Auslauf für Tierheim:Genehmigung verschleppt

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Dass das Verfahren sich nun schon über eineinhalb Jahre hinzieht, ist nicht nachzuvollziehen

Kommentar von Kerstin Vogel

Dass sich Menschen Hunde anschaffen, ohne über die langjährige Verpflichtung nachzudenken, die sie damit eingehen, ist nicht neu. Dass manche dieser Menschen sich dann der lästig werdenden Haustiere entledigen, indem sie diese einfach im Tierheim abgeben - Tierschützer können seit Jahren ein Lied davon singen. Der Corona-Lockdown hat diesen verantwortungslosen Umgang mit Lebewesen noch befördert. Manch einer hielt den Zeitpunkt zur Anschaffung eines Hundes für gekommen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was für Anforderungen die Erziehung mit sich bringt - oder was mit dem Tier passiert, wenn die Normalität vor allem in der Arbeitswelt zurückkehrt.

Unter dieser Wegwerfmentalität leiden neben den Tieren selbst vor allem diejenigen Menschen, die sich um deren Schicksal kümmern müssen. Die Hunde, die im Tierheim abgegeben werden, sind nur zu oft eben keine gut erzogenen Kuscheltiere, die leicht weiter vermittelt werden können. Sehr oft handelt sich vielmehr um Tiere, die ihren Besitzern im Sinne des Wortes über den Kopf gewachsen sind, deren Erziehung schwierig war oder nicht stattgefunden hat - und die dadurch bedingt vielleicht auch schon den ein oder anderen Beißvorfall hatten. Solche Kaliber werden im Tierheim im Idealfall nicht nur aufbewahrt, sondern auch durch Ausbildung und Training in einen vermittelbaren Zustand gebracht.

Dass das Tierheim dafür den nötigen Raum braucht, liegt auf der Hand. Gerade die zuletzt oft abgegebenen Herdenschutzhunde, verkorksten Schäferhunde oder Rottweiler lassen sich nicht in kleinen Zwingern halten, mögen häufig keine Artgenossen - und die stressige Situation auf engstem Raum gefährdet am Ende die Tierpfleger.

Das Problem mit potenziell gefährlichen Abgabehunden betrifft die Allgemeinheit und der Landkreis Freising sollte sich glücklich schätzen, endlich über ein Tierheim mit engagierten Mitarbeitern zu verfügen, die hier die Aufgabe einer "Resozialisierung" auffällig gewordener Hunde übernehmen. Dass die Genehmigung der dafür notwendigen Anlagen auf dem Tierheimgelände nun seit mehr als anderthalb Jahren verschleppt wird, weil man genau hier nun akribisch über den Lebensraum eines einzelnen Rebhuhnpaares wachen muss, ist nicht nachzuvollziehen. Natürlich müssen Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden, sind Bestimmungen dazu einzuhalten. Warum nun aber offenbar ausgerechnet am Tierschutzverein so ein Exempel statuiert werden muss, darüber kann man sich tatsächlich bestenfalls wundern.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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