Auftaktveranstaltung:Lebensraum erhalten

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Kartierer sind im Vogelschutzgebiet "Nördliches Erdinger Moos" unterwegs, um den Bestand zu erfassen

Der große Sitzungssaal des Landratsamtes war voll, als am Donnerstag die Auftaktveranstaltung für das europäische Vogelschutzgebiet "Nördliches Erdinger Moos" stattgefunden hat. Zwar ist das 4535 Hektar große Gebiet südlich der Autobahn A92 zwischen Berglern, Eitting und dem Flughafen, dessen Wiesen dazu gehören, schon seit 2008 offiziell bei der Europäischen Union gemeldet, doch erst jetzt wird der Bestand an Vögeln wissenschaftlich erfasst und werden danach Maßnahmen zu deren Erhalt festgelegt. Das ist erklärtes Ziel der EU, dass sich die Bedingungen in den Natura 2000-Gebieten, wie die europäischen Schutzgebiete heißen, nicht verschlechtern dürfen.

Das Vogelschutzgebiet beherbergt bedeutende Populationen hochgradig gefährdeter Wiesenbrüterarten, unter anderem die größte bayerische Population des Großen Brachvogels sowie große Bestände von Kiebitz und Feldlerche. Dazu gibt es kleinere Bestände der in Bayern vom Aussterben bedrohten Grauammer oder stark gefährdete Arten wie Wachtelkönig, Rebhuhn oder Baumpieper. Bei allen Bemühungen um den Schutz der Vögel, so hat der Managementplan für Grundbesitzer, Land- und Forstwirte doch keinen rechtsverbindlichen Charakter. Das betonte auch der Freisinger Landrat Josef Hauner (CSU) bei der Veranstaltung. "Alle Flächen dürfen weiter bewirtschaftet werden", versicherte er. Trotzdem wird sich die Regierung von Oberbayern, die für die Umsetzung des Managementplans verantwortlich ist, ebenso wie die örtlich zuständige Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt um eine intensive Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern bemühen. So ist ausdrücklich erwünscht, dass die Nutzer des Mooses ihre Erfahrungen und Wünsche einbringen, mehrere Gesprächsforen sind dafür angesetzt.

Zuerst aber kommt eine genaue Kartierung durch Mitarbeiter der Regierung. Sie sind ab Montag in dem Gelände unterwegs, um heraus zu finden, welche Vögel sich in welcher Zahl wo genau befinden. Die Zeit drängt, momentan läuft die Balz und Reviersuche, da sind die Vögel am auffälligsten und leichtesten zu finden. Dazu stehen den Kartierern verschiedene Mittel zur Verfügung. Sie sind mit Ferngläsern, Spektiven und offenen Ohren tags und nachts unterwegs, stellen Klang-Attrappen mit Rufen diverserer Vogelmännchen auf, auf dass andere Vögel antworten. Liegen dann konkrete Zahlen auf dem Tisch, folgt der Managementplan mit den Maßnahmen.

Dabei wird vor allem auf Vertragsnaturschutz gesetzt, dass heißt, Landwirte bekommen Geld, wenn sie zum Beispiel eine Wiese, auf der Brutpaare verortet sind, erst nach der Brut mähen oder insgesamt extensiver bewirtschaften. Auch Spezialbewirtschaftungen gibt es, etwa, indem man eine Kuhherde auf bestimmte Wiesen lässt, damit in den hinterlassenen Dunghaufen dann Würmer sind, die wiederum Nahrung für Vögel darstellen. Sehr weit gediehen sind Maßnahmen auf Flächen der Flughafen München Gesellschaft (FMG), vor allem am Flughafen selbst, dessen Wiesen hinter dem Zaun mittlerweile so viele Große Brachvögel beheimaten, dass sogar die Fachwelt staunt. Die FMG hat schon seit Jahren ein Management aufgebaut, das genau festlegt, wann welche Wiesen vogelfreundlich gemäht werden.

Wenn bis zum Sommer die Vogelarten erfasst sind, wird der Managementplan ausgearbeitet. Nach den Stellungnahmen der Behörden folgt ein weiterer Runder Tisch mit Eigentümern und Betroffenen, dann kommt die Endfertigung. Und in rund einem Jahr gibt es dann eine genaue Betriebsanleitung, wie der Lebensraum der seltenen Vögel im nördlichen Erdinger Moos erhalten werden kann.

© SZ vom 22.03.2019 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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