Aus Ärger über ein schlampiges Zeugnis:Dienstwagen nicht zurückgegeben

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Das Verfahren gegen eine ehemalige Außendienstmitarbeiterin wird gegen eine Geldauflage eingestellt

Von Peter Becker, Freising

Die Jugendfußballer des SVA Palzing werden sich freuen. 900 Euro kommen für neue Trikots in die Vereinskasse. Zahlen muss sie eine 35-jährige Frau aus dem südlichen Landkreis. Sie hatte als Außendienstmitarbeiterin eines im Beautybereich auf Markenbildung spezialisierten Unternehmens aus München ihren Dienstwagen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt abgegeben. Die Firma ließ das Fahrzeug nach langem Hickhack von der Neufahrner Polizei sicherstellen. Angeklagt war die Frau vor dem Freisinger Amtsgericht wegen Unterschlagung. Nach einem Rechtsgespräch zwischen Rechtsanwalt Walter Huber, Richterin Tanja Weihönig und dem Staatsanwalt wurde das Verfahren gegen die Geldauflage von 900 Euro eingestellt.

Der Schilderung der Angeklagten zufolge fühlte sie sich von ihrem einstigen Arbeitgeber schlecht behandelt. Die Außendienstmitarbeiterin hatte ihren Angaben nach zahlreiche Kunden in ganz Bayern geworben. Im Jahr 2013 sollte sie einen neuen Vertrag bekommen, demzufolge sie erheblich weniger verdienen sollte als bisher. Sie sei unter Druck gesetzt und am Ende sei ihr gekündigt worden, sagte die Frau vor Gericht.

Im August des vergangenen Jahres wurde die Außendienstmitarbeiterin freigestellt. Das Arbeitsverhältnis sollte zum 31. Oktober 2016 enden. Am Stichtag tauchte der Vertriebsdirektor der Firma bei der einstigen Angestellten auf, um Dienstlaptop, Handy und Drucker abzuholen. Den Dienstwagen, einen BMW, wollte die Frau noch nicht herausgeben. Das habe sie erst tun wollen, wenn sie ein korrektes Zeugnis und eine Arbeitsbescheinigung von dem Arbeitgeber erhalten habe, sagte sie. Die ihr auf dem Postweg zugesandten Papiere seien nämlich zerknittert und voller Rechtschreibfehler gewesen, sagte sie vor Gericht. Eine Arbeitsbescheinigung, die sie bei der Agentur für Arbeit hätte vorlegen müssen, habe sie gar nicht bekommen. Deshalb sei sie über einen längeren Zeitraum gar nicht krankenversichert gewesen.

Der Kontakt zu ihrem einstigen Arbeitgeber riss ab. "Ich hab das Auto auf die Straße gestellt", sagte die Angeklagte. "Die hätten es bloß abholen brauchen", meinte sie - in der Annahme, dass ein Zweitschlüssel existiere. Den gab es aber offenbar nicht. Die Beschuldigte hätte den Wagen vorfahren und ihren Schlüssel in den Firmenbriefkasten werfen können. Das aber wollte sie nicht. "Ich durfte ja nicht mehr fahren", sagte sie. Dem Vertriebsdirektor wurde es zu bunt. Er ließ einen Ersatzschlüssel anfertigen, um das Auto zu holen. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass der nicht passte. Die Firma erstattete Anzeige. Polizisten fuhren bei der Frau vor, um den Wagen sicherzustellen. Sie sei unfreundlich, aber kooperativ gewesen, sagte eine Polizistin als Zeugin.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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