Das neue Freisinger Kombibad:Geprüft und für gut befunden

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Kritiker fürchten um das Flair des Lerchenfelder Freibads. Doch die Wasserfläche im geplanten Kombibad ist größer. Wer sich nicht der prallen Sonne aussetzen will, der findet in der neuen Schwimmhalle ein schattiges Plätzchen

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Sommer 2015 könnte möglicherweise zur letzten Saison im altgewohnten Freisinger Freibad werden. An diesem Dienstag endet die Auslegung des Bebauungsplans für das neue Kombibad am Rabenweg. Gibt es keine weiteren Probleme, soll ziemlich genau in einem Jahr - im Frühjahr 2016 - der erste Spatenstich gesetzt werden. Damit entsteht auf dem Freibad-Areal ein neues Hallenbad, das seinen in die Jahre gekommenen Vorgänger an der Jochamstraße ablösen soll. Hinzu kommen eine Sauna, eine Gastronomie und ein Saunagarten. Das Freibad soll zwar während der Bauarbeiten nutzbar bleiben, sein alter Charme dürfte in dieser Zeit jedoch etwas beeinträchtigt sein. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, das Hallenbad im Herbst 2017 fertigzustellen.

Kritiker des Projektes sorgen sich vor allem um das Flair des alten Lerchenfelder Schwimmbades. Sie fürchten, dass Wasser- und Liegeflächen im Freien verloren gehen, zu viele Bäume gefällt werden und wegen der Situierung des Parkhauses neben dem künftigen Eingang eine schwierige Verkehrssituation entstehen könnte. Die Freisinger SZ hat ein paar Antworten auf mögliche Fragen gefunden.

Wer baut das Kombibad und was kostet das?

Der neue Schwimmbadkomplex wird federführend von den Freisinger Stadtwerken errichtet, die für den Bäderbetrieb in der Stadt Freising zuständig sind. Die Kosten für das gesamte Projekt sind in der jüngsten Sitzung des Freisinger Werkausschusses auf knapp 32 Millionen Euro geschätzt worden.

Warum wurde der Standort am Rabenweg inmitten eines Wohnquartiers ausgewählt? Hätte man das neue Hallenbad nicht auch woanders hinbauen können?

Fans des Freisinger Freibads werden weiterhin ihre Bahnen ziehen können. Bei schlechtem Wetter können sie künftig aber auch ins Hallenbad ausweichen. (Foto: Lukas Barth)

Der Freisinger Stadtrat hat im Herbst 2012 für den Bau neben dem Lerchenfelder Freibad gestimmt - und damit eine jahrzehntelange Diskussion um den Standort beendet. Die Stadtwerke hatten zuvor insgesamt sieben mögliche Alternativen noch einmal untersuchen lassen, darunter das Nusser-Areal, den Bahnhof und die Savoyer Au. Am Ende aber sprachen die meisten Argumente für den Neubau am Rabenweg. So gehört der Grund hier bereits der Stadt Freising und es ist der Kombibetrieb mit dem Freibad möglich, was diesen Vorschlag zur wirtschaftlichsten der untersuchten Varianten machte. Würde man ein eigenständiges Hallenbad an einem anderen Standort bauen, müsste man mit einem deutlich schlechteren Betriebsergebnis rechnen. Als weiterer Pluspunkt für den Standort Rabenweg wurde die relative Nähe zur Innenstadt gewertet.

Gehen wirklich Wasser- und Liegeflächen verloren?

Die Wasserflächen im Freibad-Teil werden tatsächlich etwas kleiner. Die Wasserbecken im Eingangsbereich sind aus Altersgründen nicht mehr zu retten. Bestehen bleiben jedoch das bereits sanierte bisherige Sport- und das Sprungbecken. Außerdem wird angrenzend an das neue Hallenbad ein neues Außenbecken gebaut. Die neuen Wasserflächen des Hallenbades stehen den Besuchern zudem das ganze Jahr über zur Verfügung, so dass das Angebot insgesamt größer wird.

Weil sich in anderen Kombibädern gezeigt hat, dass viele Besucher "an sehr heißen und sonnigen Tagen den Innenbereich bevorzugen", werde sich der Bedarf an Liegeflächen verschieben "und im Freien insgesamt reduzieren", heißt es auf der Homepage der Stadtwerke. Außerdem wird die geplante Öffnung des Schwimmbadgrabens die Liegefläche im Norden um etwa 370 Quadratmeter verkleinern. Im Innenbereich sind laut den Stadtwerken jedoch ausreichend Aufenthaltsflächen vorhanden, die auch in den Übergangszeiten genutzt werden können.

Was passiert mit den Bäumen auf dem alten Schwimmbadgelände?

Die wertvollen alten Bäume auf dem Areal am Rabenweg sollen soweit möglich erhalten werden. Einzig vor dem Schwimmbadeingang dürfte das nicht so ohne weiteres möglich sein. Zwar würden die Experten auch die Exemplare dort gerne retten. Es ist jedoch nicht sicher, inwieweit das tatsächlich sinnvoll ist, wie ÖDP-Stadträtin Monika Hobmair zuletzt im Gestaltungsbeirat des Freisinger Stadtrats noch einmal zu bedenken gab. Die Gefahr: Man investiert jetzt in den Erhalt der Bäume und muss sie wegen ihres Alters in zehn Jahren dann doch fällen.

Was ist das Problem mit dem geplanten Parkhaus?

Für die Anwohner des Freibads könnte der Neubau des Kombibades sogar eine Entlastung bedeuten, was die Parkplatzsituation und die im Sommer nicht unerhebliche Lärmbelastung angeht. Denn mit den Bade- und Saunaeinrichtungen soll in einem dritten Gebäude auch ein Parkhaus entstehen. Die Lage von dessen Zufahrt allerdings hatte in den Gremien des Stadtrats mehrfach für Diskussionen gesorgt. Sehr vehement sprach sich vor allem Verkehrsreferent Robert Weller (Freie Wähler) gegen die geplante Situierung im Westen - neben dem neuen Eingangsbereich - aus. Für ihn ist die damit zu erwartende Verflechtung des Auto-, Fußgänger- und Radfahrverkehrs vor dem Eingang des neuen Bades schlicht gefährlich. Außerdem würde dadurch der geplante, kleine Stadtviertel-Platz stark beeinträchtigt. Weller erklärte in den Debatten über das neue Kombibad deshalb wiederholt, er würde sich "noch in 50 Jahren schämen, wenn ich dem so zustimme". Die Kollegen im Stadtrat allerdings folgten überwiegend den nüchternen Erkenntnissen der Stadtverwaltung, die Varianten mit der Zufahrt im Süden oder Südosten geprüft hatten. Ihre Erkenntnis: Einzig bei der westlichen Variante kann der Lärmschutz für die Anwohner des neuen Kombibades tatsächlich gewährleistet werden - und der hat Vorrang.

Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer hatte zuletzt im Gestaltungsbeirat dann noch - allerdings ebenso erfolglos - die neueste Planung kritisiert, die eine eher offene Bauweise für das Parkhaus vorsieht. Habermeyer: "Das gefällt mir vom Grundsatz her nicht. Alles, was man sieht, führt eher zu Konflikten, als was man nicht sieht."

Gibt es Besonderheiten bei der Gestaltung?

Die Frage, ob es Kunst am Bau geben wird, konnte im Gestaltungsbeirat noch nicht beantwortet werden. Ein besonderes gestalterisches Element wird aber die 735 000 Euro teure Öffnung des Schwimmbadgrabens werden. Die Idee wird vom Wasserwirtschaftsamt mit bis zu 551 000 Euro unterstützt, was den Stadträten die Entscheidung erleichtert hat. Denn der aktuell verrohrte Graben hätte ohnehin in absehbarer Zeit saniert werden müssen - und das wäre unwesentlich billiger gewesen.

Nähere Informationen zu den Plänen für das Kombibad finden sich auf der Homepage der Stadtwerke: www.stw-freising.de.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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