Bauern sind empört:Das Lachen bleibt im Halse stecken

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Stroh und genug Platz, nicht jedes Schwein hat es so gut wie die von Georg Schmid in Unterberghausen. (Foto: Marco Einfeldt)

Landwirte klagen über einen Imageschaden durch die Bauernregel-Kampagne des Umweltministeriums

Von Katharina Aurich, Neufahrn/Freising

"Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein". Empört haben hiesige Landwirte nach Angaben des Geschäftsführers des Bauernverbands im Landkreis, Gerhard Stock, auf die abgewandelten, eigentlich witzig gedachten Bauernregeln von Umweltministerin Barbara Hendrick reagiert. Mit Sprüchen wie "Gibt's nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur" werde seiner Meinung nach ein Berufsstand in Misskredit gebracht. Für Stock entbehren die kritisch-witzigen Sprüche jeder Grundlage. Bauern gingen verantwortlich mit Boden und Wasser um, betont der Landwirt, der selbst in der Hallertau einen Hopfenbetrieb bewirtschaftete.

Mit diesen lockeren Sprüchen werde viel zerstört, findet der Bauernvertreter, und das Ansehen der Landwirte weiter demontiert. Die meisten Konsumenten hätten den Bezug zur Landwirtschaft verloren und seien mit Sprüchen leicht beeinflussbar, da sie nicht wüssten, wie heutzutage Nahrungsmittel produziert werden. Natürlich müsse man an manchen Punkten nachjustieren, sagt Stock auf die Frage, ob die neue Bauernregel "Zu viel Dünger auf dem Feld, geht erst ins Wasser, dann ins Geld" nicht ein Körnchen Wahrheit enthält.

Für Franz Rauch, Geschäftsführer des Wasserzweckverbands Freising-Süd, treffen die Sprüche den Nagel aber auf den Kopf. Er habe gelacht und finde die umgedichteten Regeln sehr treffend. "Genauso ist es." Er bedauert, dass das Umweltministerium eingeknickt ist und die Kampagne stoppte. Die Bauern in Deutschland hätten eine weitaus größere Lobby als die Wasserversorger, kritisiert Rauch. Natürlich solle der Bauernstand nicht verunglimpft werden, aber es sei eine Tatsache, dass in vielen Gebieten Deutschlands das Grundwasser zunehmend mit Nitrat aus der Gülle oder mineralischem Dünger belastet sei. Es könne nicht sein, dass ein Berufsstand einen Schaden verursache und das Wasser verunreinige. Ein andere Sparte, die Wasserwerke, müssen diesen Schaden wieder aufwendig beheben und den Bürger dafür zur Kasse bitten, sagt Rauch. Ihn ärgere, dass die Bauernlobby zur Zeit versuche, die neue Düngeverordnung, die Deutschland nach einer EU-Klage endlich auf den Weg gebracht habe, zu verwässern.

Matthias Maino, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Freising, kann den Ärger der Landwirte über die abgewandelten Sprüche verstehen. Die Bauern stünden unter enormem wirtschaftlichen Druck, kein Wunder, dass sie empfindlich reagierten und ihnen der Humor vergehe. Außerdem könne er nicht verstehen, dass diese Kampagne aus dem Umweltministerium komme. "Die müssten doch eigentlich wissen, dass man nur mit den Landwirten gemeinsam Verbesserungen beim Umweltschutz erreicht", sagt Maino.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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