Auszeit:Ein Dirndl muss her

Wenn die Volksfestzeit beginnt, besteht wieder Uniformzwang

Von Birgit Goormann-Prugger

Zu den untrüglichen Zeichen, dass auch die schönste Auszeit mal ein Ende hat und es bald vorbei sein könnte mit der sommerlichen Zwanglosigkeit im Ferienmonat August, gehört die Erkenntnis, dass die öffentliche Kleiderordnung wieder strenger wird, sobald es auf den September zugeht. Der beginnt im Übrigen schon am kommenden Donnerstag, falls das jemand vergessen haben sollte. Und es scheint zwingend vorgeschrieben zu sein, dass man sich von da an in Tracht zu kleiden hat. Jedenfalls kann man derzeit eine geradezu inflationäre "Dirndlisierung" in den Schaufenstern der Stadt Freising beobachten. Verbunden wird das Outfit auch gerne mit einer Riesenbrezn und Weißwürsten als kleidsamen Accessoires.

Dirndl und Lederhose gibt es nicht mehr nur in Bekleidungshäusern, wo man das als Teil des Kerngeschäftes ja noch hinnehmen könnte. Nein, die Macht der Tracht hat mittlerweile auch große Lebensmitteldiscounter erreicht. Und so wird dort unter dem Motto "fesch und sexy" für das "Waldschütz Dirndl" samt "Waldschütz Oktoberfesttasche" geworben, für den Herrn gibt es die "Waldschütz Lederbermudas" samt "Waldschütz Wadlstrümpf" - und die Dose Oktoberfestbier für 79 Cent. Eine Breze kann man auch haben, wenn man möchte.

Und wo man sonst seinen Kaffeebedarf deckt, möglichst frisch gemahlen, da wird man jetzt ebenfalls mit Nachdruck schon im Eingangsbereich darauf hingewiesen, dass Dirndl und Lederhose bald Pflicht sind. Wer sich diesem Trachten-Overkill verweigert, der kann sich zumindest endlich einmal von der Masse abheben, wenn er einfach so ein Zivil und gar nicht aufgemascherlt über den Freisinger Volksfestplatz schlendert. Da muss man dann allerdings ganz schön mutig sein.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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