Naturschutz mit Leidenschaft:Der Biene eine Stimme geben

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Eine Biene sammelt Blütenstaub. (Foto: dpa)

Über eine Online-Plattform bringt Viktoria Schmidt Imker und Kunden aus einer Region zusammen. Außerdem will die Freisingerin das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig die Insekten für die Natur sind. Denn wenn die Bienen nicht mehr das sind, verschwinden auch die Vögel.

Von Simon Bauer, Freising

Mit ihren erst 29 Jahren hat Viktoria Schmidt schon viel erreicht: 2014 legte sie mit dem Abschluss ihrer Masterarbeit den Grundstein für ihre Firma "nearBees". Die Online-Plattform dient als Vermittler zwischen Honighersteller und Kunde. Imker können sich dort registrieren und angeben, in welchem Gebiet sie ihren Honig verkaufen. Auch der Kunde kann seinen Standort angeben und bekommt so angezeigt, wo er lokalen Honig über die Seite direkt bestellen kann. Vor kurzem wurde das Firmenprojekt mit dem Hauptpreis der Stiftung "Filippas Engel" auf Schloss Sayn für besonderes ökologisches Engagement ausgezeichnet.

"Es gibt etwa 110 000 Imker in Deutschland, 98 Prozent davon sind Hobbyimker", sagt Viktoria Schmidt. "Es geht uns darum, an genau dieser Stelle anzusetzen und mit "nearBees" die lokalen Imker beim Verkauf ihrer Produkte zu unterstützen. Wir wollen verhindern, dass aus Verlegenheit billiger Importhonig aus China gekauft wird, nur weil man nicht weiß, wo man bei sich zu Hause Honig kaufen kann."

Die Zahl der Bienen hängt von der Zahl der Imker ab. Diese halten große Völker nur, wenn sie den Honig auch zu einem fairen Preis verkaufen können. Es gehe nicht darum, besonders viel Gewinn zu machen, sagt Schmidt. Es reiche, wenn die Kosten zumindest teilweise gedeckt würden. Deswegen hält "nearBees" die Einstiegshürden sehr niedrig, der Anfang ist zunächst ein Testlauf. Die Honighersteller sollen unterstützt und nicht ausgenutzt werden.

Tatsächlich zeigen sich erste Erfolge: Etwa zwei Tonnen Honig konnte "nearBees" laut Viktoria Schmidt bereits vermitteln. Die Kosten deckt die Firma teilweise durch Crowdfunding und Social-Investment-Fonds. Dazu kommen Messeauftritte und Vorträge, Firmenpatenschaften für Bienenvölker und personalisierte Angebote für Unternehmen. Zudem erhält "nearBees" einen Anteil von 15 Prozent am über ihre Seite verkauften Honig. "Ziel ist allerdings, dass sich die Firma in Zukunft komplett selbst tragen kann", erzählt Viktoria Schmidt.

Eine Neuerung bringt insbesondere die ökologische Verpackung. Als studierte Produktdesignerin hat die 29-Jährige ein neues Konzept für das Verpacken und Verschicken des Honigs entworfen. "Ein Honigglas ist breit, schwer und umständlich zu verschicken. Unsere Verpackung ist aus Papier und beinhaltet den Honig in einem nachfüllbaren Kunststoffbeutel. Der Online-Versand ist bequemer, verkürzt Transportwege und verringert dadurch Emissionen. Wir passen den Honigverkauf an die moderne Gesellschaft an", sagt Schmidt.

Doch nicht nur die Unterstützung der Imker ist das Ziel von Viktoria Schmidt und ihrer Firma: "Als ich noch ein Kind war, hat mein Großvater immer Bienen gehalten. Eines Tages hörte er damit auf und ich habe erstaunliche Veränderungen beobachtet. Ohne die Bienen trugen die Bäume in unserem Garten irgendwann keine Früchte mehr und ohne diese blieben die Vögel fern. Das war der Moment, in dem mir der ökologische Kreislauf und die wichtige Rolle der Biene als Bestäuber klar wurde." So finden sich auf der Website (www.nearbees.de) auch viele Informationen über die ökologische Rolle der Biene und die Völker, deren Honig man erwerben kann. Für Viktoria Schmidt ist es die größte Bestätigung, wenn die Menschen nachfragen und sich für das Thema interessieren. "Ein Bienenvolk bestäubt am Tag etwa 20 Millionen Blüten und fliegt für die Produkten von einem Glas Honig dreimal um die Welt. Das ist eine unglaubliche Leistung. Wir wollen das Bewusstsein der Menschen für die wichtige Rolle der Biene in der Natur wecken und das Sterben ihrer Art verhindern. Es geht darum, ihr eine Stimme zu geben."

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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