"Ich habe gelernt, dass es immer eine Zukunft gibt", sagt ein Neuntklässler. Applaus. "Viele Leute, meine Eltern und Freunde sind auf mich stolz, weil ich in kurzer Zeit Deutsch gelernt habe", sagt ein anderer. Applaus. "Ich war montags immer sehr müde, der SV Zukunft hat mir gezeigt, wie ich mich motiviere", sagt ein weiterer Junge. "Toll, dass wir auch ein Rezept gegen Montagsmüdigkeit haben. Aber ich gebe dir noch den Tipp, sonntagabends früher ins Bett zu gehen. Ein Arbeitgeber verlangt später auch, dass du am Montagmorgen voll da bist", rät Goldmedaillengewinnerin Verena Bentele am Montagvormittag in der Paul-Gerhardt-Mittelschule.
Es ist der Abschlusstermin des SV Zukunft-Projekts zur Persönlichkeitsentwicklung. Es geht darum, junge Menschen zwischen Schule und Beruf stark zu machen - mit der "Metapher Profisport" wie es auf der Vereinswebseite heißt. Die zwölffache Paralympicssiegerin im Biathlon Bentele ist als Coach für zwei neunte Klassen da. "Wofür in den letzten Monaten verleihst du dir eine Goldmedaille?", hatte Bentele die Schüler gefragt. Die Antworten mussten die Schüler vor der gesamten Klasse, der Profisportlerin, der Projektleiterin Birgit Mooser-Niefanger, der Konrektorin, der Lehrerin und vor den Journalisten präsentieren. Es gelingt, alle klatschen, das Selbstbewusstsein wächst. "Unsere Geheimwaffen" steht in großen Buchstaben auf einem handgeschriebenen, leuchtend gelben Plakat, das am Fenster hängt, und darunter "Motivation", "Selbstbewusstsein" und "Training".
Neben Verena Bentele haben seit Oktober 2017 Profisportler wie die Kickbox-Weltmeister Marko Rajkovic und Daniel Dörrer und der Freisinger Triathlet Florian Wildgruber an Projekttagen aus den Schülern heraus gekitzelt, was im Leben stark macht. Die Sportler stellten sich und die Dinge, die sie bewegen, vor, aber auch ihre Niederlagen, gaben Ratschläge. Dazu gehörten in den Pausen auch sportliche Einlagen, Liegestützen rückwärts standen etwa bei Bentele mit auf dem Tagesprogramm.
"Dass sie so eine Wertschätzung bekommen, wenn bekannte Personen mit ihnen arbeiten", sagt Lehrerin Jessica Püschel, sei für ihre Schüler etwas ganz besonderes. Wie sich das Projekt auswirke, erklärt sie am Beispiel einer Schülerin, die bei einem Assessment-Center als einzige von allen Bewerbern die Idee gehabt habe, aufzustehen und sich vorzustellen. Für ihr selbstbewusstes Handeln gab es die Lehrstelle. Püschel bekräftigt, dass sie auf eine Fortführung des Projekts im nächsten Schuljahr hoffe. Für die derzeitigen Neuntklässler ist es indes das Projektfinale - nun gilt es, sich auf die Abschlussprüfungen zu konzentrieren. "Die Schüler sind im Wettkampfmodus. Alle wollen einen qualifizierten Mittelschulabschluss schaffen", sagt Bentele zufrieden ob des Erreichten, denn das sei ihr "das Wichtigste, dass die Schüler verstehen, wie wichtig es ist, Ziele zu haben und dafür zu kämpfen."
"So wie ihr euch heute präsentiert habt", lobt Konrektorin Sabine Jackermaier noch, "bin ich ganz fest davon überzeugt, dass ihr euren Weg machen werdet. Wir sind stolz auf euch."
Der Freisinger Verein SV Zukunft organisiert seit zehn Jahren Trainingsprogramme für Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf. Kooperationen gab es bereits mit der Berufsschule, der Paul-Gerhardt-Mittelschule und der Mittelschule Neustift - außerdem mit Schulen in Hallbergmoos, Moosburg und Allershausen. Gefördert wird die Arbeit unter anderem vom von Bayerischen Kultusministerium, der Regierung Oberbayern und der Bundesagentur für Arbeit.