wie hierzulande gegen Fremdenfeindlichkeit vorgegangen werden kann, erzählen die beiden Studentinnen und angehenden Förderschullehrerinnen Laura Kieblspeck und Tamara Stangl am Montag, 21. November, um 20 Uhr im Gefängnis. Laura Kieblspeck kümmert sich in einem Flüchtlingsheim um die Kinder. Beim Betrachten eines Bilderbuchs bemerkte sie, dass die Kleinen sehr erstaunt auf Badeszenen mit Bikini und knapper Hose reagierten. Da sah sie die Notwendigkeit, unser Alltagsleben in Bild und Text so vorzustellen, dass ausländische Kinder mit noch geringen Sprachkenntnissen dies auch verstehen können. Gemeinsam mit ihrer Freundin Tamara Stangl entwickelte sie ein Konzept für ein kleines bebildertes Sachbuch.

Kindertheater gehört in diesem Jahr natürlich auch wieder zum Programm des "34. Literarischen Herbsts". Am Sonntag, 20. November, um 15 Uhr zeigt das "Theater Kunstdünger" das Stück "Die Prinzessin kommt um vier" in der Vöttinger Grundschule. Die Prinzessin ist in diesem Fall eine Hyäne, die so gar nichts Hoheitliches an sich hat und sich furchtbar daneben benimmt. Die Geschichte von der "Regentrude" nach Theodor Storm erzählt am Samstag, 26. November, um 16 Uhr in der Musikschule das Ensemble "Ciaconna Clox" in einer Mischung aus Tanz, Schauspiel und Musik.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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