Dächer von Lasten befreit:Schwer wie Blei

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Auch nach den tagelangen Schneefällen im bayerischen Oberland 2019 hat das Freisinger THW mit angepackt, ebenso wie viele Feuerwehren aus dem Landkreis. (Foto: Binner/oh)

Auch THW und BRK waren im Schneechaos im Einsatz

Von Laura Dahmer, Freising

Nicht nur die Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis waren in den vergangenen Tagen unterwegs, um im Kampf gegen die Schneemassen Hilfe zu leisten. Auch das Technische Hilfswerk (THW) aus Freising unterstützte die Landkreise Miesbach und Berchtesgadener Land dabei, Dächer von Schneelasten zu befreien, einsturzgefährdete Gebäude zu stützen und bei der Räumung von Häusern zu helfen.

Der Einsatz ging für sie einen Tag später los als für die Feuerwehr, vergangenen Samstagmorgen rückten 24 Freisinger Helfer des THW mit einem Gerätewagen, Mobilkran, Mehrzweckkraftwagen und Kombi ins Berchtesgadener Land aus. Auch Drohnen hatte die Einsatzgruppe an Bord. Ein zweiter Trupp mit sieben Männern und Frauen fuhr nach Wildbad Kreuth in Miesbach, um dort Dächer zu räumen. Schon am Nachmittag aber hatten sie ihren Einsatz beendet, vier von ihnen verstärkten im Anschluss deshalb die Einsatzkräfte im Berchtesgadener Land.

Dort wurde die Arbeit für den THW zunehmend schwerer: Regenfälle machten den Schnee "schwer wie Blei", berichtet Gruppenführer Andreas Binner. Durch die "teilweise großen Gebäude mit verwinkelten Dächern" sei es für die Einsatzkräfte außerdem eine Herausforderung gewesen, den Überblick zu behalten. Hier halfen die Drohnen, mit denen der THW über die Häuser flog und so Luftbilder bekam. Das war auch deshalb wichtig, weil wegen des Regens Eile geboten war: Einige der Dächer, so der THW Freising, waren ohnehin schon "an oder sogar über der Grenze ihrer Tragfähigkeit", der Regen machte die Last noch größer. Um das Schneeschaufeln zu erleichtern, wurde das Werkzeug mit Schmiermittel wie Skiwachs oder Silikonspray behandelt. Das verhinderte, dass die schweren Schneelasten dort festklebten.

Am Sonntagabend dann drohten Dachstuhl und Balkone der Klinik Schönsicht im Ortsteil Oberkälberstein unter den Schneemassen einzustürzen. Die Einsatzgruppe des THW forderte deshalb die rund 200 Baustützen an, die der Ortsverband Freising für genau solche Fälle auf Lager hat. Am Montagmorgen wurden die Baustützen, Holz und Baumaterial deshalb sofort nach Oberkälberstein geliefert. Während der gesamten Zeit des Einsatzes war der Baufachberater des THW Freising unterwegs von Haus zu Haus, um die Gebäudestatik zu begutachten und eventuell Räumungen anzuordnen. Der Einsatz im Berchtesgadener Land endete am Dienstag gegen 20 Uhr, nachdem noch weitere Häuser im Landkreis vom Schnee befreit wurden. Nach insgesamt rund 3200 Stunden geleisteter Arbeit kehrten die Einsatzkräfte dann nach Freising zurück. Für den Mobilkran ging der Einsatz im Schneechaos noch voraussichtlich einen Tag länger. Nachdem dieser mit ins Berchtesgadener Land gefahren war, wurde er schon vergangen Samstag in den Landkreis Miesbach bestellt, um dort dem THW Dachau bei der Sicherung der Einsatzkräfte zu helfen.

Neben THW und den Landkreisfeuerwehren gab es noch mehr tatkräftige Helfer: In Traunstein, dem Einsatzort der Feuerwehr, war die Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter (UG-ÖEL) als Schnittstelle zwischen den Führungen der Feuerwehren aus Freising und Traunstein jeden Tag vor Ort. Die insgesamt sieben im Wechsel tätigen Feuerwehrmänner der UG-ÖEL hatten ein Auge darauf, wo welche Kräfte im Einsatz sind, ob noch Ausrüstung oder Material benötigt wird und die Einsatzgruppen zu organisieren. "Wir haben in Abstimmung mit den Kollegen aus Traunstein die Helfer den einzelnen Einsatzstellen zugeteilt", erzählt Samuel Hall, einer der Sieben.

Der Freisinger Kreisverband des BRK war sowohl in Traunstein als auch beim THW im Berchtesgadener Land im Einsatz. Mit insgesamt 25 Einsatzkräften organisierte das Rote Kreuz ganze 800 Feldbetten für eine Notunterkunft. Außerdem stellten sie am Montag zwei Rettungswägen zur Absicherung der Bevölkerung und der Helfer zur Verfügung, benötigt wurde diese nicht. Dienstags war dann noch die Schnelleinsatzgruppe Betreuungsdienst vor Ort, um eine Notunterkunft auszubauen und Behinderte, die ausgelagert wurden, zurück in ihr Heim zu bringen. Die Helfer des BRK Freising stehen noch bis Ende der Woche auf Abruf bereit.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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