Ausgezeichnet:Erfolgsmodell eines Abstiegskandidaten

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Auf dem Fußballplatz reißt der TSV Rudelzhausen derzeit wenig, dennoch hat der Verein Grund zum Feiern: Für sein Engagement in der Mittagsbetreuung der Grundschule ehrt ihn jetzt die Sepp-Herberger-Stiftung

Von Peter Becker, Rudelzhausen

Zwei alles überragende Erlebnisse hat es bislang im Leben von Christian Schmitt, dem Abteilungsleiter der Rudelzhausener Fußballer, gegeben. Das eine war die Geburt seines Kindes, das andere seine Hochzeit. Vor kurzem hat sich ein drittes Ereignis im Ranking dazugesellt. Der TSV Rudelzhausen ist für sein Engagement in der Mittagsbetreuung der Grundschule von der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußballverbands (DFB) ausgezeichnet worden. In der Kategorie "Schule und Sport" belegte der kleine Fußballverein aus der Hallertau den dritten Platz. Zusätzlich gab es einen Geldpreis von 2000 Euro.

Dass der TSV Rudelzhausen sportlich "nicht das Erfolgsmodell des Jahrhunderts" ist, gibt Schmitt unumwunden zu. Die Mannschaft bereitet sich moralisch schon mal auf den Abstieg in die C-Klasse vor. Ehrenamtlich wird in dem Verein aber Großes geleistet. Seit fünf Jahren nehmen sich Schmitt und seine Helfer der Nachmittagsbetreuung an der örtlichen Grundschule an. Idee ist, einerseits die Kinder für den Fußballsport zu begeistern, ihnen auf der anderen Seite aber das Gefühl zu geben, dass jemand da ist, der sich um sie kümmert. "Es ist ein offenes Modell", sagt Schmitt. "Wer Lust hat, der kommt." Das Angebot ist mittlerweile etabliert. Mal kommen mehr, mal weniger Kinder aus Rudelzhausen, Tegernbach oder Puttenhausen zum Kicken. Die Teilnehmerzahl schwankte in der Vergangenheit zwischen zehn und 20 Sportlern. Junge Flüchtlinge, die kaum Deutsch sprechen, spielen ebenfalls mit, so dass der TSV Rudelzhausen auch ein Stück Integrationsarbeit leistet.

Das Projekt ist bei der Landesstelle für Schulsport gemeldet. "Damit es einen offiziellen Charakter hat", erklärt Schmitt. Und natürlich auch aus Versicherungsgründen. Der Bayerische Fußballverband ist auf die Rudelzhausener Initiative aufmerksam geworden. "Er hat uns vorgeschlagen", erzählt der Fußball-Abteilungsleiter. Der dritte Preis in der Kategorie "Schule und Sport" und die Einladung zur Preisverleihung in Mannheim sind für ihn "eine Riesensache". Er werde dies immer als eines seiner größten Erlebnisse in Erinnerung behalten, versichert Schmitt. Kein Wunder, wenn man mal Gelegenheit hat, mit Fußballgrößen wie Uwe Seeler zu plaudern. Was Schmitt mit Stolz erfüllt: "Der TSV Rudelzhausen war der einzige Verein aus Bayern." Und mit Sicherheit war er der kleinste der geehrten Vereine.

Neben dem fußballerischen Element sollen den Kindern Werte wie Respekt, Teamgeist und die Achtung vor dem Gegenspieler vermittelt werden. Die Schüler spielen interne Turniere aus. Da lernen die Kinder, sich Entscheidungen des Schiedsrichters zu fügen. Und sie verstehen, dass der Unparteiische nicht einfach irgendein Depp ist, den man nach Lust und Laune beschimpfen kann, sondern ein Mensch ist, in dessen Händen die Verantwortung für ein Fußballspiel liegt.

Ob der ein oder andere Schüler den Weg in eine der Jugendmannschaften des TSV Rudelzhausen findet, ist ungewiss. Vertragen könnte es der Verein schon. Schmitt macht sich nichts vor. Wenn der TSV Rudelzhausen in die C-Klasse abgestiegen ist, "sind wir die schlechteste Mannschaft im Landkreis". Das ist nicht unbedingt ein Aushängeschild, das Spieler zu dem Holledauer Verein lockt. Mit Geld will Schmitt sowieso niemanden ködern. Es liegt ihm vielmehr daran, eine Mannschaft zu formen, deren Spieler aus dem Gemeindegebiet kommen. Wenn da der eine oder andere Recke den Weg von selbst zurückfindet, kann es ihm nur recht sein.

Eine wichtige Rolle spielt bei dem Konzept, wieder eine bessere Rolle im Landkreis-Fußball einzunehmen, die Jugendarbeit. Die wird derzeit beim TSV Rudelzhausen forciert. "Wir starten vom Nullpunkt aus", sagt Schmitt. Was ihn positiv stimmt: Zusammen mit dem SC Tegernbach, mit dem die Rudelzhausener eine Spielgemeinschaft bilden, sind etwa 100 Kinder im Spielbetrieb. In der nächsten Saison soll es wieder C-Junioren geben. Das ist das Fundament, auf dem der TSV aufbauen will.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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