Bio-Bier ist im Landkreis kein Thema:Produktion nur für den Weltmarkt

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Auf den Hopfenfeldern der Hallertau wird bislang nur sehr wenig Bio-Hopfen angebaut. Dabei ist die Nachfrage auf dem Weltmarkt groß. (Foto: Lukas Barth)

In der Hallertau gibt es sieben ökologisch wirtschaftende Hopfenbauern, die mit Raubmilben und Kupfer gegen Schädlinge vorgehen. Die großen Brauereien im Landkreis aber zählen nicht zu ihren Abnehmern

Von Katharina Aurich, Landkreis

Der ökologische Landbau wird seit 30 Jahren zunehmend salonfähig. Immer mehr Landwirte stellen ihre Betriebe um, um die Umwelt weniger zu belasten und gute Preise für ihre Produkte zu erzielen. Auch im Weinanbau macht sich ein Umdenken bemerkbar. Nur eine Branche tut sich offensichtlich schwer mit dem umweltfreundlichen Wirtschaften: die Hopfenbauern. Ganze acht Betriebe gibt es in Deutschland, die auf synthetische Spritzmittel gegen falschen Mehltau, Spinnmilben und Hopfenblattlaus verzichten, sieben davon in der Hallertau.

Zwar stellen die großen Brauereien im Landkreis Freising allesamt kein Biobier her und planen das auch nicht. "Unser Bier ist rein genug", sagt Michael Beck von Peccoz, Besitzer der Schlossbrauerei in Au. Da der Hopfen jedoch nicht regional, sondern international vermarktet wird, müssen sich die Hallertauer Biohopfenbauern um ihren Absatz keine Sorgen machen. "Die weltweite Nachfrage nach Biohopfen ist groß, die Brauereien suchen händeringend", bestätigt Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes.

Georg Loibl hat seinen Hopfenanbau vor einem Jahr auf "bio" umgestellt. Sein Großhändler, der den Hopfen in langfristigen Verträgen abnimmt, hatte ihm dazu geraten. Schnell stand Loibls Entscheidung fest: "Ich habe das Spritzen giftiger Substanzen schon länger nicht mehr ertragen", sagt der 48-Jährige. Er baut auf seinem Hof, der seit Generationen im Familienbesitz ist, jetzt 13 Hektar neu gezüchtete Hopfensorten an. Sie sind weniger anfällig für Schädlinge und Pilzbefall als die traditionellen Sorten. Der Preis für den Bio-Hopfen ist laut Loibl dreimal so hoch wie für konventionellen. Allerdings ernte man auch weniger, räumt er ein - und: Der Hopfenbauer, der sich dem Naturland-Verband angeschlossen hat, muss die finanzielle Durststrecke der Umstellungszeit überstehen. Noch zwei Jahre lang darf er seinen Hopfen nur zu konventionellen Preisen vermarkten. Das gehe nur, wenn man über Rücklagen verfüge, sagt Loibl.

Der Knackpunkt im Biohopfenanbau, seien der falsche Mehltau, eine Pilzerkrankung, sowie tierische Schädlinge, die mit natürlichen Mitteln bekämpft werden müssten, erläutert Florian Weihrauch, Spezialist für biologische Schädlingsbekämpfung bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Natürlich werde auch im Bioanbau gegen Krankheiten und Schädlinge gespritzt, gegen den falschen Mehltau zum Beispiel werde Kupfer eingesetzt. Jeder Bio-Hopfenbauer habe seine eigene Spezial-Mischung gegen Schädlinge und Krankheiten. Gegen die Hopfenblattlaus werde etwa der natürliche, bittere Stoff Quasin verwendet. Dieser verleide der Blattlaus das Saugen. Allerdings fände man manchmal Rückstände des Quasins im Hopfen. Das sei natürlich nicht erwünscht, schildert der Fachmann die Probleme in der biologischen Schädlingsbekämpfung, für die man viel Fingerspitzengefühl und Wissen benötige.

Gegen die Spinnmilben würden Raubmilben eingesetzt, allerdings bräuchten diese in den ausgeräumten Hopfengärten nach der Ernte eine Möglichkeit zum Überwintern. Daher sei eine Untersaat empfehlenswert, in der die nützlichen Spinnentiere auf das Frühjahr warten könnten.

Den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel habe der Hopfen in seinem Betrieb im ersten Jahr der Umstellung sehr gut gemeistert, berichtet der Landwirt. Glücklicherweise lägen seine biologisch bewirtschafteten Hopfengärten nicht neben denen von konventionellen Bauern. Denen seien die "Ökos" nämlich ein Dorn im Auge, da sie befürchteten, die Schädlinge vermehrten sich dort ungebremst. Außerdem brauche er nicht zu fürchten, dass die giften Spritzmittel vom Nachbarn auf seinen Hopfengarten abdrifteten, so Loibl.

Pflanzenschutzberater Weihrauch bedauert, dass Biohopfen in Deutschland absolute Mangelware sei. Nur 0,5 Prozent der Hopfenanbaufläche würden ökologisch bewirtschaftet. Eine Ursache sei vermutlich, dass biologischer Hopfenanbau nirgends gelehrt werde und jeder Bauer nur aus eigener Erfahrung schöpfe, sagt Landwirtschaftsmeister Loibl. Beratung gebe es kaum und in den Landwirtschaftsschulen vermisse man Lehrer, die vom ökologischen Hopfenanbau Ahnung hätten, da wüssten die Schüler in der Regel mehr. Er habe vor der Umstellung zehn Jahre lang Biolandwirte ausgefragt, wie sie das handhabten, daraus lerne man am meisten.

Neben dem Pflanzenschutz verwendet Loibl viel Aufmerksamkeit auf seine Böden, auf die seit Jahren kein mineralischer Dünger mehr kommt. Dafür habe er eine Kooperation mit einem tierhaltenden Betrieb abgeschlossen, dem er Stroh von einigen Hektar Ackerflächen liefere. Im Gegenzug erhalte er den Mist aus dem Stall, der gelagert und drei Mal umgeschichtet werde, damit er eine feinkrümelige Konsistenz bekomme und seine Böden mit allem versorge, was ein gesunder Hopfen brauche. Denn gut ernährte, starke Pflanzen könnten sich besser gegen Schädlingsbefall wehren, ist Loibl überzeugt.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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