Blog über Freising:"Die Lauscher immer offen"

Lesezeit: 3 min

Rosi Strasser betreibt mit "Servus Freising" einen Gute-Laune-Blog, wie sie selber sagt. Sie schreibt mit bayerischem Charme über die Schönheiten "ihrer" Stadt und hat dabei stets ihren Wunschleser vor Augen.

Von Nora Schumann, Freising

"Vor diesem Termin hatte ich zunächst ein bisschen Bammel": Roswitha Strasser schiebt das Tablet über den Tisch und deutet auf einen Blogbeitrag über Klinikclowns. "Ich wusste nicht, was mich erwartet, aber letztlich war es eine tolle Erfahrung", bemerkt die Freisingerin strahlend. Strahlen, das kann Roswitha Strasser, genannt Rosi, gut, vor allem wenn sie über ihren Blog "Servus Freising" und die dazugehörigen Social Media-Kanäle spricht. Facebook, Instagram, Pinterest: Strasser ist überall vertreten. Als lustig, fröhlich und aufgedreht beschreibt sie sich selbst. "Mein Blog ist ein Gute-Laune-Blog", sagt sie.

Tatsächlich lacht Strasser oft und herzlich. Sie ist in Freising geboren, im Landkreis aufgewachsen und wohnt seit sieben Jahren wieder in der Stadt. Seit Dezember 2017 betreibt sie den Blog "Servus Freising" rund um ihre Erlebnisse mit und in der Stadt. Sie sei mit ihrer Tochter bei der Gräbersegnung an Allerheiligen gewesen und habe über Freising philosophiert und geschwärmt. "Da hat meine Tochter gesagt: Du müsstest über Freising bloggen."

Strassers Tochter betreibt zu der Zeit schon einen erfolgreichen Foodblog und ermutigt ihre Mutter, mit dem Bloggen anzufangen. "Schmarrn", hat Rosi Strasser gesagt: "Was hast du da für Themen außer dem Dom? Den kennt jeder." Doch dann überlegt sie und veröffentlicht einen Monat später den ersten Blogartikel.

Bayerischer Blog mit bayerischem Charme

Rosi Strasser schreibt, was ihr in den Kopf kommt und worauf sie Lust hat. "Ich hab meine Lauscher immer offen. Wenn jemand redet und er hat etwas gemacht und sei es noch so popelig", sagt Strasser, "das mit etwas anderem verbunden, ergibt vielleicht einen richtigen Sonntagsausflug". Ein bisschen bayerisch soll der Blog sein, mit bayerischem Charme geschrieben. "Es gibt in Deutschland so viel Bayern-Freaks, wenn du einen Zwiebelturm reinstellst, dann sagen die wow", stellt Strasser lachend fest. Den Namen "Servus Freising" hat sie bewusst gewählt. "Servus heißt bei uns sowohl Hallo als auch Tschüss. Damit beschränke ich mich mit meinen Beiträgen nicht nur auf Freising, sondern kann auch mal über den Tegernsee schreiben", erklärt sie. So finden sich zwischen all den Freising-Artikeln Berichte zum Eibsee oder Bratislava.

Anfänglich hat Rosi Strasser durchaus ihre Zweifel gehabt: "Ich war am Anfang der volle Hosenscheißer, weil ich mir dachte, jetzt schreibst du deine Ansichten über dieses und jenes und wen interessiert das, was die Strasserin da schreibt." Aber mittlerweile beschäftigen sie diese Gedanken nicht mehr. "Ich habe meinen Wunschleser immer vor Augen. Jemand, der offen ist für Neues. Und für den schreibe ich", erklärt sie. Unter anderem diese Strategie hat Strasser in einem Workshop zum Thema Bloggen gelernt, den sie mit ihrer Tochter besucht hat. Sie nimmt regelmäßig an Online-Workshops teil. Mit der Tochter trifft sie sich zum Brainstorming und beide geben sich Feedback. Auch Strassers Mann Tom spielt eine wichtige Rolle: Er ist der erste Leser eines potenziellen Blogeintrags. "Der liest's und sagt, "Gefällt mir ganz gut" oder "Na, das ist noch nicht ganz rosi-mäßig. Dann überlege ich mir das, warte einen Tag und schreibe es und dann ist der Pfiff drin", erklärt Rosi Strasser.

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Follower im Landkreis und im Ausland

Allzu viel Arbeit ist das Schreiben eines Blogartikels nicht. Mehr Zeit nimmt das Recherchieren in Anspruch, die Fotos und das Einfügen auf den verschiedenen Kanälen. "Die meiste Arbeit ist Social Media", sagt Strasser und fügt begeistert hinzu: "Ich war überrascht, am Anfang dachte ich, das lesen nur ein paar Bekannte, aber wir haben richtig gute Followerzahlen." Allein auf Instagram folgen Strasser über 2500 Nutzende, pro Artikel auf "Servus Freising" gibt es zwischen 1000 und 1300 Seitenaufrufe. Die meisten Follower sind aus dem Landkreis, aber es gibt auch viele Lesende aus München. Sogar eine Auswanderergruppe, deren Mitglieder schon jahrelang im Ausland leben, verfolgt den Blog aus ihrer Heimatstadt mit Interesse.

Eine bunte Mischung von Interessierten also, unter ihnen auch junge zugezogene Leute oder Menschen, die in Bayern Urlaub machen. Da bekommt Strasser auch private Anfragen, was man von Freising aus machen kann. Oder wie weit die Alpen weg sind. Strasser lacht. Sie antwortet auf jeden Kommentar und auf jede Nachricht. "Ich bin süchtig mit dem Blog. Ich schaue jeden Tag, wie viele Follower wir haben und denk mir, das kann doch nicht sein. Das ist echt der Hammer", schwärmt sie.

Vielleicht sei sie so erfolgreich, weil sie ohne Druck schreibe und ihre Nische gefunden habe, mutmaßt sie. Denn auf Verdienst ausgelegt ist der Blog nicht. "Wenn ich einen Beitrag über ein Café mache, krieg ich vielleicht mal einen Espresso, aber auch das nenne ich im Blog", erläutert Strasser. Über Instagram kämen auch Geschäfte außerhalb Freisings auf sie zu. "Mach ich, wenn ich Lust hab, ohne Bezahlung", kommentiert sie. "Im Prinzip mach ich mega Werbung für die Stadt, auch für den Tourismus, ich brauch eigentlich eine Festanstellung", scherzt Strasser. An Freising gefallen ihr besonders das Ambiente als Stadt, in der sich die Menschen kennen, und die vielen schönen Ecken. "Das ist der Sinn von meinem Blog", sagt Rosi Strasser, "Wenn man die Augen aufmacht, dann sieht man die Schönheiten von Freising."

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