Breite Schneise:In Sorge um die Umwelt

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SPD informiert sich über den Bau der Gaspipeline bei Kleinviecht und kommt zu dem Schluss, dass diese trotz des großen Flächenverbrauchs sinnvoll ist. Die notwendigen Tunnel stellen die Baufirma vor Herausforderungen

Von Alexander Kappen, Langenbach

Gleich hinter dem Langenbacher Ortsteil Kleinviecht sind die Spuren der Bauarbeiten unübersehbar. An einem Hügel zieht sich eine mehr als 20 Meter breite Schneise durch ein Waldstück. Die Essener Firma Open Grid Europe (OGE) verlegt dort gerade Rohre für eine rund 77 Kilometer lange Gasleitung, die möglichst am 31. Dezember dieses Jahres ans Netz gehen soll und dann von Forchheim bis Finsing reichen wird. Paul Eisenmann, Vorstandsmitglied der Langenbacher SPD, wohnt in Kleinviecht - und sowohl im Ort als auch in seiner Partei gab es offenbar noch Informationsbedarf.

"Uns war wichtig, dass hier der Schaden in der Natur so gering wie möglich bleibt", sagte er am Dienstag bei einer Baustellenbesichtigung, die er mit der OGE für die Landkreis-SPD vereinbart hatte. Die Genossen zeigten sich hinterher zufrieden. "Mich freut es sehr, dass die Eingriffe minimiert werden und die Umwelt inzwischen einen so hohen Stellenwert hat", sagte der Kreisvorsitzende Peter Warlimont.

Was für Lokalpolitiker, betroffene Anwohner und die Umwelt gut ist, bereitet den ausführenden Firmen zuweilen jedoch eine Menge an Arbeit und Mehrkosten. So präsentierten die Verantwortlichen von OGE am Dienstag zwei so genannte Sonderbauwerke. Es handelte sich dabei um Mikrotunnels unter der Isar bei Gaden sowie unter dem Amperkanal beim Kraftwerk in Zolling. Beide Bauwerke stellten die ausführenden Firmen - allesamt sehr renommierte Unternehmen - vor große Herausforderungen, sagte Oberbauleiter Lothar Pfeiffer. Der Tunnel am Amperkanal sei "bautechnisch sehr anspruchsvoll, weil wir dort einen großen Grundwasserandrang haben, bei der Erstellung der Baugrube ist das eine große Herausforderung". Bei Gaden dagegen müssen die Arbeiter nicht nur unter der Goldach, der Isar und der Moosach hindurch graben, sondern am Ende wegen der Beschaffenheit des Geländes auch einen Höhenunterschied von 40 Metern überwinden. "Das ist schon an der Grenze dessen, was man technisch leisten kann", betonte Pfeiffer.

Die Rohre haben einen Durchmesser von einem Meter. Um sie zu verlegen, benötigt man auf freiem Feld einen 34 Meter breiten Arbeitsstreifen. (Foto: Marco Einfeldt)

"Vor 25 Jahren hätten wir einfach einen Düker gebaut", so der Oberbauleiter. Also eine Art Rinne durchs Flussbett gegraben und dort die Leitungen verlegt. Weil man sich jedoch im FFH-Gebiet befindet, war das nicht möglich. Ein Düker bedeute "natürlich gewisse Eingriffe in die Gewässersohle und die Uferbereiche", erläuterte Pfeiffer. Deshalb schied dieses Verfahren hier aus. Und um aus dem FFH-Gebiet herauszukommen, "hätten wir die Leitung großräumig umleiten müssen - und dann hätte es wohl wieder andere Betroffenheiten gegeben". So wendete man nun auch hier "das teure Mikrotunnelverfahren" an.

Einen Extra-Schlenker, der Zusatzkosten verursacht, muss die Leitung übrigens wegen der geplanten dritten Startbahn am Münchner Flughafen machen. "Wegen des Planfeststellungsbeschlusses haben wir so planen müssen, als ob sie schon gebaut wäre", sagte Projektleiter Martin Höhner.

Was den Vertretern der Landkreis-SPD im Vorfeld ein wenig Sorgen gemacht hat, "ist der große Flächenverbrauch", so Herbert Bengler vom Langenbacher Ortsvorstand. Die Breite des Arbeitsstreifens beträgt 24,5 Meter im Wald und 34 Meter auf freiem Gelände. "Jetzt, wo wir die Erklärung bekommen haben, wissen wir, dass das nicht anders geht", so Bengler. Pfeiffer und der für die Tiefbauarbeiten zuständige Alf Kurtenbach verwiesen auf die diversen Gewerke und Aspekte, die bei einer solchen Leitung zu berücksichtigen seien, auch wenn diese "nur" einen Durchmesser von einem Meter hat. Neben größeren Sperranlagen, um Leitungsbereiche zum Beispiel für die Wartung gasfrei zu machen, Wasser- und Naturschutz, sind das etwa auch die Archäologie sowie die Belange der Landwirtschaft. Über den Rohren wird am Ende eine Bodenschicht von 1,20 Metern dafür sorgen, dass eine landwirtschaftliche Nutzung wieder möglich ist.

Lothar Pfeiffer (Mitte) erläutert den Besuchern die Arbeiten für den Mikrotunnel unter dem Amperkanal bei Zolling. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch wenn sie sich im Vorfeld der Arbeiten eine etwas bessere Informationspolitik erhofft hätten, waren die Freisinger Genossen am Ende beruhigt. Solche Infrastrukturmaßnahmen seien sinnvoll, so der Tenor. "Wir alle sind ja Verbraucher und wollen saubere Energie", bilanzierte Landtagskandidat Markus Grill.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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