Bürgerversammlung:Stille Handys in Tüntenhausen

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OB Tobias Eschenbacher will bei den Telefonanbietern wegen des Handyempfangs nachfragen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Einige der 496 Einwohner beklagen sich, dass der Mobilfunk-Empfang mangelhaft ist. Ursache ist vermutlich die Tallage, die auch bei starkem Regen Probleme macht. Der OB will sich kümmern

Von Johann Kirchberger

Der mit 496 Einwohnern relativ kleine Freisinger Ortsteil Tüntenhausen liegt in einem Tal. Im Tal der Ahnungslosen, wie am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus geklagt wurde. Denn in Tüntenhausen funktioniert kein Handy. "Wenn ich eine SMS kriegen will, muss ich einen halben Kilometer spazieren gehen", monierte eine Zuhörerin. Bei Regenwetter habe man manchmal eine Chance auf Empfang, hieß es, "bei blauem Himmel nie". Noch schlimmer sei es, wenn kurzfristig der Strom ausfalle, dann gehe auch das Festnetz nicht mehr. Für die Feuerwehr gibt es als Ausweg noch das Funkgerät, doch das geht nur im Feuerwehrauto. So sei es schon vorgekommen, dass man von einem Unfall, der sich gegen 22 Uhr ereignet habe, erst am nächsten Morgen erfahren habe. Nicht einmal die Feuerwehrsirene funktioniert, die wurde vor ein paar Jahren abgebaut, als ein Haus abgerissen wurde, und nie mehr aufgebaut. Wenigstens funktioniere mittlerweile das Internet, hieß es, aber dafür habe man 15 Jahre lang kämpfen müssen. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher will sich kümmern und bei den Telefonanbietern nachfragen, wie die Situation verbessert werden kann.

Die Tallage von Tüntenhausen hat aber noch andere Nachteile. "Einmal im Jahr saufen wir regelmäßig ab", klagte ein Hofbesitzer. Bei Starkregen komme das Wasser von Itzling die Dorfstraße herunter, bilde manchmal einen zehn Zentimeter hohen Bach, überschwemme Gärten und laufe in die Keller und Garagen. "Da muss etwas passieren", sagte er. Aber es passiert anscheinend nichts, seit zehn Jahren nicht. Hinzu komme das Wasser, das über die B 301 nach Tüntenhausen schießt, auch weil die Gullydeckel in der Bundesstraße meist verstopft sind. Eschenbacher will sich auch dieses Missstands annehmen, berichtete aber vorab, dass zur Verbesserung des Hochwasserschutzes mehrere Rückhaltebecken geplant seien, um die Gefahren zu minimieren. Sukzessive werde daran gebaut, versprach er. Und was die Gullydeckel an der B 301 betrifft, könnte es zu Verbesserungen kommen, "wenn uns 2021 die Straße geschenkt wird". Genauer gesagt ist es der Landkreis, der die B 301 vom Staat erbt, denn die wird zur Kreisstraße, wenn die Nordostumfahrung Ende nächsten Jahres in Betrieb geht.

Bis dahin müssen sich die Tüntenhauser aber noch auf größere Behinderungen einstellen. Denn die jetzige Bundesstraße wird voraussichtlich von Mai bis Oktober gesperrt, weil in dieser Zeit der Anschluss der neuen Trasse an die Ortschaft Erlau erfolgt. Danach könne es womöglich auch etwas mit der Fortsetzung des Radwegs von Freising über Tüntenhausen bis nach Erlau werden. Nicht nur die Stadt, sondern auch der dann zuständige Landkreis sei nämlich an einem geschlossenen Radwegenetz interessiert, so der OB. Finanziell sieht er zumindest keine Probleme, den bestehenden Radweg, wie gefordert wurde, endlich zu sanieren, und ein Stück dazu zu bauen. "Wenn man so eine Straße geschenkt bekommt, gibt es oft auch noch Geld dazu", schmunzelte der OB.

Eschenbacher berichtete außerdem darüber, dass demnächst, wie schon in Achering, Pulling und Hohenbachern, auch für Tüntenhausen ein Ortsentwicklungsplan erarbeitet werde. Zusammen mit der Bevölkerung, wie er sagte. Dabei solle geklärt werden, ob Tüntenhausen überhaupt wachsen wolle, wo Ortsabrundungen sinnvoll seien, wo und wie eine Ortsmitte entstehen könne und wo Defizite bestünden.

Ein Ärgernis für manche Einwohner scheint die vom Stadtrat beschlossene Stadtgrünverordnung zu sein, wonach große Bäume nicht mehr ohne Genehmigung gefällt werden dürfen. Und für die müsse man zahlen, wurde moniert. "Wenn ich einen Baum ab 80 Zentimeter Umfang nicht mehr fällen darf", meinte einer, "dann kommt bei 78 Zentimeter die Säge". Er habe dafür Verständnis, sagte Eschenbacher, erinnerte aber daran, dass in dem entsprechenden Stadtratsbeschluss ausdrücklich festgehalten sei, dass Baurecht vor Baumschutz gehe.

Mit Bäumen hatte auch eine andere Wortmeldung zu tun. Durch die Freisinger Innenstadt werde eine weiße Autobahn ohne Grün gebaut, klagte ein Zuhörer. Die paar Bäume, die da gepflanzt werden sollen, seien viel zu wenig. So leicht sei das Bäume pflanzen nicht, entgegnete der OB, weil in der Hauptstraße so viele Leitungen vergraben seien. "Unterirdisch ist es da ziemlich voll", sagte er. Bestes Beispiel dafür seien die vor 40 Jahren gepflanzten Bäume in der Oberen Hauptstraße, die nicht richtig hoch kämen, weil sie zu wenig Substrat hätten. Wo es möglich sei, werde man trotzdem größere Bäume pflanzen und ansonsten mit Kübelpflanzen arbeiten, auch mit größeren.

Das Schlusswort des Abends sprach Ortssprecherin Elvira Wiesheu. Sie dankte unter anderem der Feuerwehr, die immer zur Stelle sei, wenn es etwas zu tun gebe, und sie lobte das neue Schützenhaus, das mit viel Eigenleistung der Hubertus-Schützen gebaut worden sei. Das Heim sei ein Volltreffer, lobte sie, es sei schon jetzt, wenige Wochen nach der Inbetriebnahme, zu einem zentralen Mittelpunkt des Ortes geworden.

© SZ vom 11.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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