Bundestagswahlkampf im Landkreis Freising:Immer gerne auf Tuchfühlung

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Karl Ecker will für die Freien Wähler im September das Direktmandat für den Bundestag erringen. (Foto: Marco Einfeldt)

Karl Ecker, Bundestagskandidat der Freien Wähler, sieht sich in einem Wettkampf mit seinen Mitstreitern. Im Fokus hat er auch die Wertschätzung der Ehrenamtlichen. Für möglich hält er es, dass ihre Tätigkeit mit zusätzlichen Rentenpunkten belohnt werden könnte

Von Peter Becker, Marzling

Das Wort Wahlkampf mag Karl Ecker, Bundestagskandidat der Freien Wähler im Wahlkreis 214, nicht so gern. Er möchte lieber von einem Wettkampf sprechen, sagte er am Montagnachmittag während einer Pressekonferenz in Marzling, den er sich mit seinen Mitstreitern in den kommenden 76 Tagen noch liefern möchte. "In elf Wochen wissen wir mehr", meinte Ecker, dann sei die Wahl, die am 26. September stattfindet, bereits vorbei Benno Zierer, Vorsitzender der Kreisvereinigung der Freien Wähler, prophezeite, es sei gar nicht mal so abwegig, dass es ihrem Kandidaten gelingt, das Direktmandat im Wahlkreis 2014 zu holen.

Die Freien Wähler setzen ganz auf die Erfahrung und Popularität, die sich Ecker in seinen 37 Jahren als Kommunalpolitiker erworben hat. "Er hat einen hohen Bekanntheitsgrad", stellte Zierer fest. Er sei ein Glücksfall für die Freien Wähler im Landkreis. "So stellt man sich einen Kandidaten vor." Maria Scharlach, Vorsitzende des Kreisverbandes, schätzt an dem ehemaligen Bürgermeister der Marktgemeinde Au, dass er viel Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Behörden mitbringe. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann verfolge er sein Ziel "energisch und durchsetzungsfreudig", charakterisierte sie Ecker. Doch er platziere seine Forderungen stets so, dass sie gut ankämen, ergänzte Zierer. "Er ist ein Freier Wähler par Excellence, dem das Wort Arroganz fremd ist."

Ecker hatte sich im vergangenen Jahr bei der Kommunalwahl aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen. Jetzt hat er sich erholt und steckt wieder voller Tatendrang. Es habe zur Kandidatur keiner Aufforderung bedurft, sagte Ecker. "Es war eine freiwillige Entscheidung. Natürlich hat er schon ein paar Veranstaltungen absolviert, auch live. "Ich gehe gern auf Tuchfühlung", bekannte Ecker. Wäre alles nur auf digitaler Ebene möglich, dann hege er die Befürchtung, dass der Wahlkampf vielleicht nicht so angenommen werde. Zwei seiner Mitbewerber, die aktuellen Bundestagsabgeordneten, verfügten schon über einen gewissen Bekanntheitsgrad. Deshalb brauche er einen gewissen "Schub", um mit diesen mithalten zu können.

Eckers Eindruck ist, dass das Interesse am Wahlkampf sehr groß sei. Schließlich "werden die Karten ja neu gemischt". Ecker nutzte die Gelegenheit, während der Pressekonferenz seine Vorsätze im Falle eines Wahlsiegs und sein Programm vorzustellen. Falls er das Direktmandat erringe, wolle er eine neue und zeitgemäße Gesprächskultur auf Augenhöhe einführen, versprach er, "und nicht mehr von oben nach unten". Gleichsam sind ihm die Präsenz in Berlin und im Wahlkreis wichtig. Er wolle das Ohr an den Bürgerinnen und Bürgern haben, um zu erfahren, was wichtig ist.

Als sein "großes Kapital" bezeichnete Ecker seinen Sachverstand, der in den langen Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit geschärft worden sei. Ein Anliegen ist es ihm, für weniger Bürokratie zu sorgen. Was die Bewältigung der Pandemiefolgen anbelangt, gelte es, aus den Fehlern des vergangenen Sommers zu lernen. Auf eine neue Coronawelle müsse rechtzeitig reagiert werden können, um nicht wieder alles abriegeln zu müssen. Was die Verhinderung des Klimawandels anbelangt, wollten sich alle Parteien derzeit gegenseitig überbieten. Ecker fühlt sich an das Klimaabkommen von Paris gebunden, will den Ausbau von erneuerbaren Energien aber sozial verträglich und im Einklang mit den Bürgerinnen und Bürgern vorantreiben. Dazu müsse etwa die 10-H-Regelung beim Bau von Windkraftanlagen kippen, die alles verhindere. Sonst sei die Energiewende nicht zu schaffen. Mehr Geld müsste in Forschung und Entwicklung gesteckt werden, um einen Mix an Alternativen zu schaffen, mit denen es gelänge, sich unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen.

Ecker und die Freien Wähler wollen die Position der etwa fünf Millionen Ehrenamtlichen allein in Bayern stärken. Gedacht ist etwa daran, dass sich langjährig Tätige zusätzliche Rentenpunkte erarbeiten könnten. "Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen", betonte Ecker. Soziale Gerechtigkeit müsse gewährleistet sein. "Rente mit 68 - nicht mit uns", beschrieb Ecker die Position der Freien Wähler.

Was die Landwirte und ihre Produkte anbelangt, will Ecker sich für mehr regionale Wertschätzung einsetzen. "Was vor unserer Haustüre wächst, das soll nicht verschwinden", fordert Ecker. Die Wertigkeit heimischer Lebensmittel müsse steigen. Und die Bauern wünschten sich, dass man wieder mehr mit ihnen rede und nicht nur über sie.

© SZ vom 13.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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