Bürgermeisterwahl:Farbtupfer im tristen Einerlei

Sebastian Thaler könnte die verkrustete Echinger Parteienlandschaft aufbrechen

Von Klaus Bachhuber

Zu den Irrationalitäten einer kommunalen Persönlichkeitswahl gehört, dass ein Einheimischer immer einen Bonus hat gegenüber Kandidaten, die eigens für die Wahl von irgendwoher aus dem Hut gezaubert wurden. Echings SPD-Kandidat für die Bürgermeisterwahl in acht Monaten, Sebastian Thaler aus München, wird also zunächst weniger mit Wohnungsbaukonzepten und Ideen zur Verkehrslenkung punkten müssen, sondern seine Herkunft erklären und rechtfertigen.

Klare Absicht der Genossen ist freilich, diesen irrationalen Makel in einen Pluspunkt zu verwandeln - zumal, wenn Amtsinhaber Josef Riemensberger (CSU) noch mal antreten sollte. Dann steht die Personifikation von alteingesessen, bekannt, bewährt gegen das extreme Gegenteil. Wer irgendwie "das Rathaus" oder "die Politik" in Eching doof findet, hat dann eine unbelastete Alternative. Thalers Import bietet eine Chance, die zuletzt heillos zerrüttete Parteienlandschaft neu zu sortieren. Er liegt mit keinem Lokalpolitiker in den neuen Splittergruppen im Streit. Ganz anders wie manch anderer Genosse, der immer noch mit ehemaligen SPD-Mitgliedern in den neuen Gruppierungen hadert.

Die politischen Gegner werden der SPD Hilflosigkeit vorwerfen, weil sie sich einem ortsfremden, jenseits des Tennisplatzes weitgehend unbekannten jungen Kandidaten ausliefert. Die Genossen werden ihren Mut preisen, neue Wege anzubieten. In der derzeit geradezu bleiernen Ortspolitik ist die überraschende Nominierung jedenfalls schon mal ein Farbtupfer. Und ihre eigene Beschwichtigung für die Seelen der Genossen birgt sie auch: Als ein ortsfremder SPD-Kandidat namens Joachim Enßlin 1972 das Echinger Rathaus eroberte, war er gerade einmal 29 Jahre alt .

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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