CSU-Vorsitzender:Feuerwehrmann auf umstrittener Mission

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Die Bürgergespräche des Freisinger CSU-Vorsitzenden Erich Irlstorfer stoßen selbst in den eigenen Reihen auf Kritik. Der Aktionismus kommt schlecht an.

Sabina Dannoura

Er gibt den Hansdampf in allen Gassen: Kein "Brandherd" entgeht dem Freisinger CSU-Vorsitzenden Erich Irlstorfer, an dem er nicht als Löschmeister agieren würde: um Eltern in Tüntenhausen zur Hilfe zu eilen, die für die Schulbusfahrt ihrer Kinder künftig zahlen sollen; um Anwohnern zur Seite zu stehen, die über untragbare Umstände rund um die Ivy-Bar klagen. Doch statt die Glut zu ersticken, zündelt Feuerwehrmann Irlstorfer derzeit wohl eher:

Zündelt: Feuerwehrmann Irlstorfer. (Foto: Marco Einfeldt)

In der eigenen Mannschaft kommt der Aktionismus des Freisinger Parteichefs zunehmend schlecht an.

Nur wenige Stadträte lassen sich bei den "Bürgergesprächen" - ein CSU-ler aus der Führungsriege spricht von Selbstdarstellungsterminen - blicken. Fraktionschef Tobias Eschenbacher glänzt fast ausnahmslos durch Abwesenheit. Und wenn dann doch ein Stadtrat kommt, wie jüngst Florian Notter nach Tüntenhausen, wetzt der vor lauter Verlegenheit unruhig auf der Bank herum.

Ein Zuhörer wollte nur wissen, was der Gestaltungsbeirat mache - und Irlstorfer schwang sogleich die verbale Keule gegen dieses Gremium, das Bauherren blockiere. Dass die Gestaltungsexperten auf maßgebliche Initiative der CSU eingesetzt wurden, erfuhr der gute Mann nicht. Notter, Verfechter eines sensiblen Umgangs mit Freisings historischem Erbe, biss sich auf die Zunge.

Geredet hat dagegen ein anderer Fraktionskollege: Wie sich Irlstorfer in den Konflikt um die Ivy-Bar einschalte, sei für den Pächter "rufschädigend", sorgt sich der Christsoziale. Irlstorfer hat vollmundig für Montag, 16. August, einen "Krisengipfel" in der Angelegenheit angekündigt - mit "allen Beteiligten": Anwohner, Kneipenpächter, Polizei, Stadträte samt Oberbürgermeister und Verwaltung, Wirte- und Brauerei-Vertreter.

Die Stadt hat schon mal abgesagt, Ivy-Betreiber Tobias Schmitt wusste nichts von dem Termin - und in der Internet-Community "Supershit" schimpft sogar ein Anwohner, dass bei diesem neuerdings als "Bürgergespräch Altstadt" verkauften Termin "wahrscheinlich wieder die Ivy-Besitzer ins falsche Licht" gerückt werden sollten. Die CSU nutze eine Veranstaltung für ihre Zwecke aus, mutmaßt der Schreiber, wiewohl er kein Verständnis für jugendliche Krachmacher hat.

Nicht punkten kann Irlstorfer bei Parteikollegen in Sachen Schulbus Tüntenhausen - die Stadt stuft den Schulweg nicht mehr als "besonders gefährlich" ein, der Landkreis hat kostenlose Fahrten daraufhin gestrichen. Von Lerchenfeld über die mit täglich 20.000 Autos bevölkerte Isarbrücke zu den Schulen sei die Strecke nicht weniger gefährlich als auf dem ausgebauten Radweg entlang des Wieswaldes, bemerkt ein Stadtrat - und wirft Parteifreund "Erich" Populismus vor.

Nun suchen Stadt und Landkreis bereits nach einer kinderfreundlichen Lösung, doch Irlstorfer findet keine lobenden Worte: Weil er dann nicht mehr lautstark gegen die Entscheidung wettern und sich als Retter von Kindern in Gefahr stilisieren kann? Jeder Feuerwehrmann freut sich, wenn der Brand gelöscht ist, bevor er eintrifft.

© SZ vom 14.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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