Ausstellungsstück:Wege zu olympischem Ruhm

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Nach den Olympischen Spielen in Los Angeles hat Rudolf Ismayr die Gewichtheber-Abteilung der SpVgg Freising gegründet und Talente dorthin geholt. (Foto: Stadtarchiv)

Goldmedaillen-Gewinner Rudolf Ismayr hat ein Buch über Training für Gewichtheber geschrieben. Es ist das Archivstück des Monats

Sportler aus fast 100 Nationen treffen sich von Freitag, 9. Februar, an im südkoreanischen Pyeongchang zu den 23. Olympischen Winterspielen. Auch Freising kann in der Geschichte der Spiele auf Goldmedaillen-Gewinner zurückblicken. Mit Josef Manger und Rudolf Ismayr gewannen in den Dreißigerjahren zwei Freisinger Sportler bei den Olympischen Spielen in Los Angeles und Berlin Wettkämpfe im Gewichtheben. Im Stadtarchiv Freising ist von Rudolf Ismayr ein Splitternachlass erhalten, der dessen Karriere nachzeichnet und sie mit einer Sammlung von Zeitungsausschnitten, Auflistungen von Wettkampfergebnissen und Korrespondenzen dokumentiert.

Zudem zeigt der Nachlass, dass Ismayr daran interessiert gewesen ist, seine Fähigkeiten und Trainingsmethoden im Gewichtheben weiterzugeben. 1935 erschien im Trigon-Verlag das Sportbuch "Gewichtheben von Olympia-Sieger Rudi Ismayr", das im Februar das Archivstück des Monats des Stadtarchivs bildet. In dieser Veröffentlichung stellt Ismayr zum einen autobiografisch seinen Werdegang und seine Wettkampferfahrungen, insbesondere die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles, dar. Zum anderen wollte er aber seine Trainingsmethoden präsentieren und den Leser dazu ermuntern, diese Sportart zu betreiben.

Das Werk beinhaltet in einem ersten Abschnitt neben einer kurzen Historie des Sports eine Beschreibung der Teildisziplinen des Gewichthebens. Daran schließt sich ein zweiter Bereich an, in welchem sich Ismayr mit Trainingsmethoden für das "Drücken", "Reißen" oder "Stoßen" der Hanteln, auseinandersetzt. Ausgehend von diesen erstellt er einen aus seiner Sicht idealen Wochenplan für ein Krafttraining mit verschiedenen Geräten und für verschiedene Muskelgruppen. In einem letzten Kapitel gibt Ismayr, vermutlich als Orientierungshilfe, eine Übersicht zu deutschen Rekorden und über die Weltrekorde in den verschiedenen Gewichtsklassen. Dass seine Trainingsmethoden Erfolg versprechend gewesen sind, zeigt nicht nur sein eigener Olympiasieg im Jahr 1932, sondern auch der seines Zöglings Josef Manger. Dieser gewann vier Jahre später in Berlin die Goldmedaille im Schwergewicht.

Ismayr wurde am 14. Oktober 1908 in Landshut geboren. Seine Jugend verbrachte er in Landshut und Deggendorf, wo er 1924 im Alter von 16 Jahren mit dem Boxen und Gewichtheben begann. Bereits 1925 wurde er niederbayerischer Gaumeister im Leichtgewicht, bei den Wettkämpfen kam es zu einem ersten Treffen mit dem späteren Reichstrainer Josef Zimmermann. 1928 zog Ismayr nach München und begann ein Studium der Rechtswissenschaften. Sein Training setzte er bei mehreren Sportvereinen fort. Zimmermann holte ihn 1930 zum SC Roland München, wo er das Training intensivierte. 1931 wurde Ismayr in Magdeburg Deutscher Meister und bei den Meisterschaften in Luxemburg Europameister. Dies ermöglichte ihm 1932 die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles, wo er für das Deutsche Reich die erste Goldmedaille im Gewichtheben errang.

Nach den Spielen begann Ismayr mit dem Aufbau der Gewichtheber-Abteilung der SpVgg Freising und holte Talente wie den Bamberger Josef Manger nach Freising. Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 1936 in Berlin sprach er den Olympischen Eid. Zudem gewann er die Silbermedaille in seiner Gewichtsklasse. Während des Zweiten Weltkriegs, wurde Ismayr 1940 zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 geriet er in britische Gefangenschaft, aus welcher er 1946 entlassen wurde.

Nach dem Krieg war Ismayr als Jurist im Staatsdienst tätig und wandte sich der Friedensbewegung zu. Politisch setzte er sich für die Abschaffung von Atomwaffen ein und kandidierte 1957, 1961 und 1965 erfolglos für den "Bund der Deutschen" sowie für die "Deutsche Friedens-Union" bei den Bundestagswahlen. Am Ende seiner Sportlerkarriere blickte Ismayr auf sieben Deutsche Meistertitel, drei Europameister-Titel, mehrere Weltrekorde und den Olympiasieg von 1932 zurück. Am 9. Mai 1998 starb er in Marquartstein.

© SZ vom 06.02.2018 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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