Wasserretter an der Stoibermühle:Im Notfall immer bereit

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Gerade jetzt in den Sommermonaten haben die Rettungsschwimmer der Wasserwacht viel zu tun. Um ihren Auftrag erfüllen zu können, haben sie vorher anstrengende Prüfungen und ein hartes Training absolviert

Von Katharina Aurich, Freising

Wenn das Boot mit 40 Stundenkilometern über den Stoibermühlen-See rast, die Retter in ihren roten Westen samt Rettungsbrettern zum Ufer rennen und sich ins Wasser stürzen, dann sieht das fast so ein bisschen aus wie bei "Baywatch" am Strand von Malibu. Für die Rettungsschwimmer der Freisinger Wasserwacht, die zum Roten Kreuz gehören, hat dieses Engagement jedoch nichts mit der Glitzerwelt einer Fernsehserie zu tun. Sie haben viel und ausdauernd trainiert, um die Prüfungen als Retter zu bestehen. Die Wasserwacht Freising besteht aus 80 aktiven Mitgliedern, viele von ihnen machen jetzt abwechselnd im Sommer an den Wochenenden und an den Feiertagen Dienst an der Stoibermühle und kümmern sich um die Badegäste.

Eine Wachgruppe bestehe mindestens aus einem Bootsführer, einem Rettungsschwimmer und einem Sanitäter, berichtet Korbinian Buckl. Zum Glück würden notwendige Rettungsaktionen von Verunglückten immer weniger, aber andere Hilfeleistungen nähmen zu. Zum Beispiel die Behandlung von Insektenstichen, Schnittverletzungen, eingezogenen Splittern. Auch bei Herzinfarkten müssten die Retter zur Stelle sein. Die Badegäste könnten kleine Verletzungen immer seltener selbst versorgen und kämen dafür lieber in das rot gestrichene Haus der Wasserwacht, so Buckl. Außer den Rettungsschwimmern an der Stoibermühle gehören zur Wasserwacht über den Landkreis verteilt fünf Schnelleinsatzgruppen, die gleichzeitig mit der Feuerwehr an 365 Tagen rund um die Uhr alarmiert werden - alle arbeiten ehrenamtlich. Die Mitglieder dieser Gruppen seien nicht nur für die Wasserrettung allgemein, sondern auch für Einsätze in strömenden Gewässern und als Taucher ausgebildet und besäßen einen Motorbootsführerschein. Eine Gruppe bestehe aus drei bis acht Rettern, je nachdem, wie viele verfügbar seien, darunter seien mindestens ein, oftmals drei Taucher, schildert Buckl.

Xaver Wildgruber mit einem kühnen Sprung bei einer Übung der Freisinger Wasserwacht an der Stoibermühle. (Foto: Marco Einfeldt)

Kürzlich seien sie am Sonntag in den frühen Morgenstunden an die Isar gerufen worden. Ein Partygast werde nach einer Feier vermisst, hieß es. "Wir haben die Isar auf einem Abschnitt von zwei Kilometern am Ufer und im Wasser abgesucht, bis die Nachricht kam, der Gesuchte liegt bei seiner Freundin im Bett", berichtet Buckl. "Natürlich waren wir alle erleichtert, dass wir keinen Toten bergen mussten". Außer als Rettungsschwimmer engagieren sich die Mitglieder der Wasserwacht als Schwimmlehrer und geben regelmäßig auch in Kooperation mit der Stadt Freising Schwimmkurse für Kindergartenkinder. Die Kinder- und Jugendgruppen der Wasserwacht mit 80 Nachwuchsschwimmern im Alter zwischen acht und 16 Jahren trainieren an der Stoibermühle und im Winter im Hallenbad. Als Voraussetzung für das Training müsse man 200 Meter am Stück schwimmen können, erklärt Anna Lenz. Zusammen mit Benno Wildgruber (20) und Sara Hierhager (18) gehört Anna Lenz, die zurzeit zur Erzieherin ausgebildet wird, zum Jugendleiter-Team der Freisinger Wasserwacht. "Man bekommt viel zurück, die Jugendlichen freuen sich, wenn sie zusammen trainieren und man sieht, wie sie sich entwickeln", sagt Sara Hierhager, die eine Ausbildung zur Mechatronikerin absolviert. Es sei einfach schön, gebraucht zu werden, fügt Lenz an. Neben dem Schwimmtraining organisieren die Jugendbetreuer ein Zeltlager und ein Sommerfest für die Eltern direkt am See. Die Kinder würden die Freiheit an der Stoibermühle genießen, aber leider blieben später, wenn sie erwachsen werden, nur ein oder zwei pro Jahrgang bei der Wasserwacht, bedauern Hierhager und Lenz. Schön sei auch der Zusammenhalt unter den Wasserrettern, es sei immer jemand für einen da, sagen die beiden jungen Frauen.

Wer als Rettungsschwimmer bei Einsätzen dabei ist, muss einige strenge Prüfungen durchlaufen. Für das Abzeichen in Silber, das ist die Voraussetzung für den Wachdienst, unter anderem 50 Meter Kraulen, 150 Brustschwimmen und 300 Meter Rückenschwimmen ohne Armschlag. So zeige der Schwimmer, dass er genug Kraft habe, einen Verunglückten zu halten und nur mit dem Beinschlag sicher an das Ufer oder in das Boot zu bringen. Außerdem müsse er aus 3,50 Meter Tiefe nach einem Ring tauchen.

Jonas Westermeier mimt hier den Ertrinkenden, der von den Rettern der Freisinger Wasserwacht ins Boot gezogen wird. (Foto: Marco Einfeldt)

Perfekt sitzen müssten auch die Befreiungsgriffe, damit sich der Retter von einem Ertrinkenden befreien könne, der in Panik geraten sei, um ihn dann zu bergen. Außerdem absolviere jeder Rettungsschwimmer an fünf Wochenenden eine Sanitätsgrundausbildung, erklären Hierhager und Lenz. Auch wenn die Rettungsschwimmer und Schwimmlehrer alle ehrenamtlich arbeiten, verursachen der Unterhalt der Rettungsstation, des Rettungswagens, des Bootes und der Rettungsmittel Kosten. Die Wasserwacht erhält dafür die Einnahmen aus den Schwimmkursen und Zuschüsse vom Land. Aber der Löwenanteil der Einnahmen sind Spenden, damit die Wasserretter gut ausgerüstet sind.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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