Ausbildung soll "universitärer" werden:Neues Profil für die Agrarwissenschaften

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Einen Direktor sucht die TU München für das Hans-Eisenmann-Zentrum für Agrarwissenschaften, Wilhelm Windisch ist zurückgetreten. (Foto: Marco Einfeldt)

Die TU München prüft derzeit, ob sie zwei gemeinsame Masterstudiengänge mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf fortführt - in beiden Institutionen lösen diese und weitere Pläne Unruhe aus

Von Katharina Aurich, Freising

Kooperationen ausbauen, Synergieeffekte am Standort Weihenstephan nutzen - davon ist am Wissenschaftszentrum der TU München (TUM), der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) viel die Rede. Alle drei Institutionen forschen zu grünen Themen und arbeiten mit Praktikern zusammen. Ein gemeinsames Angebot von TUM und HSWT steht nun aber auf dem Prüfstand - die Masterstudiengänge Gartenbau- und Agrarmanagement.

Seit Wintersemester 2014/2015 gibt es diese beiden Studiengänge, im Sommersemester 2017 waren dort insgesamt 166 Studenten eingeschrieben. Ob es im Winter 2018 allerdings weitergeht, sei noch offen, sagt der Dekan des Wissenschaftszentrums Weihenstephan, Thomas Becker. "Wir wollen unser universitäres Profil schärfen", gleichzeitig aber die HSWT und die Landesanstalt mit anwendungsnäheren Modulen integrieren. Dies sei jedoch schwierig und eine "Mammutaufgabe", schildert Becker.

Die TUM wolle ihre Schwerpunkte mehr auf eine Internationalisierung und die digitale Landwirtschaft legen. Beide Masterstudiengänge "werden in die Hand genommen", sie müssten für eine neuerliche Akkreditierung angepasst werden. "Wir werden natürlich weiter die Kooperation pflegen, aber ein neues Konzept erstellen und die Zusammenarbeit neu aufstellen." Dazu müsse geklärt werden, wie sich die anderen künftig einbringen könnten. Deshalb liefen derzeit Gespräche mit Vertretern von HSWT und LFL.

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bleibe für die TU München ein wichtiger Kooperationspartner, versichert Pressesprecher Ulrich Marsch. Aber "wir überprüfen unsere Studiengänge, ob sie noch zeitgemäß sind". Dies sei ein normaler Vorgang und werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es sei noch nicht absehbar, wann eine Entscheidung über die Zukunft der beiden gemeinsamen Masterstudiengänge fallen werde.

An der HSWT, wo Anfang Oktober der neue Präsident Eric Veulliet sein Amt angetreten hat, möchte man die Kooperation fortführen, wie Vizepräsident Markus Reinke betont. In einem Positionspapier habe die Hochschule Weihenstephan -Triesdorf Anfang September dargelegt, wie die zukünftige Kooperation aus ihrer Sicht aussehen solle. Nun warte man auf die Antwort der TUM, so Reinke.

Die Hochschule hat mit der TU als Kooperationspartner erst vor kurzem einen Rückschlag hinnehmen müssen, denn das Wissenschaftszentrum Straubing, eine ehemalige Gemeinschaftseinrichtung von sechs bayerischen Hochschulen, unter ihnen TUM und HSWT, wird jetzt zu einem "Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der TU München" entwickelt. Die HSWT, die zu den Gründungsmitgliedern gehörte, erhält lediglich den Status einer "privilegierten Partnerschaft", wie es in einem Beschluss des bayerischen Ministerrats heißt. Dies hatte innerhalb der HSWT für Unmut gesorgt, wie Insider berichten.

Aber auch innerhalb der TUM stehen am Wissenschafszentrum Weihenstephan im Bereich der Agrarwissenschaften Änderungen bevor: Im Sommer trat Wilhelm Windisch, der kommissarische Leiter des Hans-Eisenmann-Zentrums, das eng mit der Agrarforschung an der TUM verwoben ist, zurück. Er wollte keine Gründe für seinen Rücktritt nennen. Nur so viel: Die Agrarwissenschaften seien dabei, ihren Standort und die Schwerpunkte, die gelehrt und beforscht werden, neu zu bestimmen. Über die internen Diskussionen und Auseinandersetzungen wolle er nichts nach außen tragen. Einen Nachfolger als Leiter des Eisenmann-Zentrums gebe es noch nicht, informiert Dekan Becker.

Seinen Hut genommen hat auch der Studiendekan der Agrar-und Gartenbauwissenschaften, Heinz Bernhardt, der kürzlich von diesem Amt zurücktrat. Auch für ihn gibt es noch keinen Nachfolger. Unter der Hand berichten Eingeweihte, dass der Grund der Rücktritte Unstimmigkeiten wegen der künftigen Ausrichtung der Agrarwissenschaften an der TU München seien.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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