Bei Flugzeugabfertigern:Löhne sind zu niedrig

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DGB-Bundesvorsitzender informiert sich über Arbeitsbedingungen am Münchner Flughafen und findet Anlass zur Kritik

Von Petra Schnirch, Flughafen

Ein Bild von der Situation der Beschäftigten am Flughafen hat sich am Freitagnachmittag DGB-Bundesvorsitzender Reiner Hoffmann gemacht. Vor allem die Arbeitsbedingungen bei Subunternehmen der Paket- und Logistikbranche bezeichnete er nach Gesprächen mit Betriebsräten angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in der Region als problematisch. Beim Flugzeugabfertiger Swissport Losch ist ein Arbeitskampf nicht ausgeschlossen. Am 18. Januar haben die Tarifverhandlungen begonnen, am 6. Februar soll die Arbeitgeberseite ein Angebot vorlegen. "Es kann nicht sein, dass an modernsten Flughäfen Arbeitsbedingungen herrschen, die mit sozialer Marktwirtschaft nichts zu tun haben", sagte der DGB-Chef bei einem Pressegespräch.

Swissport Losch hat am Flughafen laut Betriebsratsvorsitzendem Michael Batog etwa 800 Mitarbeiter und übernimmt als Konkurrent der Aeroground, einer Tochter des Flughafenbetreibers FMG, etwa die Hälfte der Abfertigungsleistungen. Die Zulassung des Unternehmens am Airport war vor Jahren ein Politikum. Die EU hatte mehr Wettbewerb gefordert, was jedoch die Löhne drückte.

Inzwischen habe Swissport Losch große Probleme, Personal zu finden und rekrutiere Mitarbeiter im EU-Ausland, aber auch in Drittländern, schilderte Batog. Ein Durchschnittsverdienst von 2400 Euro brutto reiche nicht aus, um eine Familie aufzubauen. Batog weiß sogar von Kollegen, die zeitweise im Auto geschlafen und im Betrieb geduscht haben. Immerhin sei die Fluktuation mittlerweile auf etwa 20 Prozent gesunken, sie habe schon einmal bei 50 Prozent gelegen. Nach wie vor sei es aber so, dass die Mitarbeiter kündigten, sobald sie eine besser bezahlte Arbeit gefunden haben.

Ziel der aktuellen Verhandlungen ist es laut Batog, die Arbeitsplätze bei Swissport Losch attraktiver zu machen. Die Streikbereitschaft sei groß, sollte es zu keiner Einigung kommen. 33 Prozent der Mitarbeiter seien gewerkschaftlich organisiert, "Tendenz steigend". Aktuell lägen die Stundenlöhne zwischen 11,02 und 18 Euro, sie sollten mittelfristig auf 22 Euro steigen.

Der DGB setzt sich derzeit generell für einen Mindestlohn von 20 Euro ein. "Von weniger kann man hier schlicht nicht anständig leben", sagte Monika Ludwig, Vorsitzende des Verdi-Ortsvereins Flughafenregion. In der Paket- und Logistikbranche bekämen viele Mitarbeiter nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn von 9,19 Euro, kritisierte Hoffmann. Außerdem forderte er deutlich schärfere Kontrollen, um Verstöße zu ahnden.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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