Zehnjähriges Jubiläum:Bürgerstiftung Freising: "Nachhaltiger geht es gar nicht"

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Karl-Heinz Wimmer gehört dem Vorstand der Organisation an, die in der Stadt Freising verschiedene Projekte fördert. Von ihrer Arbeit sollen auch die kommenden Generationen noch profitieren können.

Interview von Gudrun Regelein, Freising

Auf dem Fensterbrett steht ein überdimensioniertes weißes Sparschwein: "Bürgerstiftung Freising" steht darauf und "Freising meine Stadt". "Das Sparschwein hat eine Künstlerin individuell gestaltet, das haben wir uns gegönnt", sagt Karl-Heinz Wimmer, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Freising. Das Schwein ist schon das zweite, das erste ist bei einer Veranstaltung kaputt gegangen. Ansonsten kann Wimmer, Leiter des Referates für Bildung, Soziales und Sport in der Stadtverwaltung , nur Positives über die Bürgerstiftung, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, berichten.

SZ: Wie ist es vor zehn Jahren zur Gründung der Bürgerstiftung gekommen?

Karl-Heinz Wimmer: Die Stiftung entstand im Agenda-21-Prozess. Damals stand die Frage, wie wir die Agenda-Projekte finanzieren könnten, im Raum. Unser Alt-OB Dieter Thalhammer kam schließlich auf die Idee einer Bürgerstiftung, die die Projekte mitfinanzieren könnte. Im Dezember 2009 war dann schließlich die Gründungsversammlung mit einer bunten Mischung aus Privatleuten, Geschäftsleuten und Firmen.

Was sind die Ziele?

Der Stiftungszweck umfasst ein sehr breites Spektrum, nämlich die Bereiche Kinder und Jugend, Senioren, sozial Benachteiligte, Integration, Kultur sowie Ökologie und Klimaschutz. Wir haben deshalb schon viele Bürger fördern können. Die Bürgerstiftung will aber auch die nachhaltige Entwicklung der Stadt Freising unterstützen.

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Nachhaltigkeit ist Ihnen also wichtig?

Durchaus. Ökologie und Klimaschutz haben wir bereits vor zehn Jahren als Überschrift gewählt, nicht erst heute. Auch unser Kapital arbeitet mittel- bis langfristig - nachhaltiger geht es gar nicht. Der Stiftungszweck wird nur mit den Erträgen aus dem Kapital verwirklicht, das Kapital selber bleibt unberührt. Auch die kommenden Generationen werden also davon profitieren können.

Das Gründungskapital betrug 59 150 Euro: Was passiert mit dem Geld?

Wir haben versucht, in den vergangenen Jahren das Kapital aufzubauen, inzwischen haben wir 220 000 Euro. Das Geld wird eher konservativ angelegt, keine Risikogeschichten, auch wenn es zinsmäßig momentan gar keine Freude macht. Sparanlagen beispielsweise, Teilbereiche auch in risikoarme Aktienfonds. In den vergangenen zehn Jahren haben wir 15 000 Euro Zinsen erarbeitet, das Geld fließt aber nicht komplett in Projekte. Wir sammeln auch gezielt Spenden, um diese schneller verwirklichen zu können. Rein aus Spendengeld konnten wir bislang 70 000 Euro in Projekte stecken.

Wie viele Projekte wurden bislang unterstützt?

Insgesamt 30 Organisationen, alle aufzuzählen, würde zu lange dauern. Grund- und Mittelschulen beispielsweise bekamen von der Stiftung 23 700 Euro zur Unterstützung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien - beispielsweise für Schulmaterialien oder Mittagessen. Ein Highlight-Projekt war sicher auch der Umzug und Umbau der Freisinger Wärmestube, den wir unterstützt haben. Über die Anträge entscheiden übrigens der Stiftungsrat und der Stiftungsvorstand bei ihren Treffen, die etwa alle sechs Wochen stattfinden.

Wer engagiert sich in der Stiftung?

Viele verschiedene Freisinger - und alle machen das ehrenamtlich. Sie investieren Ideen, Know-how und Zeit. Darunter sind auch noch immer viele Gründungsmitglieder.

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Sie leiten ein großes Referat der Stadt Freising. Und Sie sind im Vorstand der Bürgerstiftung. Was ist Ihre Rolle?

Die Stadt Freising hat beschlossen, die Verwaltungsaufgaben für die Stiftung zu erledigen, was natürlich ungemein hilft. Dadurch folgt die Anbindung an mich. Ich bin so gesehen in einer Mischform tätig: Während meiner normalen Arbeitszeiten kann ich auch Aufgaben für die Stiftung erledigen, der Großteil passiert dann als Ehrenamt in meiner Freizeit.

Woher kommt das Geld?

Von den Zustiftern und Spendern. Das sind auch Privatpersonen, die beispielsweise an ihrem runden Geburtstag etwas spenden. Dann haben wir etwa 50 Stifter, die einmalig und mehrfach Beiträge leisten. Ich denke, dass viele Bürger uns noch nicht kennen, nicht wissen, was wir machen. Das ist eine der Aufgaben für die Zukunft - präsenter, bekannter und vernetzter zu werden.

Aber Sie sind doch in der Stadt schon sehr präsent, der Panoramalauf beispielsweise hat bereits Tradition.

Ja, den gibt es bereits seit neun Jahren. Wir haben in der Stadt tatsächlich verschiedene Aktionen, deren Erlöse zumindest teilweise der Stiftung zugute kommen. Ich denke da an den Tag des Bieres oder das jährliche Golfturnier des Bankhauses Sperrer. Heuer haben wir zum zweiten Mal ein sehr erfolgreiches Benefiz-Chorkonzert organisiert.

Sie zeichnen ein positives Bild. Haben Sie dennoch einen Wunsch?

Eine Stiftung wie diese ist mit viel Arbeit verbunden, das ist das A und O. Die zeitlichen Ressourcen der Stiftungsräte sind jedoch sehr beschränkt. Wenn sich also jemand mit einbringen möchte oder neue Ideen für uns hätte, dann ist er sehr willkommen. Und wenn jemand eine Million Euro übrig hat, dann nehmen wir die auch gerne (lacht).

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