Begrenzte Möglichkeiten:Korbinianskreuzung bleibt ein Problemfall

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Die Suche nach der besten Verkehrsführung für Radfahrer an diesem Knotenpunkt gestaltet sich schwierig. Experten favorisieren - wenn überhaupt - den Wegfall einer der Autospuren auf der Mainburger Straße nach Südosten

Von Kerstin Vogel, Freising

Wann immer in Freising über Verbesserungen für den Radverkehr diskutiert wird, geht es früher oder später auch um die Korbinianskreuzung und die begrenzten Möglichkeiten, dort etwas für die Sicherheit der Radfahrer zu tun. Dabei kreuzen sich vor der einstigen Korbiniansapotheke laut einer Analyse der Stadt Freising gleich zwei Hauptrouten des alltäglichen Fahrradverkehrs: von der Ismaninger Straße über die Luitpoldbrücke und die Hochtrasse weiter den Mainburger Berg hinauf Richtung Norden und von der General-von-Nagel-Straße über die Alte Poststraße Richtung Nordosten.

Vernünftige Radwege aber sucht man hier bislang vergebens - und eine aktuelle Untersuchung mit Prognose bis ins Jahr 2030 hat bestätigt, dass die gewünschte Umverteilung des Verkehrs zugunsten des Fahrrads auch nur schwer zu erreichen sein wird. Die Fertigstellung der beiden Umgehungsstraßen "Westtangente" und "Nordostumfahrung" vorausgesetzt, haben das Staatliche Bauamt und die Stadt in einer Untersuchung vier Varianten der künftigen Verkehrsführung auf ihre Auswirkungen überprüft - und zum Teil gleich wieder verworfen.

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Empfohlen wurde dem Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch schließlich, eine Machbarkeitsstudie durchführen zu lassen, die im Wesentlichen vorsieht, künftig das Linksabbiegen von der Landshuter Straße in die Kölblstraße zu erlauben (Variante 1) und - eventuell - eine Spur in Richtung Lerchenfeld zugunsten eines Radweges zu opfern (Variante 4).

Variante 1

Zum Ärger und Unverständnis vieler Autofahrer ist es bislang nicht gestattet, von der Landshuter Straße kommend links in die Kölblstraße abzubiegen. Würde man das in Zukunft frei geben, würde sich der aktuellen Untersuchung zufolge eine deutliche Verkehrszunahme auf der östlichen Landshuter Straße und auf der Kölblstraße ergeben. Entlastungen erwarten die Experten dagegen zwischen Wendelinstraße und Dr. -von-Daller-Straße sowie auf der westlichen Landshuter Straße und - wenn auch deutlich geringer - an der Korbinianskreuzung. Diese Maßnahme wird von den Planern gleichwohl als Grundvoraussetzung für alle weiteren möglichen Maßnahmen im Bereich der Korbinianskreuzung selber angesehen.

Variante 2

Zusätzlich zur Öffnung des Linksabbiegers in die Kölblstraße würde bei dieser Variante die Linksabbiegespur von der Mainburger Straße in Richtung Landshuter Straße wegfallen. Diese Maßnahme würde die Korbinianskreuzung der Verkehrsuntersuchung zufolge tatsächlich deutlich entlasten. Auf der Isarstraße Richtung Lerchenfeld und auf der Rampe zur Dr. -von-Daller-Straße würde sich die Verkehrsbelastung jedoch signifikant erhöhen. Das aber ist aus zwei Gründen problematisch: Zum einen müssten die Autofahrer dann auf dem Weg zur Rampe den Radfahrstreifen Richtung Isarstraße gefährlich kreuzen. Außerdem würde sich eine zusätzliche Belastung der Einmündung von der Rampe in die Dr. -von-Daller-Straße ergeben, die mit einer Ampel zwar grundsätzlich in den Griff zu bekommen wäre, bei einer Alarmierung in der nahen Freisinger Feuerwache aber zu großen Problemen führen würde. In der Verkehrsuntersuchung wird daher empfohlen, diese Variante nicht weiter zu verfolgen.

Variante 3

Ebenfalls die Öffnung des Linksabbiegers in die Kölblstraße vorausgesetzt, würde in diesem Planfall auf der Isarstraße eine Fahrspur Richtung Norden wegfallen, was hier naturgemäß zu einer Abnahme der Verkehrsbelastung führen würde. Allerdings würden sich die Verkehrsströme Richtung Norden dann großräumig im Verkehrsnetz verlagern, was unter anderem eine weitere Belastung von Saar- und Johannisstraße zur Folge hätte, wie die Verkehrsplaner warnen. Wegen dieser "negativen Auswirkungen auf das gesamte Stadtgebiet" sollte auch Variante 3 nicht verfolgt werden.

Variante 4

Auch für die vierte untersuchte Variante würde der Linksabbieger von der Landshuter Straße in die Kölblstraße geöffnet, außerdem würde zwischen Alois-Steinecker-Straße und General-von-Nagel-Straße eine Spur weggenommen. Auch diese Maßnahme würde zwar zu einer Verlagerung des Verkehrs führen, haben die Verkehrsplaner festgestellt, das allerdings in sehr viel geringerem Ausmaß als bei Variante 3. Für die geplante Machbarkeitsstudie würden die Experten dieser Möglichkeit daher den Vorzug geben.

Geprüft werden muss in dieser Studie nun unter anderem auch noch, wie die für die Anlage von beidseitigen Radwegen mindestens erforderliche Breite von 3,70 Metern überall erreicht werden kann. Möglicherweise muss dafür der Gehweg auf der Innenstadtseite schmaler werden. Außerdem gilt es beispielsweise zu klären, wie der Radverkehr im Bereich des Autohändlers von der Klebelstraße auf die dortige Linksabbiegerspur gebracht werden kann. Ob die von ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl als "völlig obsolet" bezeichneten Parkplätze in diesem Bereich erhalten bleiben müssen, wurde in der Sitzung des Planungsausschusses ebenfalls in Frage gestellt.

Gegen die vorgeschlagene Machbarkeitsstudie stimmte am Ende dann nur der CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger, allerdings ohne das noch näher zu erklären. Die übrigen Ausschussmitglieder drängten dagegen vor allem auf eine schnelle Durchführung sowohl der weiterführenden Untersuchungen als auch der anschließenden Planung.

Wenn die beiden neuen Umgehungsstraßen ihre Verkehrswirkung entfalten sollten, "dann müssen wir parallel dazu verkehrslenkende Maßnahmen ergreifen," sagte Freisings Planungsreferent Franz Bernack. Das müsse umgesetzt werden, sobald Westtangente und Nordostumgehung fertig seien, forderte auch Freisings Dritter Bürgermeister Hans Hölzl. Der Weg über die Korbinianskreuzung dürfe nach Fertigstellung der beiden Umgehungsstraßen für Autofahrer keine bequeme Option mehr sein.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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