Autor verschafft Überblick:Gedenkorte im Landkreis

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Guido Hoyer hat ein Buch über Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit im Landkreis verfasst. Er stellte dieses zusammen mit Luise Gutmann vor. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Politikwissenschaftler Guido Hoyer erinnert in einem Buch an Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit

Von Isabella Lößl, Freising

"Es wartet noch Einiges auf mich", sagt Guido Hoyer. Der Politikwissenschaftler widmet sich seit 20 Jahren der Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus und hat nun ein Werk über die Gedenkorte des Landkreises verfasst. Dabei geholfen hat ihm Luise Gutmann, die Tochter des ehemaligen Freisinger Oberbürgermeisters Max Lehner, der ein Opfer der Verfolgungen in der "Reichspogromnacht" des Jahres 1938 war. "Das Buch ist ein erster Versuch einer Bestandsaufnahme, da es im Landkreis noch keine Gesamtdarstellung der NS-Zeit gibt", sagt Guido Hoyer während einer Pressekonferenz.

Ausgehend von vielen Erinnerungen an die Zeit suchte er Zeugen, die ihm berichten konnten. Daneben legte er sein Hauptaugenmerk auf die Gedenkorte im Landkreis. "Hierbei muss man zu allererst unterscheiden, was ein offizieller und was ein inoffizieller Gedenkort ist", erklärt Hoyer. "Das Kriegsgefangenenlager in Moosburg zum Beispiel gehört zu den offiziellen, Gräber von Widerstandskämpfern zu den inoffiziellen." Im Buch befinden sich dazu die passenden Wegbeschreibungen und Landkarten, es sei also wie ein kleiner Reiseführer durch die NS-Zeit. "Ich möchte ein relativ breites Publikum ansprechen. Wer sich mit dem Thema schon einmal auseinander gesetzt hat, wird einiges finden, was er bereits kennt", erläutert er. Daneben entdecken die Leser aber auch viel Neues, denn das Grab der Geschwister Pohl zum Beispiel wird erstmals in Schriftform publiziert. Hoyer bezeichnet sein Buch als eine Art Zwischenbilanz der Forscher.

Luise Gutmann freut sich sehr über die Veröffentlichung des Buches. "Natürlich bewegt es mich sehr, dass in der Reihe der Verstorbenen, die das Buch thematisiert, auch mein Vater ist. Persönliche Erinnerungen sind immer auch mit Emotionen verbunden", sagt sie. Hoyer ist Luise Gutmann für die Zusammenarbeit sehr dankbar, schließlich gewährte sie ihm Einsicht in alte Akten ihres Vaters. "Es gab einige NSDAP-Akten aus der NS-Zeit, die meine Mutter mir und meinen zwei Geschwistern überlassen hat", erzählt sie und berichtet von der Zeit ihres Vaters bei der Münchner Verkehrsbehörde. "Er war quasi zu unbequem für das Regime, wie man es heute ausdrücken könnte." Für Hoyer waren neben den Akten von Max Lehner vor allem das Staatsarchiv in München und das Stadtarchiv in Freising wichtige Quellen, um Informationen zu gewinnen. Zu kaufen gibt es das Buch, das 11,50 Euro kostet, in Moosburg, Freising, Eching, Neufahrn, Kranzberg und Kirchdorf.

Hoyer wünscht sich, dass die Gedenkorte auch als Exkursionsziel genutzt werden. "Die Verfolgungsgeschichte wäre zum Beispiel für Schulklassen sehr interessant, man kann leicht zwei oder drei Orte miteinander verbinden." Außerdem kündigt er bereits einen zweiten Band an. "Dazu haben wir auch eine Homepage. Unter www.freising-im-nationalsozialismus.de werden vor dem zweiten Buch alle Ergebnisse publiziert. Ich möchte zum Beispiel unbedingt in Erfahrung bringen, wieso es im Neufahrner Auffanglager des Konzentrationslagers Dachau keine Gedenktafeln gibt", sagt der Autor. Neben dieser Tatsache gibt es laut Hoyer noch Vieles, was unentdeckt oder zumindest noch nicht veröffentlicht wurde. Deshalb sei das letzte Kapitel kein Schluss, sondern vielmehr eine Zwischenbilanz.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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