Bäckerei schließt:Keine Wertschätzung

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Weil der Absatz in der Bäckerei Wiesbeck in Güntersdorf stetig abgenommen hat, schließt diese und damit auch die Filiale in Allershausen. Künftig gibt es keine Brezen und Semmeln aus selbst gerührtem Teig mehr. (Foto: Marco Einfeldt)

Weil die Arbeitsbelastung immer weiter steigt und der Umsatz trotzdem sinkt, gibt das Ehepaar Wiesbeck seine Backstube in Güntersdorf und die Filiale in Allershausen auf. Das Bedauern der Kunden kommt zu spät

Von Katharina Aurich, Allershausen

Schweren Herzens haben sich Bäckermeister Josef Wiesbeck und seine Frau Petra entschlossen, ihr Familienunternehmen in Güntersdorf (Schweitenkirchen) und damit auch die Filiale in Allershausen zum Jahresende zu schließen. Seit 90 Jahren wird in der Backstube nach alter Tradition gebacken, nun ist es vorbei. Zwei Gründe nennt Petra Wiesbeck für diesen einschneidenden Schritt: die hohe Arbeitsbelastung eines handwerklich arbeitenden Bäckerbetriebs und den immer weiter sinkenden Umsatz in ihrem Geschäft in Güntersdorf mit seinen 400 Einwohnern.

Diese beiden Faktoren klafften immer weiter auseinander, sagt Petra Wiesbeck. Da auch keines der drei Kinder des Paares in den Betrieb einsteigen wolle, habe man jetzt, wo sie und ihr Mann noch die Chance hätten, mit 48 und 55 Jahren etwas anderes zu beginnen, die Reißleine gezogen. "Die Arbeit wurde immer mehr und belastender", schildert Wiesbeck, rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche, das sei einfach zu viel. Selbst am Sonntag werde für Feste ausgeliefert und schließlich müssten auch die Büroarbeiten erledigt werden. Höchstens zwei Wochen Urlaub im Jahr seien möglich gewesen.

15 Angestellte arbeiten überwiegend in Teilzeit im Bäckereibetrieb, wo noch jede Semmel und jede Brezn von Hand geformt und die Teige selbst angerührt werden. Voll des Lobes ist das Bäckerpaar für seine Mitarbeiter. "Ihnen gebührt für ihren unermüdlichen, stets abrufbaren Einsatz, die immer flexible Mitarbeit und Tatkraft, das Verständnis und den langjährigen, fast schon familiären Zusammenhalt ein ganz besonderer Dank", schreiben die beiden zum Abschied in der Allershausener Gemeindezeitschrift.

Das alles nütze aber nichts, denn das Kaufverhalten der Bevölkerung ändere sich immer mehr und in der Bäckerei in Güntersdorf, die auch ein kleines Lebensmittelsortiment bereit hielt, werde immer weniger eingekauft. "Von den vielen Tante-Emma-Lädchen, die wir früher belieferten, gibt es leider nur noch einen, die vielen kleinen sozialen Treffpunkte wurden immer weniger", bilanziert Wiesböck.

Selbst die belegten Riesenbrezn, das Holzofenbrot und die lockeren, süßen Krapfen frisch aus dem Ofen konnten die Kunden nicht überzeugen, den Umsatz in dem kleinen Laden zu erhalten. "Wenn am Nachmittag nur drei Kinder vorbeikommen, die ein Gummitier kaufen, dann ist klar, dass man den Laden dafür nicht stundenlang geöffnet haben kann." Die Menschen seien bequem, würden mit dem Auto zum Supermarkt fahren, wo es an der Kasse auch gleich einen Bäcker gebe. Dann würden die industriell produzierten Semmeln aus der Backstraße gekauft. Leider gäben die Menschen lieber 30 Euro für einen Liter hochwertiges Öl für ihr Auto als 30 Cent für eine gute Semmel aus, bedauert die Bäckersfrau.

Nachdem die beiden ihre Kunden informiert hatten, dass sie schließen, sei nun das Bedauern groß. Aber es habe die Wertschätzung gefehlt und die Kunden müssten sich nicht wundern, wenn es bald nur noch gesichtslose Supermärkte gebe. Im neuen Jahr, wenn die Backstube kalt bleibe und auch die Filiale in Allershausen geschlossen sei, dann würden sie und ihr Mann sich sammeln und sortieren und beide einen neuen Job suchen. Wenn eine Tür zugehe, dann gehe woanders eine neue auf, ist Petra Wiesbeck überzeugt.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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