Die 17-jährige Sabrin Salifu besucht seit einigen Tagen die zwölfte Jahrgangsstufe am Josef-Hofmiller-Gymnasium (JoHo) in Freising. Zu den Lieblingsfächern der Jugendlichen zählen Geschichte, Sozialkunde und Chemie. In Letzterem ist Salifu sogar so gut, dass sie vergangenes Jahr in das Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern" (TiL) aufgenommen worden ist. Genau zwei Schülern des Landkreises Freising ist jenes Unterfangen 2017 gelungen: Ihr und Ricardo Dias, der ebenfalls am JoHo unterrichtet wird.
"Talent im Land" wurde im Jahr 2003 in Baden-Württemberg ins Leben gerufen, nur zwei Jahre später wurde es auch im Freistaat eingeführt. "In Deutschland beeinflusst die soziale und wirtschaftliche Lage der Eltern noch viel zu sehr den Bildungserfolg junger Menschen. Dabei ist gerade für Jugendliche aus benachteiligten Familien Bildung der Schlüssel zu einer selbstbestimmten und erfolgreichen Zukunft", wird die Problematik auf der TiL-Website beschrieben. Ziel des Programms sei es deshalb, begabte junge Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife zu unterstützen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden hätten. Getragen wird "Talent im Land - Bayern" durch die Robert-Bosch-Stiftung und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
Die Stipendiaten werden durch eine monatliche finanzielle Förderung in Höhe von 100 Euro und ein umfassendes Bildungsangebot in Form von Seminaren, Workshops und Kursen unterstützt. Mehr als 400 talentierte und engagierte Jugendliche wurden bisher durch TiL im Freistaat gefördert. Vergangenes Schuljahr sind laut Michael Herm, Pressereferent der Robert-Bosch-Stiftung, 50 neue Stipendiaten aus ganz Bayern in das Programm aufgenommen worden - unter anderem die zwei Freisinger Gymnasiasten.
Sabrin Salifu machte ihr Klassenlehrer Stefan Praha auf TiL aufmerksam. Ende der zehnten Klasse sei Praha, der auch den klassenübergreifenden JoHo-Kurs "Begabungsstützpunkt Naturwissenschaften (Biologie, Chemie)" leitet, auf die Jugendliche und zwei weitere Schüler zugegangen und habe ihnen jenes Programm vorgeschlagen, sagt Salifu. "Ich habe mir die Anforderungen und Leistungen von TiL angesehen, mit Herrn Praha Rücksprache gehalten und festgestellt, dass es sich um eine gute Sache handelt", erzählt die Stipendiatin. Anschließend habe sie sich für das Stipendium beworben.
Jetzt befindet sich die gebürtige Freisingerin, deren Eltern vor ungefähr 20 Jahren aus Ghana nach Deutschland übergesiedelt sind, bereits in ihrem zweiten Stipendienjahr und strotzt immer noch vor Begeisterung. Durch die vielzähligen Workshops und Seminare habe sie sich einiges an Wissen aneignen können, so die 17-Jährige. "Da habe ich einen Vorteil meinen Klassenkameraden gegenüber", meint Salifu. Zu ihren Highlights zählt die Sommerakademie "Vom Leer-Raum zum Spiel-Raum - Dimensionen eines vielschichtigen Begriffs", die vergangenen Juli im Salem International College in Überlingen stattgefunden hat. "Dort bin ich erstmals Stipendiaten aus Baden-Württemberg begegnet, habe mich am interaktiven Unterricht beteiligen können, Workshops machen und auch geben dürfen", schwärmt die Jugendliche. Es sei eine sehr erlebnisreiche Woche gewesen.
Auch das monatliche Bildungsgeld weiß Salifu sehr zu schätzen und legt es hauptsächlich in Bildung an. "Von dem Geld tätige ich Investitionen wie die Anschaffung von Stark-Büchern und Bildungs-Programmen", führt die Gymnasiastin aus, denn im Anschluss an die Schule möchte Salifu Medizin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität studieren.
Neben der Schule engagiert sich die Jugendliche gemeinnützig beim Bayerischen Roten Kreuz. "Ich habe dort eine Sanitätsausbildung gemacht und bin Fachsanitäterin", sagt sie. Gerade hilft sie den Rettungssanitätern auf dem Volksfest aus. Außerdem wurde Salifu im vergangenen Schuljahr in den Jugendkreistag gewählt. Das strebt sie auch heuer wieder an.
Bald werden 50 weitere bayerische Schülerinnen und Schüler als Stipendiaten in das TiL-Programm aufgenommen. Die Jurytagung findet am Samstag, 22. September, statt. Laut Anna Klassen, Leiterin des bayerischen Stipendienprogramms, hat es auch heuer wieder eine Jugendliche aus Freising in die Vorauswahl geschafft und wird kommende Woche die Chance erhalten, die Jury von ihrem Können zu überzeugen.