Aufschlussreiche Flughafen-Homepage:Stadt fühlt sich hintergangen

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Die Flughafengesellschaft will in ihr Terminal 1 investieren. Den Freisinger Stadträten gefällt das nicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Flughafengesellschaft will das alte Terminal deutlich ausbauen, der Freisinger Planungsausschuss lehnt dies ab und erwägt eine Klage. Die Stadträte sind sauer - auch weil ihnen wichtige Informationen vorenthalten wurden.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Pläne der Münchner Flughafenbetreiber zur Erweiterung des alten Terminals im Erdinger Moos stoßen bei der Stadt Freising nicht auf Gegenliebe. Der Planungsausschuss des Stadtrats entschied am Mittwoch, prüfen zu lassen, ob für das Vorhaben, das immerhin sechs Millionen Passagiere zusätzlich bringen soll, nicht ein Planfeststellungsverfahren erforderlich wäre. Diese Ansicht vertritt zumindest der Bund Naturschutz, wie Flughafenreferent Manfred Drobny (Grüne) die Kollegen informierte.

Vorgelegt worden waren den Stadträten für ihre Sitzung am Mittwoch jedoch die Unterlagen für ein Plangenehmigungsverfahren, in dem die Stadt Freising lediglich eine Stellungnahme hätte abgeben sollen. Von zusätzlichen Passagieren war darin nicht die Rede. Eine "Sauerei" nannte das Drobny, von einem "schlechten Scherz" sprach Planungsreferent Franz Bernack (FSM). Tatsächlich sind die Pläne der FMG als Betreibergesellschaft für das Terminal 1 lange bekannt. 400 Millionen Euro sollen in einen 320 Meter langen An- und Umbau im nördlichen Bereich des Abfertigungsgebäudes investiert werden. Ein weiterer Flugsteig ist geplant und auch die Ladenfläche soll um etwa 7000 Quadratmeter größer werden. Eine Inbetriebnahme ist für 2022 avisiert.

Das alles hat man auch bei der Freisinger Stadtverwaltung noch einmal auf der Internetseite der Flughafengesellschaft nachgelesen - und sich gewundert. Denn in den Unterlagen, die der Nachbarkommune von der FMG zugegangen sind, wird die Notwendigkeit der Erweiterung lediglich mit Engpässen bei der Abfertigung von Großraumflugzeugen, zusätzlich erforderlichen Sicherheitseinrichtungen und der zunehmenden Kontrolle von Passagieren aus dem Non-Schengen-Raum begründet. Jeder Hinweis auf zusätzliche Fluggäste und die damit verbundene "luftseitige" Kapazitätssteigerung aber fehlt, wie Beate Metz vom städtischen Umweltamt beklagte. Gleichzeitig werde bei den vorgelegten Gutachten zur Lufthygiene und den Lärmauswirkungen aber der Planfall für das Jahr 2025 mit einer dritten Startbahn am Flughafen herangezogen.

Weil die Stadt Freising den Bau dieser weiteren Piste bekanntlich ablehnt, hatte die Stadtverwaltung dem Ausschuss zunächst eine ablehnende Stellungnahme zu dem Projekt der Flughafenbetreiber vorgelegt und darin einen "engen Zusammenhang mit der dritten Start- und Landebahn" unterstellt. Deshalb sei die Planungshoheit der Stadt betroffen, so die Argumentation, außerdem sei unter anderem mit "wesentlichen Zunahmen beim Straßenverkehr zu rechnen". Man sehe das Vorhaben daher "kritisch".

Den Stadträten ging das jedoch quer durch alle Fraktionen nicht weit genug. Da werde vordergründig mit Schengen argumentiert, und in Wahrheit gehe es darum, Platz für die Abfertigung von sechs Millionen Passagieren zu schaffen, empörte sich Planungsreferent Bernack: "Das entspricht dem Gesamtverkehrsaufkommen eines mittleren deutschen Flughafens wie etwa Hannover." Die Flughafengesellschaft versuche, "sich da durch die Hintertür ohne Planfeststellungsverfahren durchzuwurschteln", sagte der FSM-Stadtrat weiter: "So brauchen wir uns nicht an der Nase herumführen zu lassen, da sollten wir gleich den Klageweg prüfen."

Ähnlich sah das auch Rudi Schwaiger (CSU): "Wenn es für das Projekt wirklich ein Planfeststellungsverfahren bräuchte, dann sollten wir rechtlich dagegen vorgehen und zwar jetzt schon - nicht erst, wenn der Bescheid da ist."

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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