Das Bewusstsein schärfen:Perspektivenwechsel

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Wasim Summakeih, Nathalie von Pressentin, Louay Sark und Amal Zankalo (v. l.) demonstrieren, wie es ist, den MMV-Plan auf Arabisch zu studieren. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Ausstellung "Land der Kulturen" im Kreuzgang des Freisinger Landratsamtes soll dabei helfen, sich in Menschen ausländischer Herkunft hineinzuversetzen. Zwei Flüchtlinge stehen als Dolmetscher und Gesprächspartner bereit

Von Alexandra Vettori, Freising

Man muss kein Empathie-Wunder sein, um bei der Frage "Wie würde ich mich da fühlen?" im Umgang mit anderen feinfühliger zu werden. Im Kreuzgang des Freisinger Landratsamtes ist jetzt eine Woche lang eine Ausstellung zu sehen, die auf spielerische Weise dabei hilft, sich in andere Menschen, genauer gesagt in Menschen nichtdeutscher Herkunft, zu versetzen. "Land der Kulturen" heißt die Wanderausstellung aus München, in Freising ist sie seit Montag erstmals außerhalb der Landeshauptstadt zu sehen.

An neun Stationen können Besucher nachempfinden, wie sich Ausländer fühlen, wenn sie sich im neuen Land zurechtfinden. Da ist zum Beispiel der große MVV-Übersichtsplan der Münchner U- und S-Bahnen abgebildet - in arabischer Sprache. Oder es ist das Anmeldeformular für ein Fitnesscenter auszufüllen - die Vorgaben sind ebenfalls auf Arabisch. Man kann auch einen kleinen Gedächtnistest machen: Zwei arabische Wörter, deren Bedeutung und Schriftbild man sich einprägen muss, um sie danach Bildern zuzuordnen. Oder es gilt, aus einer in Arabisch gehaltenen Einladung zu einem Termin im Landratsamt Ort und Uhrzeit herauszufinden.

Die Integrationsbeauftragte im Landratsamt, Nathalie von Pressentin, hat im vergangenen April von den Plänen zu der Ausstellung erfahren und Freising gleich vormerken lassen. So gelang es, die Schau zuerst in das Freisinger Landratsamt zu holen. Jetzt ist sie bereits bis April 2019 ausgebucht. Zusammengestellt hat die Ausstellung die Münchner Gruppe "wir-Werk". Nadja Maki von wir-Werk erzählte, wie sie die Ausstellung mit Hilfe syrischer Flüchtlinge konzipiert und realisiert hat. Das Besondere dabei ist, dass, ob als Übersetzer oder Gesprächspartner, stets zwei Flüchtlinge vor Ort sind und zum Reden einladen. Auch das gehört zum Perspektivwechsel, wenn die in der Regel deutschen Betrachter der Ausstellung dann die syrischen Flüchtlinge darum bitten, ihnen zu helfen.

Auch Führungen werden angeboten, 17 der 22 Termine sind allerdings schon ausgebucht. Das Interesse sei groß, freute sich Integrationsbeauftragte von Pressentin, vor allem Schulklassen haben sich angemeldet, von der Mittelschule bis zur Berufsschulklasse. Allerdings kann man die Schau zu den Öffnungszeiten des Landratsamts natürlich auch einfach so besuchen.

Landrat Josef Hauner betonte in seiner Einführung, dass im Landkreis die Zahl ausländischer Menschen stetig zunehme. Von den knapp 170 000 Landkreisbewohnern haben derzeit 34 000 ausländische Wurzeln, in den vergangenen fünf Jahren ist ihre Zahl um 14 000 gestiegen. Die häufigsten Herkunftsländer sind die Türkei, Rumänien, Ungarn und Polen. "Es ist eine wichtige Aufgabe, möglichst alle gut zu integrieren", sagte Hauner. Die Vielfalt sei auf jeden Fall eine Herausforderung für die Gesellschaft. Der Rollentausch in der Ausstellung sei dabei ein Anstoß, zu überlegen, wie anspruchsvoll Integration sei.

Die Termine der Wanderausstellung und mehr Infos findet man unter www.land-der-kulturen.de.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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