Dank den Aktiven:Aus der Freiheit heraus dem Nächsten dienen

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Landesbischof Bedford-Strohm spricht beim Empfang des Evangelischen Dekanats aus Anlass des Reformationsjahres

Von Angie Fuchs, Freising

Wie vor Weihnachten habe er sich auch vor diesem Abend gefragt: "Wie voll wird die Kirche wohl sein?", sagte der Freisinger Dekan Jochen Hauer am Freitag zu Beginn des Festabends aus Anlass des Reformationsjahres. Hocherfreut konnte er diesmal feststellen: "Rappelvoll", war es. Allerdings nicht in der Kirche, sondern im Asamtheater. Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 hatte das Evangelisch-Lutherische Dekanat Freising zahlreiche Aktive zum Empfang eingeladen: Kirchenvorstände der zehn Kirchengemeinden des Dekanats, Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Hauptamtliche der Kirchengemeinde waren nach Freising gekommen.

Ein buntes Programm hatte Hochschulpfarrerin Anne Lüters angekündigt - und damit nicht zu viel versprochen: Geboten wurden Tiefsinniges, Kunst und Humor. Schüler des Camerloher-Gymnasiums spielten zusammen mit Absolventen anderer Schulen aus dem Landkreis zwei kurze Theaterstücke, die Barbara Hofmann speziell für diesen Abend geschrieben hatte.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher gratulierte den evangelischen Christen zum Reformationsjubiläum, der katholische Weihbischof Bernhard Haßlberger warf einige "Blitzlichter" auf die geschichtlichen Ereignisse seit der Reformation. Das 400. Jubiläum hätten die Protestanten noch allein gefeiert, da sei man jetzt einen großen Schritt weiter. Er lobte die freundschaftlichen Verhältnisse die zum Beispiel auch durch "Schafkopfen über Konfessionsgrenzen hinweg" untermauert würden. Im Mittelpunkt des Festvortrags des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm stand das Thema "Von der Freiheit eines Christenmenschen - Welche Reformation braucht Deutschland heute?"

An der "Zonengrenze" in Coburg aufgewachsen, wies Bedford-Strohm auf die heutige Bedeutung von Freiheit in vielen Teilen der Welt hin - aber gerade auch in Deutschland. Das Problem sei allerdings, dass Menschen unter Freiheit oft Unterschiedliches verstünden. Luthers Ansatz sage, "ja, du musst dich nirgends unterordnen, sollst deinem Gewissen folgen". Aus dieser "inneren Freiheit" heraus solle man dann aktiv werden und sich für Andere einsetzen, "aus der Freiheit heraus dem nächsten dienen". Die Flüchtlingshilfe könne man als Kommentar zu Luthers Weg verstehen: "Dass viele das ausstrahlen, wovon sie reden" - statt nur mit "verkniffenem Gesicht" von Liebe und Freiheit zu reden. Jeder Kirchenaustritt tue ihm weh, sagte der Landesbischof. Doch sei es ihm auch wichtig, dass Menschen aus freier Entscheidung Mitglied der Kirche seien. Er betonte, dass in der Ökumene die Zukunft der Kirche liege. Bedford-Strohm ist überzeugt: "Frömmigkeit ist ein Zukunftsmodell." Jeder Lebensratgeber habe heute ein Kapitel zum Thema Dankbarkeit und positives Denken. Aber all diese Ratschläge kämen nicht an das heran, was Frömmigkeit kann: "Das erreicht die Seele." Rüdiger Glufke, persönlicher Referent des Landesbischofs, sorgte für virtuose Musikbeiträge am Flügel - und auch an diesem Punkt fand er eine idealen Schlussakzent zu Bedford-Strohms Rede und stimmt Marius Müller-Westernhagens Hymne "Freiheit" an.

Mit Fee Brembeck betrat anschließend eine junge Poetry-Slammerin die Bühne, die 2013 die deutschsprachigen U-20-Meisterschaften gewonnen hat. In ihrem ersten Beitrag skizzierte die Theologiestudentin pointiert, welche Folgen es hat, in einem Party-Gespräch "zuzugeben" Theologie zu studieren. Ihr zweites Stück "Schau Dich an, Du bist hier" macht Mut: "Schau Dich doch an, was Du alles hast - und nicht was Du verpasst"

Für Begeisterung sorgte auch die Dekanatsjugendreferentin Diakonin Angela Senft: Zunächst mit einem kabarettistischen Beitrag als jonglierende, mosernde Putzfrau ("Luther hat schon eine deftige Sprache benutzt - heut' bist schon deftig, wenn Du gegen die dritte Startbahn bist"), später mit einem knapp vierminütigen Kirchenlieder-Medley zusammen mit Dekanatsjugendreferentin Kati Jindrich und zu guter letzt noch mit einem improvisierten Jonglage-Klavier-Stück zusammen mit Rüdiger Glufke. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm schien vom dem Abend höchst angetan: "Das war einfach ein gigantischer Abend, bei dem die ganze Kraft, Vielfalt und Fröhlichkeit unserer Kirche wie in einem Brennglas sichtbar wurde", postete er anschließend via Facebook.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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