Bauen und Renovieren:Hohe Preise, kaum Angebote

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Die Auftragsbücher der meisten Handwerksbetriebe und Bauunternehmer sind voll. Dies belastet die Etats vieler Kommunen, die bei nicht aufschiebbaren Projekten erhebliche Mehrkosten einplanen müssen

Von Katharina Aurich, Landkreis

Die Baubranche boomt und die Preise steigen. Das bekommen nicht nur private Hausbauer, sondern auch die Kommunen zu spüren. Bei Ausschreibungen erhalten sie manchmal gar keine Angebote oder solche, die erheblich über der Kostenschätzung liegen. Gewinner sind die Handwerksbetriebe und Bauunternehmer in der Region, die von der guten Auftragslage profitieren.

Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Helmut Priller, Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebs sowie eines Planungsbüros in Freising, hofft, dass die Unternehmer auch an ihre Mitarbeiter an der positiven Entwicklung teilhaben lassen. Sie könnten jetzt ihre Stundenlöhne erhöhen, damit Berufe wie Maurer, Zimmerer oder Installateur für junge Leute wieder attraktiver würden, sagt Priller.

Wegen den niedrigen Zinsen investierten derzeit viele in ihr Haus, modernisierten es oder bauten ganz neu. Deshalb seien die Auftragsbücher gut gefüllt, die Handwerksbetriebe hätten kaum noch personelle Kapazitäten. An erster Stelle für die Betriebe im Landkreis, die durchschnittlich zehn Mitarbeiter beschäftigen, stünden die Aufträge privater Bauherren, denn es seien oftmals langjährige Kunden, so der Handwerksmeister.

Bei kommunalen Ausschreibungen seien die regionalen Handwerker in der Vergangenheit oftmals nicht zum Zug gekommen, denn Städte und Gemeinden seien verpflichtet, bei Bauvorhaben mehrere Angebote einzuholen. Beauftragt werde jeweils der günstigste Bieter, der seinen Sitz oft in den neuen Bundesländern oder in Niederbayern habe. Auf die privaten Kunden aber war laut Priller immer Verlass. Deshalb würden sie jetzt bei Personalengpässen auch bevorzugt behandelt.

"Auch die Auftragsbücher der Betriebe von auswärts, die uns früher unterboten haben, sind voll, daher geben sie hier in Freising kaum noch Angebote ab, erklärt Kreishandwerksmeister Martin Reiter. Bei der Stadt Freising empfindet man die Lage "als durchaus angespannt", sagt Pressesprecherin Christl Steinhart. Bei Ausschreibungen gingen deutlich weniger, dafür aber teure Angebote ein. Deshalb habe die Stadt Ausschreibungen schon aufheben müssen. Noch funktioniere die Auftragsvergabe, aber "auch wir blicken aufgrund der Marktsituation mit Sorge in die Zukunft," sagt Steinhart. Tiefer als geplant in die Tasche greifen musste auch die Gemeinde Kirchdorf im vergangenen Jahr für die Elektroarbeiten im Zuge des Rathausumbaus. "Zweimal haben wir ausgeschrieben, dann mussten wir das höhere Angebot akzeptieren, denn die Arbeiten mussten ja abgeschlossen werden", schildert Geschäftsstellenleiter Hans Rieger. Die kleinen Handwerker hätten gefüllte Auftragsbücher und "langen kräftig hin".

Die angespannte Lage bekam auch die Gemeinde Attenkirchen zu spüren, deren kalkulierte Kosten für ihr neues Feuerwehrhaus deutlich gestiegen sind und in Haag werden die Ausschreibungen für die seit langem geplante Sanierung der Kläranlage auf den nächsten Winter verschoben, "um dann hoffentlich günstigere Preise zu bekommen", sagt Bürgermeister Anton Geier. Wer kurzfristig ausschreibe und heuer noch bauen wolle, habe kaum Chancen, ein günstiges Angebot zu erhalten. Die meisten Firmen hätten derzeit kein Interesse an neuen Aufträgen und gäben bei Ausschreibungen extra hohe Preise ab, damit sie den Auftrag gar nicht erst erhalten, beschreibt der Rathauschef die Lage.

Doch nicht nur die Stundenlöhne für Handwerker haben sich erhöht, sondern zum Beispiel auch die Entsorgungskosten für den Bodenaushub seien deutlich teurer geworden. Manchmal bringe ein Bodengutachten Unerfreuliches wie Altlasten zu Tage, die entsorgt werden müssten, was die Kosten ebenfalls in die Höhe treibt, schildert Priller. Die Projektplaner, die für die Kommunen die Kostenschätzungen berechnen, müssten sich umstellen und realistischere Zahlen ansetzen, denn früher sei das Bauen einfacher gewesen, da es wesentlich weniger Auflagen gegeben habe.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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