Besondere Nobelherberge:Luxus-Ambiente für Vierbeiner

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Billi und Ida spielen ausgelassen im Garten des Hundehotels, sie bekommen dort eine Rundum-Betreuung. (Foto: Katharina Jaksch)

Im "Canis Resort" am Freisinger Stadtrand können Hundebesitzer ihre Lieblinge stunden- oder tageweise betreuen lassen. Einige der Kunden kommen sogar aus Frankfurt, Düsseldorf oder der Schweiz

Von Angie Fuchs, Freising

Das Waldorf Astoria für Hunde hat seinen Sitz nicht in Zürich, München oder Berlin, sondern am Rand von Freising. Eigentlich heißt das Luxus-Hotel für Hunde "Canis Resort", aber das Angebot für die Vierbeiner entspricht schon dem eines Fünf-Sterne-Hotels: "Wir bieten unseren Gästen ein Premium-Ambiente", heißt es auf der Homepage, in "schwanzwedelgemütlicher Wohlfühlatmosphäre". Ein Kurzbesuch beim Coiffeur, danach eine Massage, relaxen in der Lodge und dann ab in den Pool: Hört sich nach einem tollen Urlaubstag an? Das finden Stella, Luna, Titus, Cheyenne, Irma, Ringo und ihre Freunde auch. Sie sind Hotelgäste im "Canis Resort" an der Erdinger Straße.

Sie tollen in Gruppen mit Freunden und Dog Sittern, also Tierpflegern, über den Spielplatz oder machen es sich in ihrer Lodge bequem. Und wenn es mal irgendwo zwickt oder ein Tier geimpft werden muss, kann auch ein Arztbesuch von Herrchen oder Frauchen dazu gebucht werden. Das Rundum-sorglos-Paket hat natürlich auch einen Fünf-Sterne-Preis: Ein Tagesaufenthalt etwa kostet 65 Euro, "Overnight Care" 80 Euro. Seit 2008 laufe das Hotel in Freising sehr erfolgreich, sagt Leiterin Friederike Brych. Im Schnitt habe man rund 25 Gäste hier - in den Ferien seien öfter auch alle 40 Plätze belegt. "Wir haben Kunden aus ganz Bayern, aber auch aus Frankfurt, Düsseldorf und der Schweiz", erzählt Brych. Wenn diese beruflich verreisen müssen, in Urlaub fahren oder dem Hund einfach mal einen Tag Spaß gönnen wollen, bringen sie ihr Tier vorbei. Für das große Einzugsgebiet ist die Flughafennähe nicht unwichtig, es sei bei der Standortsuche aber nicht das Hauptkriterium gewesen: "Wir hatten Probleme, überhaupt eine Fläche zu finden", erinnert sich Brych. "Alle denken, so ein Hundehotel ist laut. Hören Sie hier Lärm?" Anders sei das eventuell in Einrichtungen, wo "Zwinger an Zwinger steht", sagt Brych. Da herrsche natürlich ein höheres Stresspotenzial. Im Canis Resort sind die eingezäunten Hunde-Lodges auf einem Gartenareal von 2500 Quadratmetern verteilt, die lodgeeigene Rasenflächen immer von den anderen Einheiten abgewendet. Der einzige Lärm den man hört, kommt von der nahen Autobahn.

Wenn Brych vom Alltag im Hundehotel spricht, fühlt man sich zwischendurch an einen Kindergarten erinnert: Etwa wenn sie erzählt, wie Besitzer ihren Schatz vorbeibringen und gleichzeitig froh, aber auch enttäuscht sind, wenn er oder sie voller Begeisterung von ihnen wegspringt - ohne sich noch einmal umzusehen. Wie im Kindergarten können die Neuzugänge auch hier erst mal einen Tag "Schnuppern". Da riefen die Besitzer schon auch mal an und fragten, wie es dem Hund gefällt und wie es ihm geht, sagt Brych. Und natürlich wird mit den "Hundeeltern" vorab ein Gespräch über Eigenheiten und Vorlieben des kleinen Lieblings geführt.

"Los geht's bei uns um sechs Uhr", schildert Brych. Dann gibt es Frühstück. Die meisten Besitzer wollen, dass die Tiere fressen, was sie auch zu Hause bekommen, und bringen daher genügend Futter für den Aufenthalt mit. Manchmal hat das auch mit Unverträglichkeiten zu tun, die ein Hund hat. Beim Fressen werden die Tiere in einem gewissen Abstand voneinander angeleint - zum einen, damit sie nichts vom Zimmergenossen fressen, was sie nicht vertragen, zum anderen, dass es keinen Streit gibt - denn wenn es ums Fressen geht, könne der liebste Hund aggressiv werden.

Auch "Training" wird im Resort angeboten. Als Nicht-Hundebesitzer denkt man dabei schnell an Fitnesstraining und Wellness im Hotel. Nein, sagt Brych. Dabei gehe es eher um Gehorsamstraining und darum, dass die Tiere lernen, auf Befehle zu hören.

Eine Lodge kann für einen Hund allein gebucht werden, meist wohnen aber immer Gruppen von zwei bis fünf Tieren zusammen - je nach Größe und Temperament, wie die Leiterin berichtet. Pro Hund findet man dort ein Bettchen mit täglich frischer Decke, in der Ecke hängt eine Kamera für die nächtliche Überwachung und ein Heizstrahler sorgt in der kühlen Jahreszeit für Wärme. Eine Tür führt zum "Garten". Abends kommt eine Reinigungskraft. Nirgends in dem Haus riecht es nach Hund.

Ist dieses Luxus-Ambiente gut für die Nachfahren der Wölfe? "Bei uns darf ein Hund richtig Hund sein, toben und auch mal Quatsch machen", sagt Brych. Da es Rudeltiere sind, sei so ein Aufenthalt unter Artgenossen "super für die sozialen Kontakte". Und von Besitzern habe sie erfahren, dass "viele Einzelhunde viel verträglicher geworden sind, seit sie zwischendurch bei uns sind." Vielleicht dürfen Hundeliebhaber sich bald auch andernorts über ein "Canis Resort" freuen: Mittlerweile denke man nämlich auch über einen zweiten Standort nach, erzählt Friederike Brych, vielleicht in Zürich oder Hamburg.

© SZ vom 17.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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