Bürgerversammlung in Vötting:Westtangente geht erst 2021 in Betrieb

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Die Fertigstellung der Freisinger Umfahrung verzögert sich voraussichtlich um ein halbes Jahr. Schuld daran ist eine fehlende Tonschicht, die vor Grundwasser schützen soll. Die wird nun durch eine Weichgelsohle ersetzt

Von Nadja Tausche, Freising

Der Bau der Westtangente wird sich mindestens um ein halbes Jahr verzögern. Das hat Tiefbauamtsleiter Franz Piller bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend in Vötting bekannt gegeben. Möglich sei sogar eine Verzögerung um ein dreiviertel Jahr: "Das hängt hauptsächlich davon ab, wie lange und hart der Winter wird", so Piller. Er rechnet nun mit einer Freigabe für den Verkehr Mitte des Jahres 2021. Wie viel mehr das Projekt durch die Verzögerung kostet, will man voraussichtlich Ende November bekannt geben.

In der Versammlung haben die anwesenden Bürger die Arbeiten auf der Baustelle scharf kritisiert. In seinem Haus sei ständig das schlagende Geräusch der Baugeräte zu hören, berichtete ein Anwohner - "wie in der Disko, sechs bis acht Stunden lang", fügte eine andere Anwohnerin hinzu. Die lärmintensiven Maßnahmen würden außerdem auf den Samstag gelegt, so der Eindruck der beiden, da werde ab 7 Uhr gearbeitet und im Sommer nachts auch mal bis 21 Uhr. Die Baubeauftragten vor Ort baten darum, in so einem Fall in Zukunft direkt bei ihnen anzurufen. "Aber bis Mitte Dezember wird man mit dem Schlagen rechnen müssen", so Piller.

Ein anderer Anwohner bemängelte, dass er sich nicht genügend informiert fühle. Sein Haus und seine Garage senkten sich ab, außerdem hätten die Wände Risse, so der Mann. Etwa über durchgeführte Höhenmessungen an seinem Haus bekomme er kaum Informationen. Man führe teilweise stündlich Kontrollmessungen durch, erwiderte Piller, alle Messdaten werde man nicht veröffentlichen - er werde sich aber etwas einfallen lassen, etwa exemplarisch einige Messdaten herauszugeben. Zu den Schäden sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: "Wenn die Schäden der Baustelle zugeordnet werden können, bekommen Sie die natürlich ersetzt". Es sei allerdings im Sinne des Anwohners, die Sichtungen der Baustellenschäden erst nach Abschluss der Bauarbeiten durchzuführen, weil dann keine neuen Schäden mehr dazukommen könnten.

Wichtig sei ihm noch, mit einem Missverständnis aufzuräumen, sagte Piller. Man senke den Grundwasserspiegel keineswegs überall an der Baustelle um 30 Meter ab, wie oft zu hören sei. Man baue zwar Brunnen in bis zu 40 Meter Tiefe, mit diesen werde aber nur sprudelndes Grundwasser abgeleitet und Überdruck abgebaut. Den Grundwasserspiegel senke man an manchen Stellen etwas ab, nicht aber um 30 Meter.

Dass sich die Bauarbeiten nun verzögern, hängt mit einer natürlichen Schicht im Untergrund zusammen. Diese dient eigentlich als Schutz vor dem Grundwasser, an einer Stelle fehlt sie aber. Bei Voruntersuchungen zum Bau hatte man diesen sogenannten Stauer gefunden und war davon ausgegangen, dass er überall vorhanden ist. Vor einiger Zeit haben die Zuständigen aber herausgefunden, dass er an der einen Stelle nahe der Moosach komplett fehlt, an anderen Stellen ist er statt der üblichen zwei Meter nur 80 Zentimeter breit. Der nächste Schritt werde nun sein, so Piller, den natürlichen Stauer künstlich zu ersetzen. Dafür will man eine sogenannte Weichgelsohle einsetzen, die dann das Grundwasser abhält.

Probleme macht dabei ein anderer Bauabschnitt, bei dem bereits der Deckel des Konstrukts montiert sei. Um die Weichgelsohle einzusetzen, müsste man entweder den frisch montierten Deckel wieder abnehmen oder ihn hunderte Male durchbohren. Beides ist Piller zufolge unwirtschaftlich. Nach langen Überlegungen habe man jetzt eine Lösung gefunden: Man wolle an bestimmten Stellen gezielt Zement in das Konstrukt schießen, der sich dann verhärtet und so das Grundwasser abhält.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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