Böse Seitenhiebe auf die CSU:Griechische Tragödie

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Auf Herbergssuche befinden sich Toni Wollschläger und Carolin Hofer als Josef und Maria beim Gründonnerstags-Kabarett der Grünen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Kreisverband der Grünen nimmt in seinem Kabarett die fatalen Verstrickungen von Heimatminister Söder aufs Korn

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Kampf gegen die dritte Startbahn hatte ihn vor der Kommunalwahl zu den Grünen geführt - und das Kabarett des Kreisverbandes hat seither einen neuen, brillanten Darsteller: Kreisrat Franz Spitzenberger hat bei der Gründonnerstagung seine ganze Erfahrung als Laienspieler auf die Bühne im Lindenkeller gebracht und dem Publikum als Bauernverbands-Funktionär Anton Krautmeier damit ein weiteres Highlight in einer insgesamt höchst unterhaltsamen Aufführung beschert.

Die beiden Autoren Toni Wollschläger und Johannes Becher hatten dieses Mal die Herbergssuche von Maria (Carolin Hofer) und Josef (Wollschläger) als Rahmenhandlung gewählt - in einer aktualisierten "Cover-Version". Die Geschichte hatte irgendwie mit einer griechischen Volkszählung zu tun, für die das Paar einem "Eschenbacher-Stern" folgend in einen Landkreis namens "Freisinn" kam. Das hat es den Autoren ermöglicht, sowohl eine "Vize-Erzengeline" (Birgit Mooser-Niefanger) als auch einen griechischen Theaterdirektor (Björn Laczay) auftreten zu lassen - und in der Folge alle möglichen kommunal- und weltpolitischen Themen und Personen aufs Korn zu nehmen.

Ob das ein Song war mit der bösen Zeile "Das muss Pegida sein, der letzte Dreck der Erde", ein Telegramm von dem CSU-Landtagsabgeordneten Florian Fraumann, der den Heiland um ein Ministeramt bat, oder Hans Werner Unsinn (Jürgen Maguhn), der "Käpt'n Ahab der deutschen Wirtschaft": Dem Publikum wurde gut eine Stunde lang beste Unterhaltung geboten. Einen bösen Seitenhieb bekam mit dem Auftritt einer sehr "blonden" Ulrike Stumpf (Susanne Hehnen) die neue bayerische Umweltministerin ab und Finanzminister Markus Söder müssen am Donnerstagabend gut fünf Minuten lang die Ohren geklungen haben: Johannes Becher stellte - optisch bis hin zur Frisur zum Verwechseln ähnlich - einmal mehr sein unglaubliches Talent für Politiker-Parodien unter Beweis. In bestem Fränkisch, urkomisch und bitterböse bis hin zu der Ankündigung, alsbald die "dritte Start- und Abschiebebahn" bauen zu wollen, damit man "so ein Gschwerl" wie Maria und Josef wieder "rausgrieche". Becher-Söder: "Gebt mir die Macht und über Nacht betoniere ich Euch zu."

Auf den Abend eingestimmt hatte die gut 150 Besucher im Unterhaus des Lindenkellers die integrative Band "Das grüne Klapprad" - und natürlich gab es auch ein wenig "ernste" Politik, unter anderem vom Landtagsabgeordneten Christian Magerl. Angesichts der aktuellen Debatte um die umstrittene Flughafenerweiterung äußerte er die Hoffnung, "dass ich das Thema dritte Startbahn bei der nächsten Gründonnerstagung mit nur drei Buchstaben kommentieren kann: nie". Flughafenchef Michael Kerkloh habe den Druck erhöht, so Magerl, "dem pressierts, weil 2017 beginnt Istanbul und voraussichtlich auch Berlin". Allerdings frage er sich schon, wie es angehen könne, dass ein Angestellter den Druck auf die Eigentümer erhöhe: "Wo kommen wir denn da hin?"

Die Fixierung auf die unnötige dritte Startbahn am Münchner Flughafen gefährde unter anderem die Existenz des Flughafens in Nürnberg, kritisierte Magerl: "Heimatminister Söder setzt sich nicht für seine Heimat ein, sondern treibt seinen Heimatflughafen in den Konkurs." Statt einer dritten Startbahn brauche es endlich ein bayerisches Luftverkehrskonzept, so die Forderung des Grünen-Politikers.

Flughafen München GmbH und Lufthansa würden unterdessen alles tun, um das Geschäft im Erdinger Moos anzukurbeln. Der "neueste Unfug" sei ein Helikopter-Service in die bayerischen Skigebiete, empörte sich Magerl. Anfang Dezember vergangenen Jahres habe man die FMG zudem dabei ertappt, wie sie heimlich den Börsengang vorbereitet habe und in der CSU hätten bei diesem Thema zuletzt "Chaostage" geherrscht. Auf jeden Fall aber müsse jetzt eine politische Entscheidung her, forderte Magerl. Denn auch wenn die Gerichte das Baurecht für die Startbahn letztlich bestätigen würden, "damit verurteilen sie ja niemandem zum Bau. Das Baurecht entbindet die Politik nicht von einer neuerlichen Abwägung.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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