Auszeit:Überraschung kurz vor Neufahrn

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Wie die Teilung der S 1 regelmäßig Fahrgäste verunsichert und warum es gut ist, Fremdsprachen zu beherrschen

Von Clara Lipkowski

Auf die vertraute, freundliche, das "R" leicht rollende Stimme in der S 1 ist Verlass. Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit nach Freising teilt sie zur immer gleichen Zeit mit: "Nächster Halt: Neufahrn. Diese S-Bahn wird dort geteilt. Der vordere Zugteil fährt nach Freising, der hintere zum Flughafen. Wenn Sie sich im falschen Zugteil befinden . . ."

Das Problem: Die Ansage kommt erst kurz bevor der Zug in Neufahrn einfährt. Sehr kurz vorher. Wer da gerade auf dem Weg zum Flughafen in die Urlaubsplanung vertieft ist, einen Plausch hält oder vor sich hindöst, kriegt vielleicht nur die letzten Silben mit. Ein Glück, die Ansage wird auf Englisch wiederholt. Huch, bin ich im richtigen Zugteil?, fragt sich dann der eine oder andere Fahrgast, schaut sich unsicher um und zieht den Koffer etwas näher zu sich heran. Einheimische Mitfahrende wissen da schon längst: Wieder einer, dem geholfen werden sollte.

Ansonsten fährt der Arme nämlich irrtümlicherweise nach Freising. Nicht falsch verstehen, da ist es auch nett und der Flughafen nicht weit weg - vor allem, wenn man lärmgeschädigte Bewohner fragt. Dennoch würde eine Busfahrt von dort zum Flughafen weitere 15 Minuten beanspruchen. Unnötig. Also weist man den Reisenden darauf hin, in Neufahrn besser umzusteigen, meist auf Deutsch, mal auf Englisch, zuletzt auf Französisch: "Aéroport? Oui, oui, l'autre train." Wer weiß, das nächste Mal vielleicht auf Russisch? Dann auf Kisuaheli? Oder eben mit Händen und Füßen. Notfalls hebt man in der Hektik auch den Koffer aus dem Zugteil, gern geschehen. Die Bahn, ja, die könnte auch reagieren und die Ansage öfter wiederholen. Aber nerven will sie die Kunden ja nicht, zumindest nicht mit ständigen Ansagen . . .

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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