Buntes Programm beim Kulturfestival:Von allen, für alle

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(Foto: N/A)

Der Inklusionsanspruch des Zamma ist bekannt. Doch wer geht hin? Beobachtungen einer Jugendreporterin.

Von Katharina Horban

Im Zamma-Song heißt es: "Mia ghörn ma zamm, weil Mensch bleibt doch Mensch." Jeder soll mitmachen können und zusammen etwas erleben - Inklusion ist ein wichtiger Begriff in dieser Woche. Aber wer geht denn wirklich auf das Zamma? Eindrücke von den ersten Tagen des Festivals.

Das Klischee des Asien-Touristen: Er fliegt für sieben Tage nach Europa, besucht in dieser Zeit Rom, Paris, London, Berlin und München. Er ist Teil einer großen Reisegruppe, die ihrem Reiseführer hinterherläuft. Damit niemand verloren geht, streckt der einen Regenschirm in die Höhe und jeder Teilnehmer besitzt eine Karte mit Telefonnummern, falls er doch mal die Gruppe verliert.

Katharina Horban ist als Jugendeporterin auf dem Zamma-Festival in Freising unterwegs. (Foto: privat)

Das trifft auf diese beiden Asiaten nicht zu: Eine junge Frau steht mit ihrem Freund auf dem Marienplatz. Sie hält einen großen Stadtplan in der Hand. Er schaut sich das Programmheft des Festivals an, um seinen Hals baumelt eine Spiegelreflexkamera: Junge Touristen, die es in die Domstadt verschlagen hat.

Während sie ihre Koffer über die Pflastersteine ziehen, schauen sie nach links und nach rechts: Essensstände mit dem Zamma-Eis, viele Bierbänke, die große Bühne. Es scheint, als ob das Paar gerade vom Flughafen kommt. Vielleicht sind sie auf dem Weg zu ihrem Hotel. Auf jeden Fall nehmen sie sich Zeit für die Dinge, lassen die Eindrücke auf sich wirken. Ein Mann mit einer Kiste voller Zamma-Weckerl kommt auf das Paar zu und bietet das Brot an. Sie nimmt sich eins, dann gehen sie zur großen Bühne und schauen eine Weile zu. Stehen bleiben, den Augenblick genießen - in Freising ankommen.

In der S-Bahn, irgendwo zwischen Eching und Neufahrn: Zwei ältere Damen unterhalten sich über das Zamma. Beide tragen leichte Sommerblusen, dazu weiße Hosen. Außerdem hat eine einen Rucksack bei sich. Auf einmal packt sie ein Schinkenbrot und eine Wasserflasche aus. Proviant muss sein und gegen die Hitze gerüstet zu sein, ist auch wichtig.

Im Laufe des Gesprächs erfährt man, dass sie zusammen das Theaterstück "Abu Hassan" besuchen - die eine hat die Karten von ihrer Tochter geschenkt bekommen, die beste Freundin kommt gleich mit. Sie beugen sich über das Zamma-Programmheft, lesen die Seite zu "Abu Hassan". Die Freundin fragt: "Sag mal, Gundula, wie heißen noch mal diese bunten Gewänder, die die da auf dem Foto anhaben?" Die Antwort ist ein Schwall an Erinnerungen an eine Reise in die Türkei. Viele Jahre ist das nun her, aber eins weiß die Dame noch: "Da hatte man so was auch an." An diesem Abend werden wohl viele Wissenslücken über den Orient geklärt werden.

"Mama, ich will ein Eis! Mir ist so heiß!", ruft ein etwa vierjähriger Junge zu seiner Mutter. Sie steht mit ihm auf dem Marienplatz bei der Eröffnungsfeier des Festivals. Und sie schiebt einen Kinderwagen, darin liegt ein Baby. Er zupft seine Mutter genervt am Ärmel und deutet in eine Richtung. "Schau mal, da gibt´s Eis!. Sie hat keine Wahl, mit den zwei Kindern geht es zum Zamma-Eisstand. Jetzt steht eine schwerwiegende Entscheidung an. Welche Eissorte nimmt der kleine Junge bloß?

Er überlegt, zieht seine Stirn in Falten. Nun ist die Mutter genervt. Ruhig und entspannt ist nur das Baby. Dann steht es fest: Er hat sich für Schokolade entschieden. Weiter geht es zu den Bierbänken, wo schon eine andere Frau auf die Mutter wartet. Die beiden Freundinnen begrüßen sich - Küsschen links, Küsschen rechts. Neben der Frau sitzt noch ein Kind, ungefähr im selben Alter wie der Schokoladeneis-Junge. Sie sind froh, dass ihre Kinder eine neue spannende Beschäftigung gefunden haben. Sie setzen sich nebeneinander, schlecken ihr Eis, so schnell es geht.

Aber dann: Es macht "Krack" und die Schokokugel fällt nach unten auf die Hosen des Jungen. Die Hose ist hellblau. Er macht den Mund auf und weint: "Mama, ich will noch ein Eis!"

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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